ich (22) leide nun seit 2 Jahren an einer „chronisch abakteriellen Prostatitis“/CPPS. Nach unzähligen urologischen Untersuchungen, (unsinnigen) Antibiotikatherapien und fehlgeschlagenen alternativen Heilungsmethoden bin ich langsam aber sicher am Scheideweg angelangt. Ich fühle mich nur noch krank – wie ein zu Ende therapierter Chroniker eben.
Angefangen hat alles vor rund zwei Jahren mit diffusen Schmerzen im Unterleib. Wobei ich nicht mal genau sagen kann, ob die Symptome spontan auftraten, oder es sich um einen schleichenden Prozess handelte. Ein leichtes Nachtröpfeln, eine abgeschwächte Libido und die Abwesenheit nächtlicher Erektionen sind mir nämlich schon länger aufgefallen, zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber weder Schmerzen beim Wasserlassen noch Erektionsstörungen, weshalb ich dem keine weitere Beachtung schenkte.
Jedenfalls ging ich sofort zum Hausarzt. Diagnose: Harnwegsinfekt, woraufhin er mir 5 Tage Ciprofloxacin verschrieb. Die üblichen Antibiotika-Hämmer eben. Damit war die Sache für mich vorerst erledigt.
Als die Symptome nach einer Woche aber immer noch unverändert waren, überweis er mich zum Urologen. Und ab hier fing die Sache dann an zu einer regelrechten Ärzteodysse zu werden. Urintest ergab: erhöhte Anzahl an Leukozyten, außerdem Blut im Urin (Mikrohämaturie). Die üblichen Untersuchungen (Ultraschall, Abtasten von Hoden und Prostata usw.) waren alle unauffällig.
Hier eine ausführliche Liste aller Symptome, die ich zum damaligen Zeitpunkt bereits hatte:
- Brennen beim Wasserlassen
- Nachtröpfeln
- Häufiger Harndrang (schon bei kleinsten Urinmengen)
- Schmerzen während und insbesondere nach der Ejakulation
- Erneute Erektion nach einem Samenerguss unangenehm bis schmerzhaft (Harnröhrenschwellkörper u. Eichel häufig schlaff)
- Diffuse Schmerzen in der Damm- und Analgegend
- Ziehen in den Hoden bis hin in die Leistenregion
- Kribbeln am After und Steißbein
- „Pulsieren“ der Prostata (Verbunden mit Harndrang)
- Mitunter schmerzhafte, nächtliche Erektionen, wenn ich am Abend zuvor einen Samenerguss hatte (Anm.: Damals dachte ich an Priapismus, weil sich die äußeren Schwellkörper auch seltsam verkrampft anfühlten, was mir zusätzlich Angst bereitete. Heute ist mir bewusst, dass es wohl eine Sache der Muskulatur bzw. der Prostata ist, welche in den Penis ausstrahlt.)
- Phänomen des „Hard Flaccid“ (verkrampfter Penis im schlaffen Zustand)
- Außerdem: Libidoverlust, Antriebslosigkeit
All diese Symptome waren für meinen damaligen Urologen trotzdem kein Grund eine Prostataentzündung ernsthaft in Betracht zu ziehen, schließlich sei ich noch so jung und Patienten mit einer akuten Prostatitis könnten vor Schmerzen fast nicht sitzen. Eine klare Diagnose konnte er nicht stellen und verschrieb mir stattdessen lieber wieder ein Antibiotikum. Diesmal 14 Tage 250mg Doxycyclin. Außerdem ließ er in der Zwischenzeit meinen Urin auf Chlamydien und Mykoplasmen testen.
Nun ja… Hätte die zweite Antibiotikakur etwas gebracht, würde ich diesen Beitrag jetzt wohl nicht verfassen. Stattdessen schlug mir das Antibiotika stark auf Magen und Darm. Nach zwei Wochen also wieder ab zum Urologen. Urin war diesmal bis auf ein paar rote Blutkörperchen sauber, was mich sehr irritierte, weil die Symptome keinesfalls besser waren. Die Urinkultur fiel auch negativ aus.
Als nächstes folgte dann die übliche 3-Gläser-Probe: Mittelstrahlruin (negativ), Urin nach Prostatamassage (negativ) und Spermakultur… welche wie zu erwarten auch negativ ausfiel.
Weil meine Symptome immer noch nicht besser waren verschrieb er mir schließlich eine dritte Antibiotikasorte, diesmal über ganze 4 Wochen. Eine klare Diagnose konnte er aber immer noch nicht stellen. Was auch immer ich hatte, es war mittlerweile auf jeden Fall chronisch. Zusätzlich fing ich verstärkt an im Internet zu recherchieren und stieß zunehmendes auf die „chronisch abakterielle“ Form der Prostatitis.
Nachdem die dritte (und definitiv letzte) Antibiotikatherapie wieder erfolglos blieb, fing ich an mich verstärkt mit alternativen Therapieansätzen zu beschäftigen… was bleibt einem auch anderes ürbig, wenn Ärzte nicht mehr helfen können (oder wollen).
Angefangen mit…
- Cranberryextrakt
- Kürbiskernsamen (u.a. Nomon Mono)
- Brenesseltee, Bärentraubenblättertee, Weidenröschentee, Misteltee
- Sitzbäder in Scharfgarbe
- Sägepalme-Dickextrakt (Prostagutt, Remiprostan…)
- Brokolikur nach Prof. Saracoglu (konsequent über 4 Wochen)
- Acetylcystein-Therapie nach Dr. Kirschfeld (bringt wohl nur was bei Prostatasteinen)
Alle Bemühungen blieben jedoch erfolglos.
Also wieder zum Urologen (diesmal einem anderen). Als ich davon berichtete, dass meine Symptome nach Monaten von Antibiotikatherapien immer noch nahezu unverändert sind (die Symptome kommen und gehen, die Leitschmerzen bleiben aber unverändert) meinte er nur, Zitat:
„Vermutlich sind sie nach dem Harnwegsinfekt sehr stark auf diesen Bereich fixiert. Versuchen sie mal etwas locker zu lassen und zu entspannen.“
Da war ich nun also angekommen, bei den Hypochondern, und zugegeben, so fühlte ich mich auch zunehmends, wenn einem kein Arzt helfen, geschweige denn eine zufriedenstellende Diganose stellen kann. Weil ich nach wie vor noch immer Blut im Urin hatte, überweis mich mein Urologe schließlich an die Uniklinik, um das mal ordentlich abklären zu lassen.
Der Urologe in der Uniklinik machte auch gleich einen sehr kompetenten Eindruck. Nachdem ich ihm meine Symptome schilderte, meinte er, dass ich höchstwahrscheinlich am „Chronischen Schmerzsyndrom des Beckens“ leide. Zusätzlich wurden eine Urinstrahlmessung und ein rektaler Ultraschall der Prostata durchgeführt. Außerdem Urinkultur aus Kammerurin. Wie zu erwarten alles negativ. In der Nephrologischen Abteilung wurden außerdem die Nieren untersucht, alles unauffällig.
Als Therapieansatz verschrieb er mir für 2 Wochen Entzündungshämmer, außerdem sollte ich nach Möglichkeit keinen Sex haben (daran ist zur Zeit eh nicht zu denken) und möglichst wenig sitzen. Meines Erachtens ging das schon weitaus mehr in die richtige Richtung, als die Antibiotikatherapien. Zwischenzeitlich hatte ich sogar an einem Tag eine völlig normale, schmerzfreie Morgenerektion. Leider hielt der Erfolg nicht über den Therapiezeitraum hinaus an… Aber immerhin, ich habe nun zumindest einen Ansatz.
Die Symptomatik scheint also viel eher auf die Beckenbodenmuskulatur zurückzugehen, als wirklich auf die Prostata.
Leider Gottes ist seitdem auch nicht wirklich viel passiert. Als nächstes stehen Krankengymnastik (gezieltes Beckenbodentraining) und eine Blasenspiegelung an (vor der ich zugegeben etwas Angst habe).
Ich hoffe diese Erkrankung nimmt irgendwann mal wieder ein Ende… Dieses CPPS ist wirklich mein größter Albtraum, meine Lebensqualität leidet extrem darunter. Bin zurzeit ein regelrechtes psychisches Wrack. Gibt es hier jemanden, der ähnliche Symptome hatte und dem es gelungen ist, CPPS komplett zu heilen, oder zumindest einen Zustand von weitgehender Beschwerdefreiheit erreicht hat? Ein Leben ohne Sex mit ständigen Schmerzen ist für mich auf Dauer absolut nicht vorstellbar, da ändert auch kein Psychologe was dran.

Wäre für jeden Tipp wirklich dankbar.
Gruß.