Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Koronare Herzerkrankung, Hypertonie, Herzinfarkt, Stents, Herzkatheter, Blutverdünnung, Lungenembolie, Herzklappenfehler etc. Hier können auch EKGs befundet werden. Vgl. öffentliche FB-Gruppe "Smartwatch-EKG"

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Tiffytaffy
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Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Beitrag von Tiffytaffy »

Guten Tag
bei mir wurde eine Myokardszintigrafie durchgeführt, die eine massive Durchblutungsstörung der Vorderwand bei Belastung ergeben hat. Der Radiologe hat mir geraten eine Katheteruntersuchung durchzuführen.
Dieses wurde am nächsten Tag in einem Krankenhaus gemacht und dort wurden keine Engstellen festgestellt
Die Ärzte im Krankenhaus konnten sich den Sachverhalt nicht erklären. Das ganze ist jetzt zwei Wochen her und ich war noch nicht beim Kardiologen da dieser krank ist. Ich muss nun zwei weitere Wochen auf den Termin warten.
Der Radiologe bei der Szinti war sich aber sicher dass man bei mir Engstellen finden wird da sie Durchblutungsstörung die gesamte Vorderwand betraf.
Könnten weitere Untersuchungen Aufschluss darüber geben was nun bei mir vorliegt?
Dr.med.Holger Fischer
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Re: Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

Guten Tag,
Hier ein brauchbarer LinK:
https://www.leitlinien.de/themen/khk/ve ... l-4#k4-1-2
Die Leitlinien sind eine Empfehlung , wie bei koronaren Herzerkrankungen vorgegangen werden sollte ( nicht muß). Sie schreiben leider nicht, warum eine Diagnostik erfolgte. Eine Myokardszintigraphie steht nicht am Anfang von bildgebenden Verfahren. Besprechen Sie das weitere Vorgehen mit Ihrem Kardiologen, er wird sicherlich die schriftlichen Befunde erfragen.Damit es rascher geht, könnten Sie natürlich zwischenzeitlich selbst die Befunde abholen. Es stellt sich grundsätzlich die Frage nach weiteren Maßnahmen, falls tatsächlich Durchblutungsstörungen vorliegen-meist auf Grund einer Koronarsklerose. Hierzu ist anzumerken, dass symptomlose Durchblutungsstörungen vor allem bei Älteren ( da ist auch nichts erwähnt) nicht so selten sind, eher sogar relativ häufig und zunächst keine Konsequenz haben. Es gibt genügend Studien, die vor allem den Nutzen von prophylaktischen Stents in große Frage stellen und daher wird ein Stent üblicherweise bei Koronarsklerose nicht eingesetzt. Wichtiger ist- wenn nötig- Therapie von Übergewicht, Bluthochdruck und Kontrolle der Fettwerte, vor allem des LDL-Cholesterins. Selbst die Gabe von niedrigdosiertem ASS und die prophylaktische Gabe von Fettsenkern ist umstritten. Wenn die Durchblutungsstörungen bei der Szintigraphie erst bei Belastung sichtbar wurden, wäre evtl. ein Belastungs-EKG auf dem Ergometer angebracht, um zu sehen, ob Sie pectanginöse Beschwerden bekommen oder auch Veränderungen im EKG.
Grüße Dr. Fischer
Unter Bezugnahme auf § 7 (3) der Berufsordnung für Ärzte ist mein Beitrag eine Stellungnahme,die auf den vorliegenden Angaben beruht .Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
downcase
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Re: Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Beitrag von downcase »

hallo,

nach meiner persönlichen klinischen erfarung ist von allen nichtinvasiven ischämietests die myokardperfusionsszintigraphie die untersuchung, die am häufigsten falsch positive befunde zeigt (d.h. die ein problem vermuten lässt, dass eigentlich nicht da ist).

grüße

downcase
Tiffytaffy
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Re: Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Beitrag von Tiffytaffy »

Danke für die Antworten.
Ich bin 50 Jahre(Dachte das ergibt sich aus meinen Profil) und hatte 2017 einen NSTEMI. Es gab einen Stent im RPL.
In letzter Zeit hatte ich den Eindruck von etwas Luftnot und es wurden vermehrt Extrasystolen festgestellt, die ich vorher so nicht hatte.
Daraufhin wurde die Szintigraphie veranlast, deren Befund ich schon mitgeteilt habe:
Beurteilung:
Befund passend zu einer ausgedehnten Belastungsischamie in der
gesamten Vorderwand (nach der standardisierten myokardialen Segmentation sind
5-6/17 Segmenten von der Ischamie betroffen: SDS = 8 im Bereich der LAD) bei
normal grofen linksventrikularem Myokard (EDV ca. 120 ml) und normaler globaler
Pumpfunktion (LVEF ca. 58 %).
Der Stent in der RPL ist himodynamisch nach wie vor gut durchgiangig.


Einen Tag später wurde woanders eine Herzkatheter-Untersuchung durchgeführt, deren Befund ich auch mitgeteilt habe:
Koronarangiographie 02.12.2022
HS/LM: keine Stenose LAD/RIVA: gering wandverdndert, keine relevanten Stenosen
RCX: gering wandverdndert, keine relevanten Stenosen RCA: atypischer Abgang,
gering wandverdndert, keine relevanten Stenosen LV-Angiographie: nicht
durchgefihrt Angiographie: nicht durchgefthrt Beurteilung: Bekannte 1 Gefäß,
aktuell ohne Progress.


Nun habe ich zwei sich seinbar widersprechende Ergebnisse. Entweder ein Ergebniss ist nicht korrekt oder ich habe z.B. eine „nicht obstruktive KHK“ oder auch INOCA. Allerdings gleich die ganze Vorderwand ohne Stenose?
Meine Frage war ob es andere Untersuchungen gibt, die das aufklären können. Die Kathether-Untersuchung möchte ich nicht gerne wiederhohlen und die Szinti auch nicht. Alleine wegen der Strahlenbelastung.
Dr.med.Holger Fischer
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Re: Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

Guten Tag,

:arrow: https://www.ct-mrtinstitut.de/de/ct-lei ... es-herzens

:arrow: https://ekgecho.de/thema/stabile-korona ... anagement/

in diesen Links finden Sie die Treffsicherheit der verschiedenen Untersuchungen. Am ehesten käme noch ein Cardio-CT in Betracht, ist meines Wissens nach keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen, ich nehme aber an auf Grund Ihrer Ausführungen, dass Sie Privatpatient sind.
Sollten sich Durchblutungsstörungen zeigen, ziehen diese m.E. keine momentane Konsequenz mit sich, da Plaques sehr häufig sind und das Einsetzen eines Stents als präventive Maßnahme nicht rechtfertigen, zumal sie über viele Jahre keine Beschwerden verursachen.
Pumpfunktion als sehr wichtiges Kriterium kann wesentlich besser als MRT, CT und Szintigraphie mittels Echokardiographie beurteilt werden und gibt neben der Beurteilung der linksventrikulären Leistung weitere zahlreiche Werte. Dass berechtigte Zweifel an den Befunden aufkommen ist sehr verständlich und wenn Sie Gewissheit haben wollen, wäre evtl. ein Cardio-CT ( mit Kontrastmittel usw.) sinnvoll.
Nebenbei:Ich habe wie Sie einen NSTEMI, zusätzlich STEMI und zwei Stents und massive Koronararterienverkalkung. Echokardiographie und das Belastungs-EKG sowie nT-proBNP ( Blutmarker zur Beurteilung der Herzleistung) sind okay und entsprechen trotz 77 Jahren dem eines jüngeren Mannes.
Grüße Dr. Fischer
Unter Bezugnahme auf § 7 (3) der Berufsordnung für Ärzte ist mein Beitrag eine Stellungnahme,die auf den vorliegenden Angaben beruht .Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
Tiffytaffy
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Re: Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Beitrag von Tiffytaffy »

Hallo Zusammen
hier ein kleiner Zwischenbericht für alle die es interessiert.
Ich war mittlerweile beim Kardiologen. Dieser hat sich auch die CD von der Katheteruntersuchung noch mal angesehen. Sein Fazit ist, dass die Katheteruntersuchung zählt und die Szinti zu ignorieren ist.
Nun gut, bin am überlegen ob ich mir noch eine zweite Meinung einhole.
Dr.med.Holger Fischer
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Re: Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

Hallo,
es interessiert uns, ob allerdings eine zweite Meinung nötig ist? Sie werden uns bitte berichten bei neuen Ergebnissen.
Grüße Dr. Fischer
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Tiffytaffy
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Re: Myokardszintigrafie vs. Koronarangiographie

Beitrag von Tiffytaffy »

Hallo zusammen,
Habe mittlerweile doch noch mal mit dem Chefarzt(Kardiologie) von dem Krankenhaus gesprochen bei dem die Katheteruntersuchung durchgeführt wurde.
Er hat sich noch mal alle Bilder angesehen auch die Videos von der Untersuchung und bleibt dabei: Die Leitungen sind frei.
Er ist der Ansicht, dass die Geschichte mit dem mikro-Arterien, die verstopft sein könnten seit Jahrzehnten herumgeistert wenn man keine Erklärung findet.
Er geht aber eher davon aus, dass die Szintigraphie ein falsches Ergebnis geliefert hat. Diskrepanzen zwischen Katheteruntersuchung, Szintigraphie oder auch Herz-CT kommen gar nicht so selten vor sagte er und jedes Mal ist dann die Frage was nun.
Für mich ist die Sache nun abgeschlossen Vielen Dank noch mal für die Antworten hier im Forum
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