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Verlängerte QT-Zeit vom Hausarzt nicht ernst genommen

Verfasst: 27.08.21, 22:14
von Bumbee
Hallo,

Ich bin weiblich, 22 Jahre alt und habe keine akuten Gesundheitsbeschwerden. Ich nehme keine Medikamente und habe keine Vorerkrankungen. Bei einer Vorsorgeuntersuchung bei meinem Hausarzt wurde ein EKG gemacht, bei welchem sich herausstellte, dass mein QT-Intervall verlängert ist (die genauen Werte hat mir der Arzt nicht mitgeteilt). Auf meine Frage, was dies bedeute, meinte er, ich sollte bestimmte Medikamente in Zukunft vermeiden, ansonsten sollte ich mir allerdings keine Sorgen machen, würde höchstwahrscheinlich keine Symptome haben und ich hätte eine normale Lebenserwartung. Daraufhin war ich erst einmal beruhigt.
Bei Recherche nach den Medikamenten, die ich nun vermeiden sollte, bin ich auf viele Informationen zum Long-QT-Syndrom gestoßen und mache mir nun doch Sorgen, dass ich betroffen sein könnte und der Hausarzt das Ergebniss vom EKG nicht ernst genug genommen hat. Besonders Sorgen macht mir, dass ich in meiner Kindheit/Pubertät vier Mal in Ohnmacht gefallen bin (aufgrund von Durchfall oder als Reaktion auf MRT Kontrastmittel) und dies anscheinend ein ausschlaggebendes Symptom für LQTS (und Torsade de Pointe) ist.
Zwar habe ich am kommenden Donnerstag ein weiteres telefonisches Gespräch mit dem Hausarzt ausgemacht, aber würde mir gerne die Meinung von einem Spezialisten einholen. Meine Situation ist allerdings, dass ich in 9 Tagen Deutschland verlasse, da ich in den USA studiere. Es kann durchaus ein halbes oder ganzes Jahr dauern, bis ich wieder nach Deutschland komme und einen Termin beim Kardiologen machen könnte. In den USA sind Untersuchungen und Arzttermine leider sehr teuer, deshalb möchte ich dies verhindern.
Meine Frage ist nun, ob ich der Einschätzung des Hausarztes vertrauen kann und mir keine Sorgen machen muss. Bedeutet ein verlängertes QT-Intervall nicht unbedingt LQTS, auch wenn Synkopen in der Kindheit bekannt sind?
Außerdem mache ich viermal in der Woche Kraftsport und mache mir nun Sorgen, ob ich diesen weiterhin machen kann oder ob ich darauf bis zu weiteren Untersuchungen verzichten muss.

Vielen Dank,
Bumbee

Re: Verlängerte QT-Zeit vom Hausarzt nicht ernst genommen

Verfasst: 28.08.21, 10:03
von Amuart
Hi,

bei mir (28Jahre) ist die QT-Zeit auch leicht verlängert (ebenfalls ohne Symptome). Die Klinik, in der es entdeckt wurde, hat auf Panik gemacht, meine Hausärztin war entspannt, da es auch viele harmlose Ursachen haben kann.

In einer weiteren Klinik wurde mir dann genau erklärt, dass die QT-Zeit alleine mehr oder minder nichts aussagt und das Gesamtbild betrachtet werden muss, bei mir ist es z.B. einfach nur eine Folge meines langsamen Pulses (Ruhepuls i.d.R. zwischen 54 und 58).

Wenn du also ansonsten gesund bist, Sport machst, dich vernünftig ernährst, denke ich, ist es zumindest nichts krass Akutes. Und für Ohnmacht gibt es auch von harmlosen bis tödlichen Ursachen alles Mogliche. Du schreibst da von Durchfall, Kontrastmittel-Reaktion und Pubertät, das hat also wohl eher mit vermuteter Dehydrierung u.ä. zu tun...

Ich bin kein Arzt, Obiges ist lediglich eigene Erfahrung, also kein Fachwissen oder so... wollte nur sagen, kann was Ungesundes sein, muss aber nicht...

LG :)

PS.: Dr. Google ist nett, man sollte aber bedenken, dass man da oft nur die 2-3 dramatischen bis tödlichen Sachen findet und die 200 harmlosen eben nicht ;)

Re: Verlängerte QT-Zeit vom Hausarzt nicht ernst genommen

Verfasst: 28.08.21, 12:06
von Bumbee
Vielen Dank für die nette Antwort! :)

Das beruhigt mich schon mal etwas, dass die verlängerte QT-Zeit nicht unbedingt etwas Schlimmes bedeuten muss.

Ich werde meinen Hausarzt nochmal darauf ansprechen, vielleicht habe ich ja auch niedrigen Puls oä, was das Ganze erklären könnte.

Der Hinweis mit Google stimmt schon, da liest man dann nur über die schlimmsten Fälle und nicht über die, bei denen alles gut geht. ^^

Re: Verlängerte QT-Zeit vom Hausarzt nicht ernst genommen

Verfasst: 30.08.21, 08:47
von Schrittmacher
Guten Tag,

das sollte von einem Kardiologen beurteilt werden. Es wäre schon außergewöhnlich, dass ein Allgemeinarzt ein Long QT Syndrom erkennt, vielleicht steht es ja auch nur auf dem Ausdruck des (automatisch analysierten) EKG. Das kann stimmen, muss aber auch genausogut nicht, die Automatik ersetzt keinen Fachmann.

Ist das QT Syndrom leicht ausgeprägt, ist es im normalen Alltag harmlos. Nimmt ein solcher Patient jedoch z.B. bei einem heftigeren Infekt ein (bestimmtes) Antibiotikum, dann können durchaus lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten. (Eine Liste solcher QT-Zeit verlängernder Medikamente findet sich im Internet, wenn Sie nach "crediblemeds" suchen). Aber auch in vielen Energydrinks ist der Stoff Taurin enthalten, auch dieser verlängert die QT Zeit.

Ist das QT Syndrom (es gibt auch noch drei Untertypen mit unterschiedlicher Gefährlichkeit) dagegen stark ausgeprägt, dann führt oftmals kein Weg an einem implantierbaren Defibrillator vorbei, der im Fall des Falles die Kammertachykardie beendet.

Das einzuschätzen ist das Gebiet des Kardiologen.
Daher mein einziger Tipp: Vom Kardiologen (Spezialisierung Rhythmologie) einschätzen lassen, nix anderes. Im Gespräch mit dem Hausarzt auf eine Überweisung bestehen, oder selbst aktiv werden.

Mit besten Grüßen,
Schrittmacher