Ein System ist am Ende
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So ist das halt mit der Anschlussverwertung von Funktionären
Gerd der Größte hats vorgemacht. Der Gabi machts nach.
Guckt man, wer insbesondere in der Gesundheitspolitik schon heute nix wie lobbyiert, kann man dem auf den Kopf zusagen, wo er in zehn Jahren im Aufsichtsrat hocken wird. Wichtig ist nur, dass der Knabe mal an der Quelle saß. Ich bin sicher, dass Politiker-Karrieren heute so geplant werden. Und halts für gut wahrscheinlich, dass das von außen her geplant geschieht. Wie hieß nochmal die transatlantische Kaderschmiede, bei der sich Spähnchen mal vorstellen durfte ?
Was daraus resultiert und heute immer deutlicher zum Vorschein kommt, haben zu meinen Studentenzeiten ein paar linke Spinner "Staatsmonopolkapitalismus" genannt. Der mag in Pionier-Situationen sogar zeitenweise funktionieren. Und doch zeigen uns unsere transatlantischen Freude längst, wie das Kapital die Regierungen infiltriert, zersetzt und ersetzt.
Drum hüt ich mich heut besonders vor linken Spinnern.
PR
Guckt man, wer insbesondere in der Gesundheitspolitik schon heute nix wie lobbyiert, kann man dem auf den Kopf zusagen, wo er in zehn Jahren im Aufsichtsrat hocken wird. Wichtig ist nur, dass der Knabe mal an der Quelle saß. Ich bin sicher, dass Politiker-Karrieren heute so geplant werden. Und halts für gut wahrscheinlich, dass das von außen her geplant geschieht. Wie hieß nochmal die transatlantische Kaderschmiede, bei der sich Spähnchen mal vorstellen durfte ?
Was daraus resultiert und heute immer deutlicher zum Vorschein kommt, haben zu meinen Studentenzeiten ein paar linke Spinner "Staatsmonopolkapitalismus" genannt. Der mag in Pionier-Situationen sogar zeitenweise funktionieren. Und doch zeigen uns unsere transatlantischen Freude längst, wie das Kapital die Regierungen infiltriert, zersetzt und ersetzt.
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Re: Ein System ist am Ende
Das gilt ja nicht nur für Politikerkarrieren, sondern macht die "Unabhängigkeit" unserer Justiz
https://www.tagesspiegel.de/themen/agen ... 76532.html
bereits zur Farce. Es stinkt überall. Und wer bezahlt die angebliche Unabhängigkeit? Die, die immer noch in der Schule gelernt haben, dass sie nicht in einer Bananenrepublik leben. Und, wenn sie groß sind, immer vorgekaut bekommen, falls sie doch mal Verbesserungen fordern, sie sollen über ihren Tellerrand nach Italien oder so gucken.
Grüße
Christiane
https://www.tagesspiegel.de/themen/agen ... 76532.html
bereits zur Farce. Es stinkt überall. Und wer bezahlt die angebliche Unabhängigkeit? Die, die immer noch in der Schule gelernt haben, dass sie nicht in einer Bananenrepublik leben. Und, wenn sie groß sind, immer vorgekaut bekommen, falls sie doch mal Verbesserungen fordern, sie sollen über ihren Tellerrand nach Italien oder so gucken.
Grüße
Christiane
Re: Ein System ist am Ende
Die Ärztegehälter fließen als Ausgaben in die Bilanz ein. Bei 100.000 Euro Überschuss wäre es auch kaum möglich mehrere angestellte Ärzte zu entlohnen ohne in die roten Zahlen zu rutschen. Das Durchschnittsgehalt eines angestellten (Fach-)Arztes soll bei etwa 84.000 Euro liegen, der Reinertrag (GuV) niedergelassener Ärzte lag dagegen deutlich höher (von 220.000 Euro Hausärzte bis 850.000 Euro Radiologen), davon gehen noch Investitionskosten und private Vorsorge ab.Humungus hat geschrieben:Timmie, wie ich Sie einschätze erinnern Sie sich noch an die Zahlen von Politik, destatis und KBV, die mal über Ärztegewinne lanciert wurden. Die lagen doch erheblich höher. Oder sind bei den MVZs die Ärztegehälter schon abgezogen?
Politisch gewollt ist auch, dass Klinken Gewinne einfahren und kleinere Kliniken geschlossen werden – unterstützt von den Ärzteverbänden. Ambulant und stationär stehen nach wie vor in Konkurrenz (auch das ist Wettbewerb), daher will die KBV Krankenhäuser der allgemeinen Versorgung durch „Praxiskliniken“ ersetzen und mit ihren Portalkliniken verhindern, dass Patienten selbständig die Notfallambulanzen der Klinken aufsuchen. Dafür sollen Gelder aus der Krankenhausfinanzierung abfließen. Warum sind die Notfallambulanzen mit „Bagatellen“ verstopft? Weil die niedergelassenen Ärzte ihre Notdienste eingeschränkt und jahrelang ihre unrentablen Patienten in die Kliniken abgeschoben haben.Die Politik hats so gewollt, die Politik hats möglich gemacht: unattraktive Sitze auf dem Land verwaisen, und Stadtsitze werden durch Konzerne besetzt. Denen sind die Verluste von MVZs auch egal, weil diese die OP-Fälle ins Krankenhaus saugen und dort Gewinn generieren
Witzig, denn bei den „transatlantischen Freunden“ tummeln sich nicht „linke Spinner“ sondern vor allem neoliberale Karrieristen die auf Privatisierung, Abbau demokratischer Strukturen und Volksverdummung setzen.PR hat geschrieben:Und doch zeigen uns unsere transatlantischen Freude längst, wie das Kapital die Regierungen infiltriert, zersetzt und ersetzt.
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Re: Ein System ist am Ende
Dann klingts schlüssig, allerdings ist ein Überschuss von 100.000 Euro pro Jahr zu analysieren:Timmie2 hat geschrieben:Die Ärztegehälter fließen als Ausgaben in die Bilanz ein.
- für ein Klein-MVZ ist das eine Summe, die gerade "stemmbar" ist. Wenn der Geschäftsführer das entnimmt, kommt alles +/- 0 heraus. Ist der Geschäftsführer auch noch als Arzt oder anderweitig Angestellter im MVZ tätig, ist das ein hübscher Bonus, wobei zu fragen ist, ob sich das Konstrukt MVZ dann überhaupt lohnt. Wird das MVZ von einem Krankenhaus betrieben, klingt das nach "Peanuts", die Staubsaugerfunktion ist wichtiger.
- für ein Groß-MVZ sind 100.000 Euro ein Witz, da würde ich dann gerne die genaueren Zahlen haben. Wie auch schon bei den Arzteinnahmen werden aber relevante statistische Angaben, beispielsweise Median, Standardabweichung und Perzentilen nicht angegeben. Man könnte ja zu viel herauslesen...
Mit dem Begriff "Verband" ist das so eine Sache. Einen wirklich übergreifenden Verband gibt es nicht. Jeder hat seine eigene Lobbygruppe, für die er Politik betreibt. Aus einem mir nicht ganz begreiflichen Grund verwandeln sich auch Kandidaten für Posten im Verband vom Revoluzzer zum Funktionär. Gleich nach dem Wahltag. Die Politik eines Verbandes ist also nicht unbedingt die Politik seiner Mitglieder.Politisch gewollt ist auch, dass Klinken Gewinne einfahren und kleinere Kliniken geschlossen werden – unterstützt von den Ärzteverbänden
...im Gegensatz dazu die Krankenhausverbände, die den Patienten den Weg in die Ambulanzen dann gerne ebenen wollen, wenn dafür ein weitaus höheres Honorar als den Niedergelassenen gezahlt wird. Wäre doch eine tolle Sache: Selektion in der Ambulanz, dabei gutes Geld verdient. Unlukrative Fälle zum Niedergelassenen abgeschoben, die Operationen und "guten" DRGs bleiben gleich da. Und das Beste: die Honorare der Ambulanzen werden gleich von den Niedergelassenen abgezwackt, so dass diese weiter verkümmern....daher will die KBV Krankenhäuser der allgemeinen Versorgung durch „Praxiskliniken“ ersetzen und mit ihren Portalkliniken verhindern, dass Patienten selbständig die Notfallambulanzen der Klinken aufsuchen.
Die KBV hat lange versucht ein eigenes System der Versorgung aufzuziehen, woran wohl auch einige Funktionäre mit persönlichem Kapital investiert waren. An den Niedergelassenen vorbei, wohlgemerkt. Dieser Skandal wurde übrigens niemals thematisiert, weder von Presse noch von Politik. Und Konsequenzen hatte er auch keine.
Der "und"-Satz hat keinen Bezug zu den Notfällen, weil das "Abschieben" nichts für zukünftige Patienten bedeuten würde. Vor dem "Abschieben" muss der Arzt ja noch prüfen, ob der Fall lukrativ ist, heißt: ansehen.Warum sind die Notfallambulanzen mit „Bagatellen“ verstopft? Weil die niedergelassenen Ärzte ihre Notdienste eingeschränkt und jahrelang ihre unrentablen Patienten in die Kliniken abgeschoben haben.
Es gibt zwei Gründe für das ungerechtfertigte Aufsuchen der Krankenhausambulanz
1. die Notdienste der Ärzte sind in meiner Region zwar nicht eingeschränkt worden, die Fahrtstrecke für Patienten hat sich aber deutlich verlängert (in Hinsicht auf augenärztlichen Notdienst). Teilweise beträgt sie 60 Kilometer - einfach. Grund ist der zunehmende Ärztemangel, der dazu führt, dass Notdienstbereiche nicht mehr suffizient besetzt werden konnten. Es gab zwei Alternativen: die Ärzte müssten sehr häufig Notdienst "schieben" oder die örtlichen Zonen werden zusammengelegt. Angesichts der Patientenzahlen im Notdienst hat man sich für Zweites entschieden. Das kann dazu führen, dass ein Krankenhaus mit Augenarzt näher liegt als der Bereitschaftsarzt. Und damit kommen wir zu Punkt 2
2. die Vollkaskomentalität und auch die Unwissenheit der Patienten. Da bekannt ist, dass beim Notdienst schon mal lange gewartet werden muss, wird gerne die Krankenhausambulanz aufgesucht. Eine gute Bekannte, Viszeralchirurgin, berichtet von diversen nächtlichen Besuchen mit "querstehendem Furz" und bereits wochenlang bestehenden Beschwerden. Es ist einfach und es ist bequem, zur Ambulanz zu gehen. Die ist immer offen! Und je nach Tageszeit sind auch nicht viele Leute da. In Hinsicht auf Unwissenheit ist den Patienten längst nicht bekannt, dass beispielsweise ein augenärztlicher Notdienst rund um die Uhr an allen Tagen vorhanden ist. Selbst die Nummer 116 117 kennt nicht jeder. Und erst recht weiß nicht jeder, dass nicht in jedem Krankenhaus ein Augenarzt sitzt. Also: erst mal in die Klinik gehen. Übrigens wird da - natürlich, natürlich - ein "Fall" generiert, der unwissende und technisch unausgerüstete Assistent kuckt aufs Auge und verweist an den Augenarzt. Macht Kosten und bringt - nix.
In Hinsicht auf Karrieristen bin ich bei Ihnen. In Hinsicht auf "Abbau demokratischer Strukturen und Volksverdummung" sind auch linke Spinner wohlbekannt.bei den „transatlantischen Freunden“ tummeln sich nicht „linke Spinner“ sondern vor allem neoliberale Karrieristen die auf Privatisierung, Abbau demokratischer Strukturen und Volksverdummung setzen.
Augenarzt? Flatrate. Für nur 18 Euro all you can (tr)eat, ein ganzes Quartal lang! DAS ist heutige Gesundheitspolitik.
Re: Ein System ist am Ende
Wohl wahr, natürlich stets im „Interesse von Patienten“ (die einzige Interessensgruppe ohne Lobby)Humungus hat geschrieben:Jeder hat seine eigene Lobbygruppe, für die er Politik betreibt
Humungus hat geschrieben:Der "und"-Satz hat keinen Bezug zu den Notfällen, weil das "Abschieben" nichts für zukünftige Patienten bedeuten würde. Vor dem "Abschieben" muss der Arzt ja noch prüfen, ob der Fall lukrativ ist, heißt: ansehen.
Das eine schließt das andere nicht aus. Aktuell wurde mir wieder so ein typischer Fall geschildert, bei dem man sich nur die Haare raufen kann. Patientin ging mit akuten Beschwerden zum Hausarzt, der verwies sie zum Facharzt, dieser schickte sie in die Notfallambulanz, dort saß sie fast 4 Stunden und wurde dann wieder zum Facharzt verwiesen, der wiederum schickte sie wieder in die Klinik. Dieses Ping-Pong-Spiel wird doch nicht von Patienten verursacht.
Die Wege in die Notfallambulanzen haben sich genauso verlängert und die Wartezeiten dort sind nicht kürzer
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Über Ihre „Fallschilderung“, timmiezwoo, entsetze ich mich
pflichtgemäß, sobald ich dafür Zeit hab und Sie hier offen legen, welche die gesicherte Diagnose war und wie der Fall ausgegangen ist. Bis dahin halt ich sie für die Propapopoganda eines medizinisch ahnungslosen Funktionärs.
Zu Ihrer Phantasiezahl „Reinertrag“:
Wenn es denn so wäre, dass dieser „Reinertrag“ an jedem Ort, an dem sich genügend Menschen genügend Arzt-Arbeitszeit wünschen,
1° ein Arzttarifgehalt, 2° AG- und AN-Anteile aller Lohnnebenkosten für den Arzt, 3° die Rückzahlung aller Investitionen, 4° eine Verzinsung allen als Investition eingesetzten Kapitals, wahlweise den vollständigen Ersatz aller Fremdkapitalzinsen, 5° alle anfallenden Personal- und Personalnebenkosten für die Mitarbeiter des Arztes abdeckt,
gäbe es im 'schland k e i n e r l e i Mangel an Arzt-Arbeitszeit. Im selbständig niedergelassenen Bereich nicht, auf dem Land nicht, in der Stadt nicht, und in den MVZ und Kliniken mit ihren angestellten Ärzten auch nicht.
Wär jetzt die Frage: gibt es diesen Mangel, oder gibt es ihn nicht, timmiezwoo ?
Und der Rat: hören Sie auf, hier die Lügenpropapopoganda von kranken Kassenfunktionären zu verbreiten. Es gibt hier sonst bald keinen mehr, der Sie noch ernst nehmen könnte, aber das fänd ich irgendwie auch wieder schad...
PR
Zu Ihrer Phantasiezahl „Reinertrag“:
Wenn es denn so wäre, dass dieser „Reinertrag“ an jedem Ort, an dem sich genügend Menschen genügend Arzt-Arbeitszeit wünschen,
1° ein Arzttarifgehalt, 2° AG- und AN-Anteile aller Lohnnebenkosten für den Arzt, 3° die Rückzahlung aller Investitionen, 4° eine Verzinsung allen als Investition eingesetzten Kapitals, wahlweise den vollständigen Ersatz aller Fremdkapitalzinsen, 5° alle anfallenden Personal- und Personalnebenkosten für die Mitarbeiter des Arztes abdeckt,
gäbe es im 'schland k e i n e r l e i Mangel an Arzt-Arbeitszeit. Im selbständig niedergelassenen Bereich nicht, auf dem Land nicht, in der Stadt nicht, und in den MVZ und Kliniken mit ihren angestellten Ärzten auch nicht.
Wär jetzt die Frage: gibt es diesen Mangel, oder gibt es ihn nicht, timmiezwoo ?
Und der Rat: hören Sie auf, hier die Lügenpropapopoganda von kranken Kassenfunktionären zu verbreiten. Es gibt hier sonst bald keinen mehr, der Sie noch ernst nehmen könnte, aber das fänd ich irgendwie auch wieder schad...
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Re: Ein System ist am Ende
Können Sie halten wie Sie wollen, die 'Schuldfrage' werden wir hier ohnehin nicht klären können. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, welche Absurditäten dieses kranke (Wettbewerbs-)System schafft. Es ist zu einfach gedacht, die Ursache immer nur bei den Patienten zu suchenPR hat geschrieben:Über Ihre „Fallschilderung“, timmiezwoo, entsetze ich mich
pflichtgemäß, sobald ich dafür Zeit hab und Sie hier offen legen, welche die gesicherte Diagnose war und wie der Fall ausgegangen ist. Bis dahin halt ich sie für die Propapopoganda eines medizinisch ahnungslosen Funktionärs
Ihre Definition von Reinertrag ist und bleibt falsch und es liegt in der Natur der Sache, dass Durchschnittswerte nicht immer und überall erreicht werden.Zu Ihrer Phantasiezahl „Reinertrag“...
Als ob das einen "linken Spinner" beeindrucken könnte...PR hat geschrieben:Und der Rat: hören Sie auf, hier die Lügenpropapopoganda von kranken Kassenfunktionären zu verbreiten. Es gibt hier sonst bald keinen mehr, der Sie noch ernst nehmen könnte, aber das fänd ich irgendwie auch wieder schad...
Re: Ein System ist am Ende
Mit der letzten Folgerung bin ich so lange vorsichtig, wie ich die Details des Falls nicht kenne. Ich stimme PR zu: man muss sich alles genau ansehen, dann kann man sich erregen.Aktuell wurde mir wieder so ein typischer Fall geschildert, bei dem man sich nur die Haare raufen kann. Patientin ging mit akuten Beschwerden zum Hausarzt, der verwies sie zum Facharzt, dieser schickte sie in die Notfallambulanz, dort saß sie fast 4 Stunden und wurde dann wieder zum Facharzt verwiesen, der wiederum schickte sie wieder in die Klinik. Dieses Ping-Pong-Spiel wird doch nicht von Patienten verursacht.
Nur, um auch mal einen typischen Alltagsfall zu schildern:
- Patient ruft Montag gegen 17 Uhr in der Praxis an und schildert einen Notfall. Er habe sich am Auge verätzt und müsse einen Arzt aufsuchen. Auf Nachfrage der Helferin sichert er zu, er würde in 15 Minuten in der Praxis sein (denn ich habe schon dringende Ankündigungen erhalten, auf die warte ich heute noch).
- Patient betritt um 17.45 (!) die Praxis und wird aufgenommen und untersucht.
- in der Anamnese gibt Patient an, er habe die Verätzung bereits am Freitag während der Arbeit erlitten. Er sei am Samstag im augenärztlichen Notdienst versorgt worden. Dieser habe ihn aufgefordert, am Montag erneut einen Augenarzt aufzusuchen. Er habe auch Cortisontropfen erhalten, die er 5x täglich tropfen müsse (was lege artis ist).
Zusammengefasst war der Notfall dermaßen dringend, dass der Patient weder am Freitag sofort den Arzt aufsuchte, noch sich am Montag von der Arbeit aufhalten ließ (ein linker Spinner würde jetzt sagen: "Da sieht man die Macht des Kapitals..."). Ist doch sch...egal, der doofe Doktor muss ja...
Und um das Ganze abzurunden: nach der Behandlung verließ ich die Praxis. Die Begleiterin des Patienten forderte ein erneutes Tropfenrezept, die Tropfen seien schon alle. Wie man es schafft, anstatt 15 Tropfen (Sa/So/Mo) 90 zu tropfen, die in so einer Flasche meist drin sind, ist mir ein Rätsel. Auch, warum der Patient es vergaß mir zu sagen. Am Ende wurde dann noch meine Helferin wüst beschimpft, die Praxis "sei so unfreundlich". Da kann ich nur sagen: bitte beim nächsten Mal nicht mehr zu mir!
Bitte sagen Sie das den Patienten, die nachts mit Furz oder Rücken in die Ambulanz kommen. In Wirklichkeit gehts um Anderes als suffiziente Therapie, nämlich um schnelle Linderung oder auch schlicht die AU. Wenn man Glück hat, für den nächsten Tag, es kann aber auch der abgelaufene sein.Die Wege in die Notfallambulanzen haben sich genauso verlängert und die Wartezeiten dort sind nicht kürzer
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Re: Ein System ist am Ende
Solche Patienten gab es schon immer und wird es auch immer geben, das erklärt aber nicht den Andrang in den Notfallambulanzen auf die auch Fachärzte gerne mal verweisen. Das Problem besteht doch darin, dass aktuell weder Kliniken noch Niedergelassene ein (finanzielles) Interesse an der Versorgung ambulanter Notfallpatienten haben.Humungus hat geschrieben:Bitte sagen Sie das den Patienten, die nachts mit Furz oder Rücken in die Ambulanz kommen
Angeblich will man Notfallkliniken durch Portalpraxen entlasten, diese wollen Ärztefunktionäre aber wiederum nur an rentablen Standorten ansiedeln. Dazu wird nun mehr als 600 Notfallkliniken das Geld gekürzt, was wiederum vor allem kleinere Kliniken trifft die die „Qualitätsvorgaben“ nicht einhalten können. Notfälle abweisen dürfen sie nicht, d.h. sie werden sehenden Auges in die roten Zahlen getrieben. Das bedeutet weitere Klinikschließungen durch die Hintertür obwohl die Notfallambulanzen überlastet sind. Diese defizitären Kliniken würde die KBV dann gerne durch Praxiskliniken niedergelassener Ärzte ersetzen, die über ein neues Vergütungssystem bzw. Selektivverträge vergütet werden sollen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
Re: Ein System ist am Ende
Sie meinen also, dass die Behandlung solcher Fälle nicht gewinnbringend ist? Dann ist die Lösung recht einfach. Was ich bei der Sache nicht ganz einsehen will ist, dass Kliniken für die Versorgung mehr erhalten sollen als Niedergelassene, wenn die gleiche Leistung erbracht wird.Timmie2 hat geschrieben:Das Problem besteht doch darin, dass aktuell weder Kliniken noch Niedergelassene ein (finanzielles) Interesse an der Versorgung ambulanter Notfallpatienten haben.
Na, dann kriegen die Kliniken die gleiche Medizin zu kosten wie die Niedergelassenen: Verpflichtung zur Behandlung, auch wenns dabei Miese gibt. Kennen wir doch. Störts Sie?Notfälle abweisen dürfen sie nicht, d.h. sie werden sehenden Auges in die roten Zahlen getrieben.
Da bin ich bei Ihnen. Sie können nämlich davon ausgehen, dass die Niedergelassenen in solche Kliniken shanghait werden. Und Sie können auch davon ausgehen, dass andere als Versorgungsinteressen im Vordergrund stehen. Na ja, kommt drauf an, wer versorgt wird...Diese defizitären Kliniken würde die KBV dann gerne durch Praxiskliniken niedergelassener Ärzte ersetzen, die über ein neues Vergütungssystem bzw. Selektivverträge vergütet werden sollen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
...aktuell wird das Modell in Bayern mal wieder versucht: Niedergelassene dürfen Notdient nicht mehr in der eigenen Praxis schieben, sondern müssen - zeitweise - in Bereitschaftspraxen. Vorteil soll sein, dass diese Praxen als zentraler Anlaufpunkt für Notfälle etabliert werden. Dass es dabei erhebliche Nachteile gibt - Kosten für die Einrichtung und das Personal, unproduktive "Sitzdienste", wenn nichts los ist, und in der Nacht sind die Praxen geschlossen (sonst müssten ja auch noch hotelähnliche Einrichtungen für die Diensthabenden her) - geschenkt. Dies ist der Einstieg. Wenns läuft, gehts rund um die Uhr. Und dann heißt es: Niedergelassene, bitte Praxis dichtmachen und "einziehen".
Übrigens, wenn wir schon beim "Ende des Systems" sind: die Terminservicestellen sind ein massiver Flop. Hohe Kosten, wenig Vermittlung, kein Benefit für Patienten. Hohe no-shows (die Patienten kommen schlicht nicht zum Termin), unzufriedene Patienten ("Ich will nicht 30 Kilometer zu einem Doktor, den ich gar nicht kenne").
Na ja, egal. Die Ärzte zahlens ja.
Auch darüber in den Medien: Stille. Der "Patientenbeauftragte"? Stille. KV? Stille. Man wartet wohl, bis man alles still, leise und heimlich beerdigen kann, mit dem Argument "jetzt haben wir Besseres".
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Re: Ein System ist am Ende
Darüber streiten sich die Geister. Eine Studie der DKG (Dt. Krankenhausgesellschaft) hat errechnet, dass Kliniken für ambulant versorgte Notfälle oftmals eine geringere Pauschale von der Kassenärztlichen Vereinigung erhalten als Arztpraxen, dazu hätte in rund 50 % der Fälle zum Zeitpunkt der Vorstellung kein Alternativangebot der Niedergelassenen bestanden.Humungus hat geschrieben:Was ich bei der Sache nicht ganz einsehen will ist, dass Kliniken für die Versorgung mehr erhalten sollen als Niedergelassene, wenn die gleiche Leistung erbracht wird
Das ZI (Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung) hält dagegen und begründet das u.a. damit, dass die Kliniken ein Zuviel an Diagnostik betreiben würden und damit nicht „wirtschaftlich“ arbeiteten. Da wächst doch gleich das Vertrauen von Patienten in Praxiskliniken. Fazit des ZI ist, dass es sich um keine repräsentative Stichprobe handeln würde. Die Teilnahme war freiwillig und erfolgte weder zufällig noch durch objektive Auswahlkriterien, der Anreiz zur Teilnahme wäre höher bei Kliniken die mit ökonomischen Problemen zu kämpfen haben.
Dieses Fazit trifft allerdings ebenso auf die eingangs eingestellte Umfrage des ZI zu den Medizinischen Versorgungszentren zu. Wer mit zweierlei Maß misst, misst Mist…
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Nö timmiezwoo, der (Physiker!)-Spruch lautet:
Wer v i e l misst, misst Mist !
A propos. Ich hab k e i n e Definition von "Reinertrag". Die hat hier vielmehr ein hier mitschreibender Fachmann für Irreführung geliefert.
Meine Aussage war: wär dessen Definition richtig, müsste sich nirgendwo im 'schland wer darüber Gedanken machen, wie man "Ärztemangel" definieren soll.
So, und nu wartemer einfach. Bis die Sozis die Freiberufler in der Fläche fertig ausgerottet haben, und die Emmvauzetts in Investorhand endlich überwiegen. Was ja das Ziel von Stamokap ist.
Und schaun dann wieder, wie der Wähler geneigt ist, den "Ärztemangel" zu definieren. Ok ?
PR
A propos. Ich hab k e i n e Definition von "Reinertrag". Die hat hier vielmehr ein hier mitschreibender Fachmann für Irreführung geliefert.
Meine Aussage war: wär dessen Definition richtig, müsste sich nirgendwo im 'schland wer darüber Gedanken machen, wie man "Ärztemangel" definieren soll.
So, und nu wartemer einfach. Bis die Sozis die Freiberufler in der Fläche fertig ausgerottet haben, und die Emmvauzetts in Investorhand endlich überwiegen. Was ja das Ziel von Stamokap ist.
Und schaun dann wieder, wie der Wähler geneigt ist, den "Ärztemangel" zu definieren. Ok ?
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99 2988 015 Die lebenslange Nummer zur Sicherheit
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Re: Ein System ist am Ende
Basis der Auswertungsdaten der Kostenstrukturanalyse des Statistischen Bundesamts war die steuerliche Überschussrechnung (EÜR) der Praxisinhaber, definiert als „Reinertrag“.PR hat geschrieben:A propos. Ich hab k e i n e Definition von "Reinertrag". Die hat hier vielmehr ein hier mitschreibender Fachmann für Irreführung geliefert
Nach Angaben des ZI zur Kostenstrukturanalyse (Auswertung aus dem ZiPP) liegt der Jahresüberschuss bei Gemeinschaftspraxen um 8,7 % je Inhaber höher als bei Einzelpraxen.PR hat geschrieben:Fakt ist: wo immer Freiberufler Angestellten gewichen sind, rechnet sich die Schoose nicht
Das sind "Fakten".
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Von Emmvauzetts war die Rede gewesen, timmiezwoo,
nicht von Gemeinschaftspraxen. Und davon, dass,
wo irgend ein Investor Ärzte m i t allen Bürgerlichen, Grund- und Arbeitnehmerrechten anstellen muss, die Schoose sich bereits in einem Drittel der Einrichtungen nicht mehr rechnet. Tendenz ???
Dies an Orten, wo zuvor inhabergeführte "freiberufliche" ärztliche Einrichtungen gewesen waren, die sich noch irgendwie gerechnet hatten.
Was zur Erkenntnis führen könnte, dass für die ausgestorbenen "freiberuflichen" Praxisinhaber nicht nur kein Arbeitnehmerrecht gegolten hat, sondern auf der Ausgabenseite kein BGB, und auch kein Grundgesetz.
Sofern nicht Stamokap das politische Ziel wäre...
PR
wo irgend ein Investor Ärzte m i t allen Bürgerlichen, Grund- und Arbeitnehmerrechten anstellen muss, die Schoose sich bereits in einem Drittel der Einrichtungen nicht mehr rechnet. Tendenz ???
Dies an Orten, wo zuvor inhabergeführte "freiberufliche" ärztliche Einrichtungen gewesen waren, die sich noch irgendwie gerechnet hatten.
Was zur Erkenntnis führen könnte, dass für die ausgestorbenen "freiberuflichen" Praxisinhaber nicht nur kein Arbeitnehmerrecht gegolten hat, sondern auf der Ausgabenseite kein BGB, und auch kein Grundgesetz.
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Re: Ein System ist am Ende
Bleiben wir doch einfach mal bei den Fakten:Von Emmvauzetts war die Rede gewesen, nicht von Gemeinschaftspraxen
Zwei Fünftel aller MVZ befinden sich laut KBV-Statistik in Trägerschaft von Vertragsärzten und unterscheiden sich kaum von der klassischen Gemeinschaftspraxis. 38 % liegen in Krankenhausträgerschaft, 20 weitere in den Händen sog. dritter Träger. Von 2.463 bestehenden MVZ wurden lediglich 376 MVZ ausgewertet mit überproportionaler Beteiligung klinikgetragener MVZ (44%), während vertragsärztliche (28%) unterrepräsentiert waren. Hinsichtlich der Fachabteilungen zeigen sich nur geringe Unterschiede zwischen vertragsärztlich- und nicht-vertragsärztlich getragenen MVZ mit einigen wenigen Ausnahmen bei den nicht-vertragsärztlichen MVZ. Jedes 3. MVZ musste Verluste hinnehmen (32 %), dagegen wurden relativ häufig in städtischen Regionen Gewinne erzielt (74 %).
Steuerbegünstigte Kliniken gründen meist steuerbegünstigte MVZ als gemeinnützige GmbH (gGmbH), da die Gewinne dann körperschafts- und gewerbesteuerfrei sind. Zu hohe Gewinne wären voll steuerpflichtig und es würde die Aberkennung der Gemeinnützigkeit drohen.
Es gibt also durchaus noch andere nachvollziehbare Gründe für das Ergebnis als „die Schoose rechnet sich nicht“. Auch das Argument "Auslastung der Betten" ist angesichts der Fachabteilungen (bis auf "einige wenige Ausnahmen") alles andere als eindeutig.
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