239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

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239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

Beitrag von PR »

Die "Apotheke der Welt" hat längst abgedankt, ganz unfeierlich. Pharma-Produktionsstandorte und -anlagen sind längst eingeebnet oder abgebaut und umgewidmet und umgebaut zwecks Herstellung von Lukrativerem. Unwiderbringlich.

Deut'schland kann seine Bürger längst nicht mehr selbst mit den wichtigsten Arzneimitteln versorgen. Viele Wirkstoffe werden weltweit nur noch von e i n e r oder wenigen fernöstlich gelegenen Drogenküchen zusammengekocht, in Europa allenfalls noch zu Pillen gedreht und verpackt.

Das hat natürlich Einfluss auf Qualität und Verfügbarkeit von Arzneimitteln in einem der reichsten Länder der Welt.

So geht das halt, wenn Gesundheizpolitik im Wesentlichen von kranken Kassen gemacht wird, und die zuständigen Mister bloß im Kopf haben, wie der selbergeschaffene Mangel am Digitalsten zu verwalten wär, und sonst nix.

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Re: 239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Interessant wäre die Antwort auf die Frage, welche Medis aus welchen Gründen fehlen!?

Brauchen wir wirklich jede ge-evergreente "Innovation"? Bin ehrlich gesagt zu faul zu recherchieren, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man hie und da auf ein lieferbares Präparat mit vergleichbarer Wirkung umsteigen könnte.

Wir waren ja selbst letztes Jahr betroffen, als wir das Adrenalin für meine holde Gattin wegen derer Wespengiftallergie monatelang nicht bekamen und schlussendlich im Elsass besorgen mussten. Dazu gibt es m.W. keine Alternative...
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Interessante Fragen sind immer gut, Barnie.

Beitrag von PR »

Es sind überwiegend Medis, die man nicht ohne Not wechseln sollte, es sind Chroniker-Medis, also Alte-Leute-Medis, es sind Antihypertensiva, es sind Epilepsie-Medis und Antidepressiva, (die man gefahrlos gar nicht mal eben switchen kann). Es sind eben n i c h t die me-toos. Eins meiner Antihypertensiva hatt ich ein halbes Jahr weitergenommen, weil es so lange gedauert hat, bis wer gemerkt hat, dass es karzinogen verunreinigt war.

Die Gründe ? Ausfall der e i n e n weltweiten Produktionsstätte für den Hauptbestandteil, bzw. neu bekannt gewordene Qualitätsmängel beim Produkt.

Ich find's nicht schlau, das Problem der nichtlieferbaren Medis kleinzuschreiben und zu relativieren.
Rich dich schlimm find ich, dass die kranken Kassen (mit ihren u.v.A. bald wöchentlich wechselnden Rabatzverträgen) praktisch unbegrenzte Macht besitzen und sogar die Gesetzgebung maßgeblich bestimmen, ah, oh, kaka.

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PS: der Tipp fürs Notfall-Adrenalin aus Fronkreisch war von mir
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Mit Sicherheit gibt es einen zweiten Grund.

Beitrag von PR »

Es kann gar nicht anders sein, den muss es geben:

Der weltweite Pharmazwischenhandel rächt sich am Deut'schland, und liefert einfach nicht.

Indiz: ich kann von hier aus an zwei verschiedenen Stellen übern Rhein und bin entweder in der Schweiz oder in Fronkreisch. In keinem der beiden Länder gibt es auch nur Andeutungen solcher Versorgungslücken bei den Medis.

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Re: 239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Wenn an irgendeiner Stelle böswillige Verknappung nachzuweisen wäre, dann gibt es mit Sicherheit auch irgendeinen Paragrafen, gegen den mit dieser Böswilligkeit verstoßen wird. Dann wird eben sanktioniert.

Gibt es diesen tatsächlich nicht, muss man ihn schaffen.

Vor gefühlt 1000 Jahren schrieb ich hier mal, dass ich am liebsten Panzer bei der Pharmaindustrie auffahren lassen würde...: das braucht 's nicht, es reicht die (Drohung der) Verstaatlichung der Pharmaindustrie im Falle eines nachgewiesenen Erpressungsversuches zum Nachteil des deutschen Volkes, Machtmissbrauch und Körperverletzung durch Unterlassens.

Allerdings: Da wird Humungus sofort wieder mit seinen Vorbehalten gegenüber "kommunistischer" Strukturen kommen, gell? :roll:
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Komisch ! Waren Sie nicht mal selbständiger Geschäftsmann ?

Beitrag von PR »

Sie als Staat k ö n n e n bei gültigem Grundgesetz niehiehiemanden dazu zwingen,
Geschäfte zu machen (Dienste zu leisten, Dinge herzustellen, mit Dingen zu handeln...),
die der n i c h t machen / leisten / herstellen / verramschen w i l l .

Es gab ja im Deut'schland mal eine "staatliche Pharmaindustrie": die JENAPHARM war ursprünglich ein VEB. Leider fehlt sogar bei WIKI ein Eintrag darüber, wann die entstaatlicht worden ist, ob vor oder nach der "Wende".

Auf alle Fälle scheinen mir derartige Vorgänge genau so irreversibel zu sein wie "Die Wende".

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Re: 239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

PR hat geschrieben: 14.10.19, 22:53 Sie als Staat k ö n n e n bei gültigem Grundgesetz niehiehiemanden dazu zwingen, Geschäfte zu machen (Dienste zu leisten, Dinge herzustellen, mit Dingen zu handeln...), die der n i c h t machen / leisten / herstellen / verramschen w i l l .
Falsch. Es gibt durchaus Branchen mit Kontrahierungszwang, z.B. bei der Krankenversicherung, dem ÖPNV oder der Post.

Es sind Dienstleister, die Verträge "zur Daseinsvorsorge" anzubieten haben. Dazu gehört m.E. eben auch die Belieferung mit Medikamenten, Heil- und Hilfsmittel, sofern nicht tatsächlich Rohstoffknappheit herrscht.
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Re: 239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

Beitrag von Humungus »

Barnie ist ein Anhänger des Zwangs. Darum ist Barnie ja auch selbständig tätig und hat keine Verträge mehr mit den GKVen, wie er selber verkündet hat. Wie war das noch mit dem Wein und dem Wasser?

Als erstes schlage ich vor Barnies Laden zu verstaatlichen und ihn bei einer großen F-Kette anzustellen, damit er am eigenen Leibe lernt, was Verstaatlichung bedeutet.

Aber zur Sache: Eine Verstaatlichung ist in Deutschland nur unter außergewöhnlichen Umständen möglich, außerdem muss das verstaatlichte Unternehmen entschädigt werden. Barnie, rechnen Sie mal aus was so ein börsennotiertes Pharmaunternehmen kostet. Sie werden bei zweistelligen Milliardenbeträgen landen. Die letzte Verstaatlichung in Deutschland ist gar nicht so lange her - da flüchtete eine Pleite-Bank in den Schoß von Mutter Saat. Aber die Bank war eben wertlos bzw. hatte Milliardenschulden.

Da könnte man doch auch gleich selber einen VEB äääh staatseigenen Betrieb gründen, oder? Aber was passiert, wenn eine Behörde "arbeitet", weiß man ja.

Kontrahierungszwang. Barnie, Sie wollen immer die anderen zwingen. Das ginge aber nur, wenn es gar keine Alternative gäbe. Und die gibt es durchaus: muss man die Sachen eben teuerst in den USA einkaufen und dann importieren. Glauben Sie mir: die liefern. Versprochen! Wenns sein muss auch gestern - zum kleinen Aufschlag.

Merke: man kann eine verfehlte Politik nicht mit Zwang gelingen lassen. Klappte nicht in der DDR, klappt auch nicht bei Jens Spahn. Würde auch bei Ihnen nicht klappen, Barnie. Nach fest kommt bekanntlich ab.
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Re: 239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

“Als erstes schlage ich vor Barnies Laden zu verstaatlichen und ihn bei einer großen F-Kette anzustellen, damit er am eigenen Leibe lernt, was Verstaatlichung bedeutet.“
Gesundheitsvorsorge und -Versorgung muss eine hoheitliche Aufgabe werden, sonst macht jeder was ihm passt.
Wenn alle Appelle und gutes Zureden nicht helfen, muss es halt Druck geben. Das ist schon bei der Kindererziehung so. Wo kämen wir hin, wenn jeder machen und lassen könnte was ihm beliebt?
Wie sollte man sein Recht bekommen, wenn keiner zu irgend was verpflichtet wäre?
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Re: 239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

Beitrag von Humungus »

Barnie, das sind alles Totschlagargumente ohne jeden Inhalt, ähnlich wie "wo kämen wie denn hin?"

Fragen Sie sich doch mal, warum es solche Lieferengpässe früher nicht gab. Und warum Medikamente in Deutschland teilweise günstiger sind als im Ausland. Der Druck der Kassen zu den Rabatten, der Druck, dass immer nur eins der drei preisgünstigsten Medikamente genommen wird - na klar führt das dazu, dass immer billiger produziert wird. Ein Hersteller, der weiß, dass sein Umsatz 0 ist, wenn er nicht an der Preisschraube dreht, bestellt eben den Rohstoff in China.

Ich habs selber erlebt: Lieferengpass bei einem meiner Medikamente. Generikum 40 Euro pro Quartal - nicht lieferbar. Originalpräparat 160 Euro - kein Problem!

Kaputtsparen, kaputtregulieren, kaputtregieren. Auf diesem Weg ist man. Barnie, das kann man nur mit Grips ändern, nicht mit vielen Gesetzen! Und mit Zwang schon gar nicht.
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"hoheitliche Aufgabe"

Beitrag von PR »

Prima Thema ! Werden inzwischen ja zum Teil auch an Privatfirmen ausgelagert, Barnie.
Aber wirklich hoheitliche Aufgaben dürfen nur von Leuten erledigt werden, die der Staat besoldet und versorgt -
und denen er einen perfekten Arbeitsplatz hinstellt und unterhält.

Mit Freiberuflern, die ihren Arbeitsplatz selber finanzieren müssen, geht das nicht mehr lange gut.
Auch wenn's Sie gern durchwegs ignorieren: einfach gucken, welche Fächer aus der Fläche verschwinden.

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Re: 239 Arzneimittel waren im September nicht lieferbar

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Stimmt auch nicht.
Z.B.nimmt der TÜV hoheitliche Aufgaben wahr, ohne ein Staatsunternehmen zu sein.
Ich kann nicht glauben, dass Sie und Humungus richtig finden, dass wir zwar den Transport von Briefen garantiert bekommen, sich aber die Krankenkassen und pharmabranche zugunsten "unternehmerischer Freiheit " achselzuckend aus der Verantwortung stehlen dürfen
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Völlig falsche Beispiele, Barnie.

Beitrag von PR »

1. Von welchem Mitarbeiter erwarten TÜV oder Post - und lassen ihn nur unter der Bedinung rein - dass er seinen kompletten Arbeitsplatz mitbringt und vertragslang auf neuestem Stand hält ?
2. Was erwarten Sie vom Postler und TÜV-Techniker ? Zeitnah zugestellte Post und ein neues Bäbberle. Weckt und verspricht da "der Staat" fortwährend Bedürfnis nach "optimaler" Versorgung in jeder Hinsicht ? ZB nebenher Auspuff geflickt oder Brötchen zugestellt. Was erwartet dagegen der Deut'schländer vom Arzt, weil noch jeder Kassenschalterfuzzy sie wahrheitswidrig verspricht ?
3. Darf ein TÜVler oder Pöstler streiken, sind für die Gewerkschaften zuständig und gibt es - und wenn die noch so mies sein dürfen - Tarifverträge ? Für Ärzte gibts 30 Jahre alte "Gebührenordnungen" und für Kassenärzte überhaupt bloß einen "Verteilungsmaßstab" über vorher Deut'schlandweit vereinbarte sogenannte "Gesamtvergütungen".

Nönö, den Schuh mit den gesetzlichen Zwangsmaßnahmen gegen Freiberufler, den wird Ihnen die Realität schon bald ausziehen.

Noch Fragen, Barnie ?

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Eben in der größten Apotheke am Ort

Beitrag von PR »

waren zwei von drei meiner Dauermedis auf unabsehbare Zeit nicht lieferbar. Es handelt sich um schlichte Basismedikamente, wie sie in D millionenfach über lange Zeit gebraucht werden.

Eben übern Bach geradelt.
Kein Problem, Monsieur, Schublade aufgezogen, rausgenommen, verkauft.
Mehr als 30 % billiger als bei uns.

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Es muss also erheblich mehr als d i e eine Produktionsstätte geben,

Beitrag von PR »

in Bangladesh oder sonst wo auf der Welt, die, Ondits zufolge, grad mal eben abgebrannt sein soll.

Es ist also wohl der deut'schländische Arzneimittelgroßhandel, der den ganzen Import- und Reimportwidersinn,
der da nach Seehofer in deut'schländische Sozialgesetze geschrieben worden ist, zu Fall bringen will.

Mit der Not wächst das Rettende auch.

Zappelspähnchen scheint da einen Amigo zu haben. Der ist, wenn mich nicht alles trügt, eben dabei, den deut'schländischen Arzneimittelgroßhandel einer sozialgesetzlich abgesegneten Reform zuzuführen, die gern die Apotheken im Land einer ursprünglich niederländischen Versandapotheke unterordnen tät.

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