Jahrzehntelang Sportler - jetzt plötzlich massiver Leistungsverlust

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Gode_RE
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Jahrzehntelang Sportler - jetzt plötzlich massiver Leistungsverlust

Beitrag von Gode_RE »

Hallo allerseits,

meine Ärzte (Internist, Lungenfacharzt, Kardiologe, Orthopäde) kommen nicht dahinter, deswegen frage ich hier an. Ich suche eigentlich einen Sportarzt, der sich nicht nur rein orthopädisch definiert. Habe in meiner Region da leider noch nichts gefunden, vielleicht gelingt mir das über diesen Weg.



Zunächst ein paar Rahmendaten:

Ich bin soeben 62 Jahre alt, männlich, bin 178 cm groß und habe die letzten Jahrzehnte ca. 72 - 75 kg gewogen bei einem Körperfettanteil von 13 - 16%. Seit 6 Monaten wiege ich ständig zwischen 78-79 kg bei 16 - 18% Körperfettanteil.

Ich rauche nicht (noch nie) und ernähre mich seit Jahrzehnten fleischarm, aber nicht philosophisch fleischlos. Stattdessen viel Obst und frisches Gemüse, ansonsten Vollkornbrot und Eiweiße in Form von Käse, Joghurt, Nüsse, Mandeln, Fisch. Alkohol kommt bei mir nur höchst gelegentlich vor, und dann nur in Form von Weinschorle oder Sektgetränke, Ich nehme keine Medikamente zu mir, aber seit 3 Monaten (wegen der Symptomatik) sehr umfangreich Substitutionen.

Ich lebe seit vielen Jahren in einer erfüllenden harmonischen familiären Situation, habe einen stressfreien Beruf und bin seelisch sehr ausgeglichen, dankbar und im Grunde genommen sorgenfrei. Ich kann eine psychisch-seelische Mitbeteiligung daher ausschließen, eher im Gegenteil ist das meine vielleicht wichtigste Ressource (ist auch mein Beruf).


Nun zu meinem Beschwerdebild:

Bis Ende letzten Jahres (2022) war ich athletischer Leistungssportler, hatte gut definierte Muskeln und bedeutsam viel Ausdauer. Meine Sportarten waren Langstrecken-Radfahren (Tourenrad, nicht Rennrad) und tägliches Fitnesstraining in meinem eigenen Sportstudio. Über die Jahrzehnte war bis zuletzt eher eine leichte Leistungssteigerung feststellbar, als ein Abbau. Mein Fitnesstraining war Kraft-Ausdauer mit Schwerpunkt auf Beweglichkeit. So bestand mein Fitnessprogramm bis zuletzt aus i.d.,R. 3 Sätzen zu je 50 Wiederholungen in z.B. Situps, seitl. Armheben li + re mit je 5 kg Hanteln, Latziehen und Bankdrücken mit 40 kg und vieles mehr. Muskelkater nach Übungseinheiten kannte ich eigentlich nicht.

Bis auf den Zeitpunkt um den Jahreswechsel. Meiner Wahrnehmung nach ziemlich plötzlich stellten sich nach meinen Sportübungen überall Muskelschmerzen und muskuläre Erschöpfung ein, was ich bis dato nicht kannte. Das steigerte sich zunächst langsam, dann ab Mai ganz rapide so sehr, dass ich nahezu gar keinen Sport mehr machen konnte. Im Mai bis Anfang Juni stellten sich dann nach auch nur geringsten Sportbelastungen Fieberschübe bis knapp unter 40 Grad Celsius ein und eine ungewöhnliche Infektanfälligkeit, die noch bis Anfang August auffällig war. Deshalb auffällig, weil ich sonst all die Jahre "nie was hatte", ich habe selbst im Winter noch relativ oder fast nackig trainiert (und danach in die Sauna), um mich abzuhärten. Fieber- und die Infektanfälligkeit nach Sport ist jetzt seit 2-3 Wochen zum Glück weg, ich kann auch wieder Fahrradtouren machen. Aber geblieben ist, dass ich selbst nach geringer Muskelbelastung (z.B. ne Stunde Rasenschneiden) für ein bis zwei Tage nahezu unerträgliche Schmerzen in den Armen habe, die dann nach drei Tagen in einen erträglicheren Dauerschmerz übergehen. Ganz weg sind sie nie. Die Beine sind zum Glück noch nicht so betroffen.

Jetzt stellt sich zusätzlich noch eine Steifigkeit im Rückenbereich ein, nach jedem Sitzen oder v.a. morgens nach dem Aufstehen. Das kriege ich zwar durch Rückenübungen wieder in den Griff, aber das ist Sport und wird quittiert mit Muskelschmerzen.

Anfang Mai hatte ich noch eine meiner regelmäßigen Checkup-Routineuntersuchungen - da waren sämtliche Laborwerte sowas von perfekt (wie eigentlich immer). In der Zeit bis zum Nachlassen der Fieberreaktionen (Juni) hingegen waren die Laborwerte teilweise ausserhalb des Toleranzbereichs, mittlerweile sind sie alle wieder innerhalb.

Internistisch konnte sich meine Ärztin keinen Reim drauf machen, zumindest was den krassen Leistungsabfall und Muskelrückbau betrifft. Beim Kardiologen wurde - völlig unerwartet - eine leichte Mitralinsuffizienz linksseitig und eine leichte Vorhofverdickung festgestellt, was für mich als Sportler bei eher chronisch niedrigem Blutdruck und Ruhepuls von etwa 50 unerklärlich war. Tatsächlich zeigte eine Langezeit-Blutdruckmessung aber eine Hypertonie 1. Grades bei fehlender Nachtabsenkung, was dann mit 8 mg Candesartan seit 3 Monaten behandelt wird. Seitdem sind meine Blutdruckwerte stabil wieder bei meinen früheren Werten angekommen (115 zu 62 bei Puls 54).

Erschreckend war für mich aber, dass ich in der Zeit mehrfach plötzlich massive Wassereinlagerungen in beiden Füßen hatte jeweils nach minimalem Sport, laut Waage 3-5 l von jetzt auf gleich (Körperfettanteil zugleich gesunken auf 7%, also wirklich Wasser, durch Drucktest auch Ödemsymptomatik). Das wurde jeweils erfolgreich mit einem Diuretikum behandelt (3-10 Tage 10 mg Torasemid). Ist jetzt aber nicht mehr akut. Eine sonografische Untersuchung beim Phlebologen erbrachte keine Auffälligkeit bei den Venenklappen und Arterien, alles sportlergemäß.

Ein Checkup beim Pneumologen erbrachte auch keine Pathologie, aber ein nur noch "durchschnittliches" Lungenvolumen. Was für ihn nach "normal" aussah, war für mich auffällig, weil ich über Jahrzehnte ein erhöhtes Lungenvolumen hatte und durchaus auch mal 150 bis 250 km am Stück radeln konnte, ohne dass mir die Puste ausging. Oder wie noch bis Ende 2022 durchaus auch mal 30 km im "stehenden Sprint". Daran ist jetzt nicht einmal mehr im Ansatz zu denken, und das ist erst 8 Monate her.

Mit einher bei den Symptomen nach Belastung (Sport, Gartenarbeit) waren auch kuriose neurologische Erscheinungen, wie z.B. Sehfeldirritationen (wackelnde Bilder, Augenmigräne), kribbelnde / taube Finger, Lähmungsblockaden der Arme, zeitweiliger Tremor des gesamten linken Arms (haltungsabhängig), Trigeminusneuralgie, Kopfschmerzen bewegungsabhängig. Der Neurologe hat eine Sehnerverkrankung ausgeschlossen und ansonsten ein beidseitiges Carpaltunnelsyndrom durch Nervenleitgeschwindigkeitstests diagnostiziert. Das ist aber kurios, weil die Beschwerden an den Fingern immer beidseits zeitgleich auftreten. Durch Handgelenksschienen, die ich prophylaktisch seit 2 Monaten tag und nacht trage, sind die Beschwerden stark zurückgegangen. Wahrscheinlich liegt beides vor, tatsächlich eine Form des CTS und zusätzlich noch nicht näher bekannte neuronale Kuriositäten.

Der Orthopäde hat per MRT eine HWS festgestellt, die sich durch massive (!) Schulterschmerzen linksseitig äussern. Die sind erstmals und plötzlich vor 2 Monaten aufgetreten und absolut behandlungsresistent auch gegenüber starken Schmerzmitteln. Daher lasse ich sie weg, wenn´s eh nix nützt, um meine Leber nicht zu belasten. Ich warte auf die Leistungszusage meiner Krankenkasse (AOK) für die vom Orthopäden verordneten 50 Reha-Sport-Termine.

Beim MRT Schädel wurden auch - aus Sicht des Radiologen - unbedeutende Hinweise auf leichte vaskuläre Veränderungen diagnostiziert, aber keine Herde oder Vernarbungen und auch kein Aneurysma. Aber aufgrund der neurologischen Kuriositäten rät er zur Lumbalpunktion, die im Dezember erst terminiert ist. Im November habe ich ausserdem noch einen Termin beim Rheumatologen. Bei diesen beiden noch ausstehenden Terminen möchte ich ausschließen, ob eventuell ein Pfeiffersches-Drüsenfieber im Mai durchgezogen ist oder eine Zeckenproblematik, oder ob eine Erkrankung des ZNS vorliegt.

Ich bin 4 x gegen Corona geimpft, davon 2 x in 2022. In dem Jahr sind auch zweimal zwei Auffrischungsimpfungen für andere Dinge erfolgt (2 x Hepatitis, 2 x Herpes Zoster) und noch eine Grippe-Impung. Zum Jahreswechsel kam es dann trotz Impfungen zu einer Corona-Infektion, die zwar symptomarm verlief, aber aussergewöhnlich lang (14 Tage) infektiös war. Keine Ahnung, ob die hohe Impffrequenz plus Corona was hergibt für ein Erklärungsmodell - meine sämtlichen Ärzte jedenfalls glauben nicht daran, auch nicht an eine Post-Covid-Symptomatik.


Meine Fragen an das Forum:

Kann es sein - was einer meiner Ärzte mir weismachen will - dass ein solcher Leistungsabfall von gefühlt nahezu 99% gegenüber dem Vorjahr (und vor allem so plötzlich) eine "ganz normale Alterserscheinung" sei und ich ggf. damit leben müsse, für den Rest meines Lebens keinen Sport mehr machen zu können? Ich sehe hier weitaus ältere Männer, die radeln, Triathlon laufen, joggen und fit sind - aber ich als kürzlich noch Leistungssportler werde jetzt mit gerade erst 62 in die totale Altersunbeweglichkeit geschickt?

Was kann noch als ernstzunehmende und daher auszuschließende Erkrankung in Frage kommen, was sich noch nicht aus den bisherigen Ergebnissen zeigt? Oder auf was deutet die Gesamtschau eventuell hin? Sorge besteht vor so Erkrankungen wie ALS oder degenerativen Prozessen, die mich ins die Altersunbeweglichkeit zwingen, und das mit 62. Bis zum letzten Winter hatte ich ein Lebensaltersgefühl von 43.

Wie finde ich im Ruhrgebiet einen Sportarzt, der sich in der Lage sieht, mal ganzheitlich detektivisch über meine zusammengetragenen Befunde zu schauen und mir raten kann, wie ich meine sportliche Leistungsfähigkeit wieder aufbauen kann? Wenn ich die Suchmaschinen oder Ärzteportale bemühe, finde ich nur orthopädische "Sportärzte", und da fühle ich mich schon von meinem derzeitigen Orthopäde, der sich auch "Sportarzt" nennt, nicht wirklich gesehen.


Es ist ein langer Beitrag, vielen Dank für die Geduld. Aber es ist auch mittlerweile komplex. Ich denke, nur in der systemischen Komplexität lässt sich was erkennen, nicht in der ausschnittsweisen Betrachtung. Falls von Interesse, kann ich alle vorliegenden Befunde als PDF nachreichen.

Nette Grüße
Gode_RE
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