Hallo,
in der Presse wird häufig das Thema "In Deutschland wird zu viel operiert" diskutiert und es wird pauschal empfohlen, ein zweite Meinung einzuholen.
Scheint erst mal sinnvoll.
Wie kann man verhindern, dass die zweite Meinung nicht auch von wirtschaftlichen Interessen bzw. ökonomischen Zwängen beeinflusst wird ?
Simona-Barbara
Zweite Meinung
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Re: Zweite Meinung
Hallo,
man muss zunächst einmal eruieren, ob denn tatsächlich "zu viel" (oder nur viel) operiert und womit überhaupt verglichen wird. Ohne entsprechend objektivierte Beschwerden und ohne tatsächlichen Leidensdruck kann wohl kaum ein Patient zur OP gezwungen werden. Sicherlich ist eine OP, gerade im orthopädischen Bereich, eine lukrative Einnahmequelle für die Klinik. Dem gegenüber werden konventionelle Therapien, selbst wenn sie langfristig zum gleichen Ergebnis wie die OP führen würden, von den Kostenträgern eher gering vergütet. Dadurch werden Fehlanreize geschaffen, die gerade Kliniken in wirtschaftlicher Schieflage zur "OP-Fabrik" werden lassen könnten.
Da hier selbst die Expertenmeinungen divergieren, wird man als außenstehender Patient dieses komplexe Thema wohl eher nicht ausleuchten können. Gänzlich verhindern, dass man "Opfer" (auch) monetärer Interessen wird, kann man nicht. Man kann höchstens die Wahrscheinlichkeit verringern. Indem man für den Eingriff eine Klinik auswählt, die einigermaßen frei von extremem wirtschaftlichen Druck ist. Und die Zweitmeinung bei einem Experten einholt, der in keinem wirtschaftlichen oder sonstigem Verhältnis zur Klinik steht. Und es spricht auch nichts gegen eine Dritt- oder Viertmeinung, bei der man z.B. den Hausarzt oder ein Betroffenen-Netzwerk kontaktiert.
man muss zunächst einmal eruieren, ob denn tatsächlich "zu viel" (oder nur viel) operiert und womit überhaupt verglichen wird. Ohne entsprechend objektivierte Beschwerden und ohne tatsächlichen Leidensdruck kann wohl kaum ein Patient zur OP gezwungen werden. Sicherlich ist eine OP, gerade im orthopädischen Bereich, eine lukrative Einnahmequelle für die Klinik. Dem gegenüber werden konventionelle Therapien, selbst wenn sie langfristig zum gleichen Ergebnis wie die OP führen würden, von den Kostenträgern eher gering vergütet. Dadurch werden Fehlanreize geschaffen, die gerade Kliniken in wirtschaftlicher Schieflage zur "OP-Fabrik" werden lassen könnten.
Da hier selbst die Expertenmeinungen divergieren, wird man als außenstehender Patient dieses komplexe Thema wohl eher nicht ausleuchten können. Gänzlich verhindern, dass man "Opfer" (auch) monetärer Interessen wird, kann man nicht. Man kann höchstens die Wahrscheinlichkeit verringern. Indem man für den Eingriff eine Klinik auswählt, die einigermaßen frei von extremem wirtschaftlichen Druck ist. Und die Zweitmeinung bei einem Experten einholt, der in keinem wirtschaftlichen oder sonstigem Verhältnis zur Klinik steht. Und es spricht auch nichts gegen eine Dritt- oder Viertmeinung, bei der man z.B. den Hausarzt oder ein Betroffenen-Netzwerk kontaktiert.
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Re: Zweite Meinung
Es ist ohnehin schwer, eine zweite Meinung zu kriegen, glaube wohl aus gutem Grunde.
"Es amüsiert mich immer, wenn Menschen all ihr Unglück dem Schicksal, dem Zufall oder dem Verhängnis zuschreiben, während sie ihre Erfolge oder ihr Glück mit ihrer eigenen Klugheit, ihrem Scharfsinn oder ihrer Einsicht begründen." (Coleridge)
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Re: Zweite Meinung
Im Nachhinein kann ich sagen, dass mir die Zweite Meinung geholfen hat. Nämlich insofern, als ich mir Gedanken machen konnte über
a) identische Bewertungen
b) unterschiedliche Bewertungen
in Verbindung mit dem "Gefühl" für eine gewisse Ernsthaftigkeit oder auch Wahrhaftigkeit des Mediziners.
Und indem ich die Zweite VOR der Ersten (das ist die des Behandlers) eingeholt habe. So konnte ich mit der Vorinformation dann eine Entscheidung treffen.
a) identische Bewertungen
b) unterschiedliche Bewertungen
in Verbindung mit dem "Gefühl" für eine gewisse Ernsthaftigkeit oder auch Wahrhaftigkeit des Mediziners.
Und indem ich die Zweite VOR der Ersten (das ist die des Behandlers) eingeholt habe. So konnte ich mit der Vorinformation dann eine Entscheidung treffen.
Re: Zweite Meinung
Eine Zweit- auch Drittmeinung ist meiner Ansicht nach NIE ein Fehler.
Bei mir wurde nach Brustkrebs in 2004 dann in 2008 als "Zweitkrebs" quasi ein Bronchialtumor diagnostisch gesichert befundet. Lage: Hauptbronchus, Carina Abzweigung. Empfehlung lautete: Lobektomie.
Ich setzte mich damit auseinander, konsultierte eine Heidelelberger und eine Münchner Koryphäe und entschied mich schlussendlich gegen die OP. Auch die Kryo- und Brachytherpieempfehlungen überzeugten mich nicht und eine Chemotherapie gleich gar nicht,
da es sich um einen sogenannten "grosszelligen" Krebs handelte, wo CHT schlecht bzw. gar nicht wirken. Der Tumor wurde durch die Bronchoskopien und Biopsien sehr wahrscheinlich abgetragen und ... ist heute (toi-toi-toi) im 6. Jahr nicht mehr auffindbar,
auch gab es keine Metastasierungen, wie das PET/CT an Erkenntnissen sicherte. Allerdings lasse/liess ich mich engmaschig überwachen: erst alle halbe Jahre, nun nur noch jährlich.
Und bei Lungenkrebs gibt es auch keinerlei Disput mit den Kassen wegen eines PET/CT's, Gottseidank.
Ich möchte allen Mut machen, keine Gelder und Mühen zu scheuen, alles, aber auch alles zu hinterfragen. Ich bin auch nur GKV-Patientin
Ich war erstaunt, dass ich bei gestandenen (Chef-) Ärzten ihrer Zunft für eine Privataudienz nicht mehr als 120,- Euro zahlen musste. Das sollte einem die Gesundheit schon wert sein.
Schaden kann es also nie, sich weiter zu informieren und dann die Quintessenz daraus zu ziehen, welche auch immer. Man muss halt genau zuhören bei den Argumenten dafür oder dagegen.
Bei mir wurde nach Brustkrebs in 2004 dann in 2008 als "Zweitkrebs" quasi ein Bronchialtumor diagnostisch gesichert befundet. Lage: Hauptbronchus, Carina Abzweigung. Empfehlung lautete: Lobektomie.
Ich setzte mich damit auseinander, konsultierte eine Heidelelberger und eine Münchner Koryphäe und entschied mich schlussendlich gegen die OP. Auch die Kryo- und Brachytherpieempfehlungen überzeugten mich nicht und eine Chemotherapie gleich gar nicht,
da es sich um einen sogenannten "grosszelligen" Krebs handelte, wo CHT schlecht bzw. gar nicht wirken. Der Tumor wurde durch die Bronchoskopien und Biopsien sehr wahrscheinlich abgetragen und ... ist heute (toi-toi-toi) im 6. Jahr nicht mehr auffindbar,
auch gab es keine Metastasierungen, wie das PET/CT an Erkenntnissen sicherte. Allerdings lasse/liess ich mich engmaschig überwachen: erst alle halbe Jahre, nun nur noch jährlich.
Und bei Lungenkrebs gibt es auch keinerlei Disput mit den Kassen wegen eines PET/CT's, Gottseidank.
Ich möchte allen Mut machen, keine Gelder und Mühen zu scheuen, alles, aber auch alles zu hinterfragen. Ich bin auch nur GKV-Patientin
Ich war erstaunt, dass ich bei gestandenen (Chef-) Ärzten ihrer Zunft für eine Privataudienz nicht mehr als 120,- Euro zahlen musste. Das sollte einem die Gesundheit schon wert sein.
Schaden kann es also nie, sich weiter zu informieren und dann die Quintessenz daraus zu ziehen, welche auch immer. Man muss halt genau zuhören bei den Argumenten dafür oder dagegen.
Vorsicht! Bissiger Mund:-)
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Re: Zweite Meinung
Kann ich nur unterstützen.
Danke für die Ergänzung
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