Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

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barxxo
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Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von barxxo »

Hallo zusammen,

mich beschäftigt sein Längerem die Frage, wieso sich Musikgeschmack verändert und warum er es anscheinend ab einem gewissen Alter oft nicht mehr macht.
Konkret: ich bin 50+, finde aber oft den Musikgeschmack meiner Altersgenossen schrecklich, weil diese in den 70ern oder 80ern hängen geblieben sein zu scheinen. Ich höre sehr ungern Oldies und Bekannte von mir meinten mal, ich würde mir das Zeugs anhören, was ihre Kinder mögen.

Kann man das irgendwie psychologisch oder neurologisch erklären?
Mein Verdacht ist, dass es allgemein an Hirnentwicklung gekoppelt ist, also dass sich Musikgeschmack ändern kann, wenn sich auch sonst viel im Gehirn verändert, weil man an sich arbeitet oder psychologische Probleme bewältigen muss. Vielleicht ist es aber auch nur eine Frage der Zeit, die man für Auseinandersetzung mit Musik investieren kann?
Wie sehen das die Kundigen hier?
Humungus
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Re: Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von Humungus »

Das ist eher ein weiches Thema. Hirnphysiologisch, hm, hm. Dann wäre ja die Gegenfrage, ob Ihr Hirn anders wäre als das der Altersgenossen :wink:

Klar ist, dass im Alter hohe Töne schlechter wahrgenommen werden, die Lieder also anders klingen. Und klar ist auch, dass im Alter Neues schlechter dazugelernt wird. Da Lernen (und auch Mögen) ein komplexer Prozess ist, ist der Hang zu dem, was man mochte, als man jünger war, wenigstens teilweise zu verstehen.

Außerdem wird Musik oft mit Emotionen und Erlebnissen verbunden (ich persönlich verbinde mit vielen Menschen ein bestimmtes Lied, das wahrscheinlich in meinem Gedächtnis hing, als ich mich mit diesen Menschen beschäftigte). Und auch die sind in der Jugend leichter gespeichert.

Ich persönlich bin übrigens ebenso ein Fan der 80er, obwohl ich auch modernere Lieder mag. 70er-Lieder mag ich kaum, da war ich noch zu jung. Eben: "normales" Gehirn...
Augenarzt? Flatrate. Für nur 18 Euro all you can (tr)eat, ein ganzes Quartal lang! DAS ist heutige Gesundheitspolitik.
schnuffeldi
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Re: Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von schnuffeldi »

Ich tippe mal zu der Entwicklung mit dem Gehör auch das Temperament. Wenn man also Revue passiert, wie temperamentvoll oder ruhig man in jüngeren Jahren war und wie es nun ist, wenn es sich geändert hat. Tja, und nun festhalten: ich bin nicht mal ganz 40, höre aber auch gern Oldies und meine Musiksammlung ist auch irgendwo um 1990 etwa "stehengeblieben" :lol: außer bei den Lieblingsbands obwohl es sich manchmal auch erledigt hat, weil viele ihren Stil für meinen persönlichen Geschmack auch nachteilig ändern. Oder andersrum, dass die Band oder Interpret/in einen plötzlich für den persönlichen Geschmack interessanten Sound hat. Und wie erklären wir es uns ,dass die jüngere Generation auch Schlager hört? Ich kenne einige jungsche Hühnchen, die darüber begeistert sind und ich meine nicht ausschließlich irgendeine Superstar-Gewinnerin , die ja nun ständig beworben wird sondern auch wirklich längst angestaubte Musi. Also denke ich schon, dass mehr das Temperament ein Faktor ist.

Nu kriege ich aber Angst, wie mein Musikgeschmack kurz vor der letzten Kiste sein wird :shock: Wendler? :lachen:
"Es amüsiert mich immer, wenn Menschen all ihr Unglück dem Schicksal, dem Zufall oder dem Verhängnis zuschreiben, während sie ihre Erfolge oder ihr Glück mit ihrer eigenen Klugheit, ihrem Scharfsinn oder ihrer Einsicht begründen." (Coleridge)
barxxo
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Re: Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von barxxo »

Hi Humungus
Humungus hat geschrieben:Das ist eher ein weiches Thema. Hirnphysiologisch, hm, hm. Dann wäre ja die Gegenfrage, ob Ihr Hirn anders wäre als das der Altersgenossen :wink:
haha.. gut, eigentlich ist jedes Gehirn anders, als alle Anderen, aaaber.... ich bin kreativ, ich bin relativ neugierig, ich bin relativ intelligent, ich habe aber auch relativ viel Ballast aus meiner Kindheit, den ich aufarbeiten muss.
Humungus hat geschrieben: Außerdem wird Musik oft mit Emotionen und Erlebnissen verbunden
Wichtiger Punkt, zumindest bei mir. Oben beschriebener Ballast führt bei mir dazu, daß ich mich an bestimmte Zeiten nur sehr ungern erinnere, weswegen ich die damit gekoppelte Musik meide.
Humungus hat geschrieben: Ich persönlich bin übrigens ebenso ein Fan der 80er, obwohl ich auch modernere Lieder mag. 70er-Lieder mag ich kaum, da war ich noch zu jung. Eben: "normales" Gehirn...
Auch wenn etliche es anders sehen, in den 80er entstand viel gute Musik.
heidu
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Re: Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von heidu »

Der Musikgeschmack entsteht doch sehr früh. Meine Eltern waren sehr an Klassik interessiert, was ich nicht mochte.
Jazz war mir lieber, das ist bis heute so geblieben.
Handwerklich gemachte Musik auf richtigen Instrumenten, von echten Musikern, welche im Ohr bleibt.
Keine elektronische Orgelmusik mit Schlagerfuzzis aus einem winzigen Gerät mit Ohrstöpsel.
Live Musik, ein Erlebnis, was mich immer wieder begeistert.
barxxo
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Re: Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von barxxo »

heidu hat geschrieben:Der Musikgeschmack entsteht doch sehr früh. Meine Eltern waren sehr an Klassik interessiert, was ich nicht mochte.
Sicher, manchmal kann er sich aber auch sehr ändern, und meine Frage ist, wovon das abhängt.
Josiane
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Re: Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von Josiane »

Für mich liegt es auch ganz stark daran, wie sehr die Musik mich berührt - es gibt einfach bestimmte Harmonien oder wie auch immer man das nennt - ich bin auf musikalischen Gebiet, was die Theorie angeht, total ungebildet und habe nie ein Instrument gespielt- die mich ansprechen, und die können in Musik aus allen möglichen Zeiten vorkommen.

Ich mag z.B. vieles, was ich in meiner Jugend gehört habe, immer noch sehr gern, vor allem The Sweet und Genesis. Ich mag auch viel aus den 80ern, einiges aus den 90ern usw., und ich habe auch immer irgendetwas Aktuelles, das mich begeistert.

Durch Filme, Bücher, und sonstige Beschäftigung mit früheren Zeiten habe ich aber auch einiges, was deutlich vor meiner Zeit war, für mich entdeckt. Angefangen mit Titeln aus der Frühzeit des Blues, über Jazz, Chansons , Comedian Harmonists und auch einiges von Elvis Presley, der relativ kurz vor "meiner" Zeit war und den ich in meiner Jugend überhaupt nicht mochte.

Sehr viel ist natürlich auch mit Erinnerungen verbunden, wenn ich z.B. eine Sänger live erlebt habe oder bei einer sonstigen Gelegenheit, die mir in Erinnerung geblieben ist, ein bestimmtes Stück gehört habe.

Ich könnte immer fuchsteufelswild werden, wenn auf einer Autofahrt mein Mann plötzlich das Radio leiser stellt, weil er mir etwas erzählen will, und doch gerade eines meiner unendlich vielen Lieblingslieder läuft - in der Regel irgendein Stück, das ich mag und ewig nicht mehr gehört habe und von dem er gar nicht wissen konnte, dass es in diesem Augenblick gerade mein Lieblingslied ist.

Auf jeden Fall ein ziemlich komplexes Gebiet - ich glaube, dass diejenigen, deren Inneres nicht so empfänglich für Musik ist und die folglich einfach das mögen, was am meisten gespielt wird, am ehesten dazu tendieren, den Musikgeschmack aus der Zeit, als sie jung waren, unverändert beizubehalten, das ist schließlich auch die Lebensphase, in der man üblicherweise am meisten Musik hört und an die man später auch die meisten mit Musik verbundenen Erinnerungen hat.

Kam etwas spät, mein Beitrag, ich weiß nicht, ob hier noch jemand mitliest, aber egal - ich musste einfach meine Gedanken zu diesem interessanten Thema loswerden!
Doris_B
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Re: Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von Doris_B »

Humungus hat geschrieben:Klar ist, dass im Alter hohe Töne schlechter wahrgenommen werden, die Lieder also anders klingen. Und klar ist auch, dass im Alter Neues schlechter dazugelernt wird. Da Lernen (und auch Mögen) ein komplexer Prozess ist, ist der Hang zu dem, was man mochte, als man jünger war, wenigstens teilweise zu verstehen.
Das klingt durchaus plausibel wie ich finde!

Nicht nur die Töne werden schlechter wahrgenommen, auch vermute ich, dass die Bedeutung des Inhalts der Lieder womöglich zunimmt,sprich Charts, in welchen ausschließlich über gebrochene Herzen, Geld , Autos und was auch immer gesungen wird, erscheinen nicht mehr tiefgründig genug. Und das kommt vermutlich einfach mit dem Alter, der Erfahrung und Weisheit, dass man sich nicht zu jedem Lied gehen lassen kann.

Man bevorzugt evtl.langsamere, entspannte Töne...(also ich zumindest)

Das ist wohl alles sehr stark individuell schätze ich mal...

Aber interessante Fragestellung, wirklich!!

LG,
Doris
aceeakell12
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Re: Warum entwickelt sich Musikgeschmack, oder auch nicht?

Beitrag von aceeakell12 »

Moderne Kinder und Teenager versichern der Erwachsenengeneration ständig, dass sie ihr ganzes Leben lang Musikgruppen hören werden, die bei ihnen beliebt sind (z. B. Rock- oder Rap-Richtungen), und weder Eltern noch Lehrer werden sie zwingen, "langweilige" klassische Richtungen zu hören. Britische Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass sich der Musikgeschmack mit dem Alter tendenziell ändert.

Bestimmte Musikgenres sind eng mit den Lebensabschnitten eines Menschen verbunden, von denen es fünf gibt. In jedem von ihnen hört eine Person lieber die Musik, die ihrer Meinung nach für eine bestimmte Bühne am besten geeignet ist. Sie spiegelt unsere sozialen und psychischen Bedürfnisse wider oder zeigt die Zugehörigkeit einer Person zu einer besonderen sozialen Gruppe. Untersuchungen von Wissenschaftlern haben gezeigt, dass Teenager und Kinder noch keinen feinen Musikgeschmack haben, aber mit zunehmendem Alter beginnen sie, weniger aggressive Musik zu hören. Das Stadium eines emotionaleren Verständnisses von Kreativität beginnt entsprechend der Entwicklung des Intellekts.
Mehr als ¼ Million Menschen haben über 10 Jahre an den Studien teilgenommen. Musikalische Werke wurden von Wissenschaftlern in mehrere Kategorien eingeteilt - weich, komplex, unaufdringlich, modern, intensiv. Basierend auf diesen Daten wurden Präferenzmodelle für verschiedene Altersgruppen erstellt.
Forschungen zufolge sind kurze, scharfe und intensive Melodien einer der ersten musikalischen Vorlieben einer Person. Jugendliche mögen vor allem harte Musik wie „Heavy Metal“, doch mit der Zeit geht die Relevanz solcher Bereiche für sie verloren. Aber wer Rap oder Popmusik mag, hört sie manchmal bis ins mittlere Alter hinein. Wenn ich zu mir selbst spreche, habe ich Rock schon immer geliebt, aber vor kurzem habe ich angefangen, selbst Musik auf der Seite zu schreiben Werbung entfernt
Die erste Phase ist die Unabhängigkeit, und dann bewegt sich eine Person in eine andere Lebensphase - das Bedürfnis nach Liebe. Damals begannen die ersten „Glocken“ über Geschmacksveränderungen - aggressive Vorlieben werden durch den Wunsch ersetzt, beispielsweise elektronische Musik oder R & B zu hören. Sie sind romantischer, tragen positive Energie und es ist einfach, zu ihnen zu tanzen. Deshalb bringen sie Menschen zusammen.
Im mittleren Alter tauchen neue musikalische Vorlieben auf - komplexere (Klassik, Jazz) oder unaufdringliche Melodien (Blues, Country, Folk). Wenn Menschen diesen Anweisungen zuhören, entspannen sie sich und zeigen gleichzeitig ein hohes Maß an persönlicher Entwicklung.
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