Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

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DL87
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Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

Beitrag von DL87 »

Guten Tag!

Erstmal zu mir. Ich bin m, 35 Jahre alt und leicht übergewichtig (etwas muskulös) bei 1.75cm und 90Kilo. Ich habe vor ca. 2 Jahren aufgehört zu rauchen und bin seit 8 Jahren trockener Alkoholiker ("nasse" Phase zum Glück nur ca. 3 Jahre). Ich habe eine ambivalente Angststörung. Körperlich bin ich, soweit mir bekannt, weitestgehend gesund (Bis auf AVNRT und Thorax-Magen und regelmäßige Einnahme von Omeprazol). Letze kardiologische Untersuchung ist weniger als ein Jahr her.

Mein Blutdruck ist oft leicht erhöht, doch meistens hochnormal. Morgens nach dem Aufwachen oder in Ruhe auf dem Sofa Werte von 125-135 zu 75 - 85. Nachts gehen die Werte laut 24-Stunden-Messung auch runter bis auf Werte von 110 zu 60. Im Schnitt bei dieser Messung hatte ich 134 zu 85 (Tag und Nacht zusammen). In Spitzen bis zu 175 zu 110 (bei Bewegung oder Aufregung). Ich mache regelmäßig Sport (3x die Woche 20 Minuten Joggen, 5x die Woche 20 Minuten Radfahren und 4x die Woche leichtes Krafttraining zu Hause. Zusätzlich täglich mit dem Hund spazieren). Belastungs-EKG habe ich wegen Angst abgebrochen, war bis dorthin aber okay. Der Kardiologe meinte nur, ich solle mir bei den Spitzen keine Gedanken machen. Mein Hausarzt hingegen möchte mir sofort Medikamente geben.

Zu den Spitzen: Ich habe so 1-2x in 2 Wochen auch in Ruhe (direkt nach dem Hinsetzen gemessen wenn ich vorher durch die Wohnung gegangen bin) Werte bis zu 178 zu 108 (vor 2 Wochen) und 169 zu 104 (gestern). Allerdings sinken diese schnell wieder ab. Wenn ich ruhig sitzen bleibe und keine Panik bekomme nach 3 Minuten auf 150 zu 95 und nach 10 Minuten auf 140 zu 90. Nach 30 Minuten Entspannen dann auf meine normalen Werte von 135 zu 80. Ich habe generell einen niedrigen Puls. Bei der Messung 178 zu 108 war mein Puls z.B. bei 62. Nachts sinkt er auf bis zu 38 ab. Nur wenn ich Panik bekomme geht er hoch auf 90-100. Diese Spitzen sind immer in einer ähnlichen Situation. Abends gegen 19 Uhr wird mir am PC unwohl (Angst, Unruhe, leichter Kopfdruck) und ich ahne schon, dass der Wert hoch sein wird. Weitere Beschwerden (außer Wortfindungsstörung durch die Angst) habe ich nicht, außer ich bekomme eine Panikattacke. Aber dann messe ich erst wieder, wenn ich mich beruhigt habe.

Sind diese Werte nun gefährlich oder nicht? Manchmal hört / ließt man, dass Werte um 170 in Ruhe sofort behandelt werden müssen und manchmal eher, dass solche Werte, wenn sie nur kurz anhalten, unbedenklich sind.

Grüße
father_cascoigne
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Re: Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

Beitrag von father_cascoigne »

Grüß dich,

ich bin von den Werten in einer ähnlichen Situation wie du. Bei ist die Situation folgende:
Durchschnittswert 24 (Tag/nacht): 125 / 79
Durschnitt 24 Tag 132/86 mit blutdruckspitzen bis zu 170 / 105.
Ruhewerte morgens und abends im Schnitt etwas besser als bei dir bei ca. 125 / 70

Meine Hausärztin will mir ebenfalls medis verschreiben, OBWOHL 3 / 4 werten bei mir im normalbereich sind, nur im tagesverlauf bin ich wegen den spitzen leicht drüber.
Mein Kardiologe hingegen sagt mir, eine medikation wäre unnötig, weil Spitzen im tagesverlauf normal seien und bei anstrengung und aufregung schonmal auftreten könnten. AUfgrund meiner guten anderen Werte werden die Spitzen ausgeglichen und so ein Schaden verhindert. Das waren so ungefähr seine worte.

Ich habe jetzt die Erkenntnis gewonnen, dass es bezüglich der Blutdruckspitzen mehrere Perspektiven der Ärzte gibt. Meine Hausärztin z.b ist durch Blutdruckspitzen alarmiert und empfiehlt mir medis. Mein Kardiologe meint hingegen, Spitzen seien normal, unser Gefäßsystem ist sogar darauf ausgelegt und wenn die anderen WErte stimmen, also Ruhewert und Nachtwert und wenn der Durchschnittswert im tagesverlauf nicht arg über der grenze liegt, dann findet ein ausgleich der spitzen statt.

Also anscheinend gibt es hier kein richtig und falsch sondern ist auslegungssache der Ärzte. Ich denke meine Hausärztin ist eher "ängstlich" und will absolut kein risiko eingehen, deswegen die Empfehlung der Medikamente. Aber diese Ärztin hat mir auch schon mal bei Schlafstörungen direkt die chemische keule verschrieben, habe diese probleme dann durch sport also konservativ in den griff gekriegt. Und diesen kontext berücksichtige ich natürlich bei der aussage meine ärztin, weil sie anscheinend sehr schnell zu medis greift. Das ist anscheinend ihre mentalität. Deswegen habe ich von ihr verschriebenen medis erstmal nicht genommen sondern vertraue eher meinem kardiologen.

Kann dir leider keine Empfehlung zu deinen Werten geben, aber vlt helfen dir ja meine angaben.
Ohwehohweh
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Re: Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

Beitrag von Ohwehohweh »

Hast du jetzt ohne Medis gemessen ? Ich erreiche die Werte mit Medis. Und gemessen wird stets nach 5 Minten ruhigem sitzen und entspannen. Nicht irgendwann und irgendwie. Ich komme auch höher, muss nur Nachrichten schauen. Der Hausarit macht ja ein 24Std Messung und erkennt den Ruheblutdruck.

Kennst du die Atemübungsstudie, damit konnte ich im fast 8Punkte senken
ksebaldt
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Re: Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

Beitrag von ksebaldt »

Mir ging es ähnlich...die Werte gingen vor allem Abends hoch - und das obwohl ich eigentlich völlig entspannt war - fernsehen, lesen - urplötzlich setze dann das "Abendrauschen" ein.

Ich habe lange versucht, Ursachen dafür zu finden - Lebenswandel, Ernährung, Stress scheiden bei mir eigentlich aus - da gibt es nicht viel zu meckern. Dann wirklich systematisch alles abgecheckt, was es so an häufigen und seltenen Ursachen gibt - diese ganzen Syndrome (Cushing, Conn etc), Nieren-CT, Schlafapnoe, Kardiologe, Endokrinologe, eine Menge Geld dafür ausgegeben, aber alles ohne Befund. Mit dem Hausarzt verschiedenste Medikamentenkombinationen ausprobiert - erst eine, dann zwei, dann drei, dann vier verschiedene Tabletten - alles mit eher mäßigem Erfolg.

Am Ende habe ich dann tatsächlich mal selber Dr. Google bemüht (auch wenn man das ja nicht soll) um mich über die Wirkweisen der verschiedenen Blutdrucksenker schlau zu machen. Und bin vor allem auf das Thema Kombipräparate gestoßen, die immer noch viel zu wenig verschrieben werden, obwohl diese besser wirken (sollen) als die gleichen Wirkstoffe in Einzeldosen.

Ich habe mir dann eine Kombi (Amlodipin / Valsartan) ausgesucht, bin zu meinem Hausarzt gegangen und habe gesagt: "Ich möchte das mal ausprobieren" und von ihm grünes Licht dafür bekommen. Und was soll ich sagen: Es wirkt extrem gut (Durchschnitt 110/70) - teilweise sogar zu gut, weil der Blutdruck gerade im Sommer jetzt ab und zu stark runtersackt, aber damit kann ich leben.

Insofern mein Fazit: Ich glaube, diese ganze Medikamenten-Geschichte bei primären Bluthochdruck geht schon eher so in Richtung Versuch und Irrtum. Ok - es gibt Leitlinien und die Hausärzte haken diese vermutlich systematisch ab, aber stoßen irgendwann vielleicht auch an die Grenze dessen, was sie im Rahmen ihrer Budgets leisten dürfen. Und viele Patienten geben sich vielleicht mit der drittbesten Lösung zufrieden, weil sie (oder ihr Hausarzt) keine Lust und Energie haben, immer neue Kombinationen auszuprobieren. Ich denke aber, etwas Ausdauer kann sich da auszahlen - ein Hausarzt mit dem man auf Augenhöhe reden kann vorausgesetzt. Naja - mir hilft es zugegebenermaßen auch, dass ich privat versichert bin ;-)

Und es lohnt sich ein Blick auf modernere Kombipräparate.
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jaeckel
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Re: Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

Beitrag von jaeckel »

Richtig. Die moderne Blutdrucktherapie setzt frühzeitig Kombinationspräparate ein.
Alles Gute!

Herzlichen Gruss
Ihr

Dr. med. Achim Jäckel
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ksebaldt
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Re: Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

Beitrag von ksebaldt »

Wobei mich generell dann immer noch ein bisschen frustriert, dass man (nachdem man alle möglichen organischen Ursachen abgeklopft hat UND sich nachweislich um einen gesunden Lebenswandel, Bewegung, Ernährung etc. kümmert) dann in die Schublade "primärer Bluthochdruck" einsortiert wird.

Ja, ich nehme brav meine Pillen und der Blutdruck ist damit im Griff. Aber irgendwie mag ich es nicht akzeptieren, dass es dann keine Ursache dafür gibt. Auch ein primärer Bluthochdruck muss doch eine Ursache haben. Und wenn man sieht, dass 85 % der Bluthochdruckpatienten "primäre" Patienten sind, drängt sich manchmal der Verdacht auf, dass Medizin, Forschung und Pharmabranche nicht unbedingt motiviert sind, intensiv nach weiteren Ursachen zu forschen, weil sich halt mit den dauerkranken Hypertonie-Patienten zuverlässig Einnahmen generieren lassen.
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jaeckel
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Re: Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

Beitrag von jaeckel »

Ist ja doll. Jetzt haben Sie den Thread eines anderen Patienten gekapert und nun kommen bildungsferne Verschwörungstheorien zu einem häufigen Krankheitsbild. Beides mögen wir nicht.
Alles Gute!

Herzlichen Gruss
Ihr

Dr. med. Achim Jäckel
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Re: Frage zu kurzen Blutdruckspitzen

Beitrag von ksebaldt »

Tschuldigung, war nicht so gemeint und die Verschwörungstheorie nehme ich hiermit zurück :oops:
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