Kurze frage

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Steffy123
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Kurze frage

Beitrag von Steffy123 »

Was könnte hinter diesem Symptomen stecken?
Nackenschmerzen die bis zum Kopf hoch gehen komische Kopfschmerzen wie ein ziehen.
Jule90
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Re: Kurze frage

Beitrag von Jule90 »

Hallo,

Ich weiß zwar nicht was die Frage im Forum "Patient-Arzt-Beziehung" soll, war wohl eher für das "Orthopädie"-Forum gedacht, oder?
...aber selbst wenn, kann man mit so wenig Informationen nichts anfangen.

Wenn ich Nackenschmerzen habe die bis in den Kopf ziehen, sind es meist Spannungskopfschmerzen weil die Nackenmusklatur verspannt ist. Wärme löst diese bei mir meistens.
Das heißt natürlich nicht, dass es bei Ihnen auch daran liegt. Das kann hier keiner sagen ohne Sie untersucht zu haben.
Sollten die Beschwerden länger anhalten (und Fieber oder andere Symptome dazukommen) ist ein Besuch beim Hausarzt anzuraten um ernsthaftere Erkrankungen auszuschließen.

Jule
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Beitragszahler
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Re: Kurze frage

Beitrag von Beitragszahler »

Steffy123 hat geschrieben:Nackenschmerzen... Kopfschmerzen...
Ursachen?

Siehe z.B. http://www.bing.com/search?q=nackenschm ... %20ursache = 464.000 Treffer

Und mit so einer Information würde es dem Diagnostiker auch nicht anders ergehen können...
Hier schreibt ein Unwissender, der sonst nur weniges und für Ärzte zu viel weiß.
Boode
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Re: Kurze frage

Beitrag von Boode »

Ich weiß schon, was Du wissen willst. Irgendwelche Hinweise, was es sein könnte und an wen Du Dich wenden kannst...

Das mit den 464.000 Treffern hilft Dir natürlich garnicht weiter, weil Du gerade Kopfschmerzen hast und Dir hier und jetzt Sorgen machst und nach Antworten suchst.
Leider ist da trotzdem was dran an diesen 464.000 Treffern - mußte schon schmunzeln als ich das gelesen habe...

Kopfschmerzen sind so ziemlich das häufigste allgemeinmedizinische Symptom überhaupt, bleiben oft auch nach ausgiebiger Diagnostik ungeklärt!
Und selbst die gestellten Diagnosen wie "Spannungskopfschmerz" sind oft Ausschlussdiagnosen, d.h. es passt zur Beschreibung und nachdem man "sonstige" Ursachen ausgeschlossen hat nennt man es so.
Es kann orthopädische Ursachen haben, von der Wirbelsäule herrühren, einer Fehlhaltung, es kann sich um eine Neuralgie (Nervenschmerz) von außen am Schädel handeln (z.B. Nervus occipitalis major), es kann sich um eines der vielen klassischen Kopfschmerzsyndrome handeln, die jeweils durch ihre Beschreibung in etwa zugeordnet werden können (ob einseitig wie Migräne oder Clusterkopfschmerz, oder doch beidseitig, intermittierend oder dauernd, mit Nebensymptomen wie Tränenfluss, mit Sinneswahrnehmungsstörungen oder ohne, ob stechend, brennend oder bohrend, Spannungskopfschmerz würde da z.B. schon passen, wenn es von hinten nach vorne rüberzieht und eher dumpf bohrend ist), es kann sich um so ziemliche jede Infektion handeln, irgendeinen Virusinfekt (die machen fast alle immer Kopf und/oder Gliederschmerzen), Kopfschmerzen können ein Hinweis sein auf erhöhten Blutdruck(!), oder ein Hinweis auf eine schlecht angepasste Brille, bei Fieber und richtiger Nackensteife sollte man umgehend den Hausarzt aufsuchen um eine Meningitis auszuschließen. Es kann sich auch um eine Sinusvenenthrombose handeln. Ein schrecklich schmerzhafter urplötzlich einschießender Schmerz könnte eine Subarachnoidalblutung sein (selten). Ja, auch ein Hirntumor könnte dahinterstecken (nicht, dass ich jetzt ansatzweise vermute, dass es sich um sowas handelt.) Auch an einer sog. Medikamenten-induzierten Kopfschmerz sollte man immer denken (die meisten Mittelchen gegen Kopfschmerzen verursachen bei Daueranwendung selber Kopfschmerzen). Medikamenteninduzierter Kopfschmerz ist übrigens im Gegensatz zu den anderen zuletzt genannten Punkten häufig. Auch viele andere Medikamente können Kopfschmerzen verursachen. Arbeiten am Bildschirm sowie Schlafmangel verursacht Kopfschmerzen. Auch sollte man immer ausreichend trinken, denn Flüssigkeitsmangel führt ebenso zu Kopfschmerzen, genauso wie Elektrolytverschiebungen. Auch eine Borreliose kann Kopfschmerzen verursachen. Auch eine Depression kann zu Kopfschmerzen führen, genauso wie Auf-dem-Bauch-Schlafen aufgrund des seitverdrehten Kopfes, das spürt man dann am Tage.

Was also tun? Wenn die Kopfschmerzen im Rahmen einer Grippe oder eines Infekts auftreten, kann es gut daher kommen. Wenn sie einfach so aufgetreten sind und nicht weggehen: Hausarzt aufsuchen, dieser wird u.a. den Blutdruck messen, evtl. ein Blutbild machen (Entzündungsparameter etc.) und einen ersten Blick auf die Halswirbelsäule werfen und eine Anamnese erstellen, sich auch den Kopfschmerz beschreiben lassen. Wahrscheinlich gibt er eine Überweisung zum Neurologen, evtl. auch zum Orthopäden, je nachdem. Wahrscheinlich wird aber auch dort nicht viel rauskommen. Sehr oft bleiben Kopfschmerzen bis zuletzt ungeklärt oder werden einfach versuchsweise medikamentös behandelt. Sehr oft gehen sie auch von alleine wieder weg (egal ob mit oder ohne Behandlung) und kommen ab und an wieder, gerade wenn man Stress hat.
Sollte der Schmerz wirklich bestehen bleiben schadet ein Hausarztbesuch nicht. Auch ein Blutbild macht zur groben Orientierung Sinn, evtl. auch D-Dimere zum Ausschluss einer Sinusvenenthrombose, wobei das wahrscheinlich schon wieder zu weit führen würde. Sollten es wirklich starke, beeinträchtigende Kopfschmerzen sein wird wohl im Verlauf auch ein MRT gemacht werden. Aber auch das macht man nicht "einfach so" bei jedem, denn Kopfschmerzen sind an sich eine "Volkskrankheit" meist ohne Belang, fast jeder kennt es und hat es schon mal gehabt.
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Re: Kurze frage

Beitrag von Beitragszahler »

Ja richtig und wohl wahr, dass die Mitteilung einer Suchmaschinentrefferquote nicht helfen wird.
Genau das sollte es aber zum Ausdruck bringen, dass sich mit so extrem wenigen Parametern weder in der haptischen noch erst recht in dieser hier virtuellen Realität auch nur ansatzweise irgendetwas ergeben könnte.

Natürlich hätte ich auch so eine Auflistung bringen können, die noch deutlich umfangreicher geworden wäre.
Jedoch bringt es einfach nichts.

Und:
Boode hat geschrieben:...Wahrscheinlich gibt er eine Überweisung zum Neurologen, evtl. auch zum Orthopäden, je nachdem. Wahrscheinlich wird aber auch dort nicht viel rauskommen...
Ja, höchstwahrscheinlich oder sehr sicher würde bei den Kameraden nichts herauskommen.
Aber die haben ja dann noch die unwissenschaftliche ICD-F-Diagnosegruppe zur Turbo-Patientenentsorgung zur Verfügung und davon rege täglich und ganz schnell Gebrauch gemacht wird...
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Muppet
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Re: Kurze frage

Beitrag von Muppet »

F- Gruppe Diagnosen sind unwissenschaftlich??? Da täuscht du dich aber gewaltig! Oder gibt es keine Suchterkrankungen, Personlichkeitsstoerungen, Essstoerungen oder Depressionen? Und ja, es gibt somatische Störungen und die mit Medikamente zu behandeln kann genauso schaden als organische mit Psychotherapie.
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Re: Kurze frage

Beitrag von Beitragszahler »

Wo bitte schön kann ich das zweifellose wissenschaftliche Ergebnis zu solchen lediglich bisher nur schwächelnden Versuchen eines auf den Menschen geprägten, dann auch noch jeweils so exakt separierten Psychostrukturrasters nachlesen?
Die Auflistung von für unser eher geringes Verständnis von der Komplexität der Natur mit leicht verdaulichen Gruppenbenennungen angeblicher Normabweichungen, ist auch und erst recht kein wissenschaftlicher Beweis.
Wir sollten erkennen, dass solche Namensschöpfungen nur Versuche sein können, etwas zu beschreiben, das bisher gar nicht zu beschreiben, zu erklären und zu beweisen ist.
Wie oft wurde doch bereits darüber berichtet, wie verfälschend und verfälscht gerade allein die klinischen Resultate waren und sind, nur um mal auf einen Bodensatz an Argumentation der Psycho-Kritiker zurückzugreifen und sich diese Kritiker auch noch (berechtigt) mehren.
Also, wo kann ich es nachlesen?
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Boode
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Re: Kurze frage

Beitrag von Boode »

Naja, ich denke, es handelt sich um eine junge Frau bei der es halt irgendwo am Hinterkopf ganz schön zieht und sie das sonst (d.h. bisher) noch nie gehabt hat, wahrscheinlich gehts schon ein paar Tage, vielleicht ist es auch der erste Tag und sie fragt halt mal nach, weiter nichts. könnte mir gut vorstellen, dass sowieso überhaupt kein Arzt aufgesucht wird und sich das Thema von selbst erledigt.
Wie unspezifisch ihre Angaben sind und wie breit gefächert die Ätiologie, wie häufig sich hier selbst mit aufwändiger Diagnostik rein garnichts eruieren lässt, das kam jetzt glaub ich deutlich rüber! ;-)
Ich denke, sie hat sich erhofft, das jemand schreibt "das und das ist es! das hab ich auch". Ist ja legitim, nachzufragen.
Ich glaube kaum, dass ein Neurologe hier eine ICD-F Diagnose stellt, all diese unspezifischen Kopfschmerzen wie auch immer sie beschrieben werden passen ja alle in irgendeine ICD-G Spalte rein, allein durch die Angaben "hier drückts" oder "da hinten ziehst" lassen die sich irgendwo zuordnen- in diesem Fall also zur Not Spannungskopfschmerz wenn sonst nix rauskommt (quod erat expectantum....).

Der Hausarzt stellt vielleicht höchstens bei entsprechendem Patienten-Typus eine ICD-F Diagnose und überweist erst garnicht zum Neurologen, wer weiß. Aber kann ich mir trotzdem nicht vorstellen, wenn ein junger Mensch kommt der bisher immer gesund war und auf einmal über neu aufgetretene starke Kopfschmerzen und Leidensdruck berichtet, dass der Hausarzt das "abhakt" ohne wenigstens ein paar wichtige Punkte ausgeschlossen zu haben, in diesem Fall wird er schon den Blutdruck messen, ein Labor machen (BSG, CRP), vielleicht D-Dimere (sicher ist sicher), und wenn nichts raus kommt und der Patient über zunehmenden Leidensdruck berichtet die Überweisung zum Neurologen, dann je nachdem auch irgendwann ein MRT. Man darf ja nicht vergessen: manchmal steckt was dahinter!
Und selbst wenn nichts gefunden wird, ist bei entsprechenden Patienten, die sogar den Neurologen aufsuchen, der Leidensdruck und die Beeinträchtigung bestimmt subjektiv sehr groß, so dass tatsächlich eine Behandlung indiziert ist. Medikamentös oder sonst wie (Entspannungsübungen, was weiß ich), selbst wenn man mit probatorisch mit Amitriptylin behandelt (uups, sind wir wieder bei ICD-F), wenns hilft! Irgendwie muss es ja weitergehen.

Mein Tipp an die Fragestellerin: Abwarten, geht bestimmt von alleine weg. Wenn nicht: Hausarzt.
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Re: Kurze frage

Beitrag von Beitragszahler »

Ich erwähne es kaum grundlos und habe lange Jahre Erfahrung mit der ICD-F-Entsorgungsmentalität.
Ich stehe fest im Leben und Beruf und habe durch sehr viele Erkrankungen schon von Kleinkind an eins übrigens heute von mehreren Stellen ausgewiesene Robustheit bewiesen, dass es für verschiedene Ärzte kaum zu glauben ist, die die F-Entsorgung bei meinem Charakter gar nicht nachvollziehen können und über deren F-Entsorger-Kollegen nur den Kopf schütteln können.

Ja, und das hatte mich eben auch schon mal in Lebensgefahr gebracht.

Nun gut, so sind z.B. aus einigen der angeblichen F-Diagnosen so etwas wie eine dann große und erfolgreich operierte Rückenmarkszyste oder ein gefährlich gewordener Hirndruck wegen einer unerkannten Hirnfehlbildung geworden, etc...
Hier schreibt ein Unwissender, der sonst nur weniges und für Ärzte zu viel weiß.
Boode
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Re: Kurze frage

Beitrag von Boode »

PS: Muppet und Beitragszahler: Ihr habt beide recht! :-)
Die F-Diagnosen lassen sich natürlich nicht messen, greifen, fassen, quantifizieren, reproduzieren, beweisen. Auch Studien hierzu (wie will man beweisen, welche der Mäuse depressiv ist) sind... sagen wir mal vom klinischen Aspekt her... schwierig!
Natürlich lässt sich vieles davon "belächeln". Aber viele Erkrankungen eben auch nicht! Und irgendwie sind F-Diagnosen ja auch alle "organisch", denn wo zieht man die Grenze? Eine Fehlfunktion des Kleinhirns wäre also organisch, eine das limbischen Systems oder der Großhirnrinde nicht? Alles was man unbewusst macht ist organisch begründbar, alles was man bewusst macht, nicht organisch bedingt? Oder das vegetative Nervensystem organisch und das ZNS nicht? Und tatsächlich gibt es bei den F-Diagnosen fast überall Überschneidungen zu anderen (nicht-F-)Zuständen, organische Korrelate (messbare Veränderungen des Dopaminspiegels, des Cortisonspiegels, der Herzfrequenz, der Nervenleitsgeschwindigkeit usw usw, Der Übergang ist sowieso fließend. Wieso kann ein Mensch mit Tourette-Syndrom sich nicht kontrollieren obwohl er will, wieso klappt es durch Medikamente? Warum kann man Triebtäter mit Testosteron-Blockern dämpfen? Wieso wirkt Methylphenidat? Auch bei ADHS lassen sich Veränderungen des Dopaminhaushalts feststellen und gerade dann wirkt Ritalin. Warum lassen sich also Depressionen so gut behandeln? Und wie gesagt, es geht alles ineinander über, die Grenze lässt sich schwer ziehen! Sieht man besonders deutlich bei Suchterkrankungen, aber auch bei Autoimmunerkrankungen, wie Morbus Crohn oder Neurodermitis, die bei Stress ausbrechen (sichtbar, messbar) oder Gastritis. Auch weiß man, dass bei psychischem Stress, Druck, Belastung, Beziehungsstress nicht nur Schlafstörungen auftreten, die Melatonin-Spiegel sich dadurch messbar verändern. Auch weiß man, dass alleine durch gefühlten Stress mehr Cortison ausgeschüttet wird und dadurch auf Dauer das Immunsstem so geschwächt ist, dass man messbar anfälliger für infektiöse und maligne Erkrankungen ist, wobei es weniger darauf ankommt, was es für Stress ist, sondern wieviel man sich individuell darüber aufregt, was erklärt, warum die gleichen Bedingungen einem anderen Individuum nichts ausmachen. Warum schlägt das Herz schneller bei Angst?

Jedenfalls, eine Trennlinie ist da garnicht so leicht zu ziehen. Am einfachsten könnte man sagen man trennt die Belange der Großhirnrinde (Bewusstsein, Willkür) vom restlichen Gehirn/Organismus strikt ab. Evtl. nimmt man noch den Mandelkern dazu und den Hippokampus. Aber wieviel Emotion kann man als bewusst einteilen? Wo kann man überhaupt die Grenze dazu ziehen was man rein bewusst tut, und was ist dann mit der Extrapyramidalmotorik? Organisch oder nicht? Und bloß, weil es sich nicht alles so einfach messen läßt wie Enzyme und Elektrolyte heißt es noch lange nicht, dass sich hier nur um "Pseudokrankheiten" handelt. Zumal viele davon sogar zum Tode führen.
Boode
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Re: Kurze frage

Beitrag von Boode »

Hab gerade Deinen letzten Beitrag gelesen: Das ist schon schlimm! Aber hoffentlich nicht die Regel...
Klar sollte man diese F-Diagnosen nicht "mißbrauchen" um Menschen mit organischen Erkrankungen abzustempeln, vielleicht sogar dadurch in Gefahr zu bringen. Ich bezweifle garnicht, dass es solche Fälle geben mag, sei es aus Vernachlässigung/Gleichgültigkeit oder schlicht und einfach aus Unwissen, evtl. nicht beabsichtigt, da der behandelte Arzt wirklich davon ausgeht, dass es sich nur um eine F-Diagnose handeln kann. Und hier gilt das gleiche wie überall: Fehldiagnosen passieren halt, sollten natürlich nicht, aber sie passieren, in jedem Fachbereich! Sei es aus bestem Wissen, weil es sich um einen atypischen Fall handelt oder aus Unwissen, sei es, dass jemand etwas einfach trotz aller Sorgfalt nicht erkennt/erkennen kann, oder sei es auch mal aus Vernachlässigung der Sorgfalt, aus Gleichgültigkeit, sei es ein Strukturfehler, ein Messfehler, ein Laborfehler, oder eine Krankheit die sich einfach so wie sie sich zeigt nicht klar zuordnen lässt.
Trotzdem tut mir das leid, was Dir da passiert ist!
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Re: Kurze frage

Beitrag von Beitragszahler »

@Boode:
OK, so eine Darstellung macht doch mal Spaß zu lesen und zu beantworten und ich auch noch erklären möchte, dass es mir hier nicht um eine feindselige Polarisierung geht, ich niemanden unter Generalverdacht stellen möchte, sondern einfach nur meine Erfahrungen einem m.E. trügerisch verfestigten Meinungsbild entgegensetzen möchte und diese Erfahrungen nicht nur ich so gemacht habe, hier also vorab gesagt weder von Einzelfällen noch von wirklich bewiesen seltenen Krankheitsbildern als mögliche Rechtfertigungsargumentationen berichtet wird, dazu später mehr und jetzt erst einmal meine Antwort.
Boode hat geschrieben:...Die F-Diagnosen lassen sich natürlich nicht messen, greifen, fassen, quantifizieren, reproduzieren, beweisen. Auch Studien hierzu (wie will man beweisen, welche der Mäuse depressiv ist) sind... sagen wir mal vom klinischen Aspekt her... schwierig!...
Mit klinischen Expertisen des Reinfalls meine ich jene, also die mit Menschen in Psychiatrien an verschiedenen Orten der Welt gemacht wurden, dass es eben keine klare Erkennung und Abtrennung dieser stupiden Psychoklassifikationsraster nach ICD-10 oder DSM-IV gibt, ja selbst die klinischen Bedingungen erstens nicht ausreichen und solche Umgebungen auch noch verfälschen und es schriftlich zugegeben dann auch nur vage Richtergebnisse geben kann, wenn diese unter Langzeitbedingungen und der Berücksichtigung aller Lebensbedingungen erfasst werden könnten.
Wie sollten also solche Voraussetzungen möglich werden, um überhaupt mal wissenschaftlich mit so etwas beginnen zu können?
Das waren aber schon immer die Herausforderungen der schwarzen Psychiatrie, die eben in Totalitär-Regimen angenommen wurden und es eine weiße Psychiatrie eben ohnehin nicht gibt, nicht geben kann.
Boode hat geschrieben:...wieso klappt es durch Medikamente?...
Keine Ahnung, die Mediziner wissen es aber auch nicht und da auch kein noch so detailliertes Bio-Chemie-Gefüge-Wissen wirklich hilft.
Darum bleibt es dunkel und niemand dürfte sich so arrogant aufschwingen, wie es gerade Neurologen und Psychiater, meist in Personalunion, regelhaft eher so machen.
Zumal die gleichen Medikamente bei anderen Probanden ganz anders wirken und sich im Verlauf der Einnahme die Wirkung beim gleichen Probanden dramatisch verändern kann.
Auch das ist nicht wissenschaftlich erklärt, sondern einfach nur als Gewichtungsbeobachtung mitgeteilt.
Ist es also dann nicht der gleiche Hokus-Pokus, wie in der Alternativmedizin, die oftmals eine Wissenschaftlichkeit vermissen lässt?
Warum gibt es dann also diese große Toleranz der schwarzen Psychiatrie gegenüber, wenn diese sich also auch nicht erklären lässt?
Boode hat geschrieben:...Jedenfalls, eine Trennlinie ist da garnicht so leicht zu ziehen. Am einfachsten könnte man sagen man trennt die Belange der Großhirnrinde (Bewusstsein, Willkür) vom restlichen Gehirn/Organismus strikt ab...
Nö, nach vielen neurowissenschaftlichen Berichten ist man zur kleinlauten Erkenntnis gelangt, dass erst recht zwischen den Hirnarealen so ein komplexes und breit verteiltes Gefüge herrscht, dass das mit der Separation auch nix werden wird, selbst wenn es grob schon beobachtete Funktionszuteilungen gibt.
Auf den Trichter des mangelhaften Modells zur Hirnareal-Funktions-Assoziation kam man ja nur deshalb, weil man neu erklären musste, wie sich Menschen trotz angeborener oder erworbener Hirnschäden ja doch selbst kompensieren konnten.
Tja, und jetzt ist wohl alles durcheinander geraten und das finde ich auch gut so.
Denn was sollte man denn zu meiner Art der Hirnfehlbildung nach der strengen Hirnareal-Funktionsdiagnostik erklären wollen?
Bisher erntete ich dazu nur Schweigen und ich das gut und kompetent finde...
Hier schreibt ein Unwissender, der sonst nur weniges und für Ärzte zu viel weiß.
Boode
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Re: Kurze frage

Beitrag von Boode »

na jetzt bin ich (selber Mediziner) aber neugierig, um was für eine Art Fehlbildung es sich denn handelt?
Die Zuordnung bestimmter Funktionen zu bestimmten Hirnarealen ist übrigens schon wissenschaftlich belegt, messbar und eben auch sehr wichtig im Alltag. Aus Erfahrung hat sich generell gezeigt, was Läsionen an bestimmten Hirnarealen für akute Auswirkungen haben, sei es durch Unfälle, durch Schlaganfall, durch Tumoren - es hat sich immer wieder gezeigt, welche Areale wofür zuständig sind und was passieren wird, wenn genau dieses Areal in Mitleidenschaft gezogen wurde. Wichtig für den Mediziner ist aber vor allem der Umkehr-Schluss. Da man z.B. bei einem Patienten mit fokalen Ausfällen, z.B. bei akutem Schlaganfall, direkt zuordnen kann, welcher Bereich betroffen sein müsste und um welches Gefäß es sich dabei am ehesten handelt! Das ist wichtig, unter anderem um sofort und gezielt intervenieren zu können. Bin kein Neurologe, und es ist auch nicht gerade mein "Glanz-Gebiet" ;-) Aber diese Zuordnungen kenne auch ich - genauso wie die Tatsache, dass bei Ausfall bestimmter Areale, andere Areale dafür einspringen können, deren Funktion übernehmen können. Und das ist es wahrscheinlich, worüber Du hier berichtest: Eine Hirnfehlbildung, die es theoretisch nicht ermöglichen würden, dass Du so funktionierst wie Du es tust und sich durch diese ursprüngliche Einteilung nicht erklären lassen. Aber eben doch erklärbar, nach dem bekannten Phänomen, dass andere Areale dazu in der Lage sein können, die entsprechenden Funktionen zu übernehmen. Soweit mein Neuro-Wissen reicht, kann ich mich auch grob dran erinnern, dass Phantomschmerzen zum Teil durch diesen Ansatz erklärt werden, d.h. die Areale die Vorher für das entfernte Körperteil zuständig waren, übernehmen dann eben die Zuständgkeit für andere Lokalisationen, die sich noch a Körper befinden. Echte Schmerzen dieser Lokalisationen können dann aber als Schmerz im ehemaligen Körperteil wahrgenommen werden.

Übrigens ist Verhaltensforschung (um auf das Thema F-Diagnosen zurückzukommen) schon wissenschaftlich belegt, begründet und nachvollziehbar/reproduziebar. Hier treten bestimmte Muster des menschlichen Verhaltens in Erscheinung, die sich in großen Gruppen sehr gut reproduzieren und damit belegen lassen. Natürlich tanzt immer ein nicht signifikanter Bruchteil aus der Reihe - so wie es bei anderen Nicht-F-Erkrankungen auch immer der Fall ist, auch hier gibt es Normvarianten, Ausreißer, individuelle Ausnahmen, atypische Fälle usw. Trotzdem stechen in der großen Masse bestimmte Verhaltensmuster in bestimmten Situationen hervor, die man wieder und wieder sieht, auch in einer anderen Gruppe reproduzieren kann. Und die F-Krankheiten sind signifikante (!) Abweichungen von dieser breit gefächerten Norm, die sich untereinander auch in bestimmten für sie typischen Mustern aufzeigen, so ziemlich immer nach dem gleichen Schema ablaufen, die gleichen typischen Veränderungen aufzeigen, so dass man hier gezielt diagnostizieren und therapieren kann. Und ganz so schwarz wie Du es beschreibst ist die Psychiatrie nicht. Eine Willkür, jemanden z.B. einfach so gegen seinen Willen einzuweisen gibt es hier auch nicht. Sowas muss gut begründet und "belegt" sein, wird kontrolliert und limitiert.
Natürlich läßt sich hier keine sooo klare Trennlinie (krank oder doch gesund) ziehen wie man es von anderen Fachbereichen gewöhnt ist, lässt sich (noch) nicht alles so definitiv erklären und die Spielräume sind bestimmt größer als anderswo. (und für mich wäre der Beruf auch nichts) Aber mit alternativer Medizin kann man das deshalb noch lange nicht vergleichen, da in der Psychiatrie sehrwohl Studien laufen, geforscht wird, Ergebnisse dokumentiert werden, die Behandlung kontrolliert und evidenz-basiert abläuft, es genaue Richtlinien und Leitlinien gibt, es Überschneidungen zu anderen Bereichen der Medizin gibt und hier Ärzte arbeiten, die das gleiche Studium abgelegt haben wie andere Ärzte auch. Ein Hokus-Pokus findet hier nicht statt sondern die Therapien laufen nach den aktuellen Leitlinien ab, die sich auf die ganzen bisherigen gesammelten Erfahrungen beziehen, angepasst an den aktuellen Stand der Forschung.
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Re: Kurze frage

Beitrag von Beitragszahler »

Boode hat geschrieben:...na jetzt bin ich (selber Mediziner) aber neugierig, um was für eine Art Fehlbildung es sich denn handelt?... Eine Hirnfehlbildung, die es theoretisch nicht ermöglichen würden, dass Du so funktionierst wie Du es tust und sich durch diese ursprüngliche Einteilung nicht erklären lassen...
Ich werde das gebündelt noch mitteilen und der Trugschluss von erwarteter (Dis)Funktion beschränkt sich übrigens nicht nur auf mein Gehirn, es da eben noch anderes Erstaunen gab, aber wie gesagt dann später mehr dazu und ich jetzt erst einmal wieder auf das letzte antworten möchte.

Tja, wenn alle Mediziner so differenziert antworten würden und dies doch nur eine kurze Zeit mündlich erfordert, dann würde so mancher Patient auch differenzieren wollen, selbst wenn er nicht alles verstanden hätte, er jedoch sich nicht mehr so einfach so allein gelassen der Verfloskelei zuwenden müsste und solche bilateralen Verhaltensmuster übrigens nicht nur auf das Gebiet der Medizin beschränkt bleiben.
Boode hat geschrieben:...was Läsionen an bestimmten Hirnarealen für akute Auswirkungen haben, sei es durch Unfälle, durch Schlaganfall, durch Tumoren - es hat sich immer wieder gezeigt, welche Areale wofür zuständig sind und was passieren wird, wenn genau dieses Areal in Mitleidenschaft gezogen wurde...
Ja, das mag für sich genommen so richtig sein, vor allem was die vaskuläre Versorgung solcher dann betroffenen Hirnareale angeht.
Das kann aber nur für einen bestimmten Moment so angesehen werden, denn das Gehirn ist eine unglaublich plastische Einheit, die nach jeder Selbst- oder Fremdveränderung sofort beginnt darauf zu reagieren.
Daher bleibt eine komplexe Beschreibung von möglichen Beeinträchtigungen unsicher.

Ich hatte es mal selbst in einer Neurologie erlebt, wie der Mitpatient förmlich wundergeheilt wurde und mit dieser Neurologie hatte ich auch in meiner Sache mal Glück, ein extrem seltenes Ereignis.

Aber wie auch immer, hier also meine Fähigkeit sehr wohl differenzieren zu können:
So wurde der ältere Herr mit einer kompletten Parese der oberen rechten Seite und einer motorischen Aphasie gekennzeichnet war eingeliefert.
Die Neurologen befragten die Ehefrau nach einer möglichst exakten Uhrzeit des ersten Auftretens von Symptomen.
Daran wurde die dann eingeleitete Lyse ausgerichtet und auch der Grund für die dann zum Glück nur vorübergehende Störung gefunden, eine Stenose im Verlauf der Arteria carotis externa und ein abgelöstes Gerinsel wohl für das flüchtige aber ernsthafte Chaos sorgte.
Jedenfalls konnte ich richtiggehend während der laufenden Lyse-Therapie miterleben wie der Mitpatient wieder bewegungsfähig wurde und ich mich mit ihm ohnehin von Anfang ganz normal unterhalten konnte, obwohl er ja nur durch Blick und halber Geste antworten konnte und zum Schluss er wieder ganz normal sprechen konnte.
Dieser ältere Patient wollte dann auch nicht in eine Reha und ist nach ein paar Tagen für sein Alter recht gesund entlassen worden...
Boode hat geschrieben:...Übrigens ist Verhaltensforschung (um auf das Thema F-Diagnosen zurückzukommen) schon wissenschaftlich belegt, begründet und nachvollziehbar/reproduziebar. Hier treten bestimmte Muster des menschlichen Verhaltens in Erscheinung, die sich in großen Gruppen sehr gut reproduzieren und damit belegen lassen...
Verhaltensforschung an sich stimme ich zu, einer abgeleiteten Klassifizierung wie für eine Maschine bleibe ich ablehnend gegenüber und dazu habe ich noch nichts von randomisierten Doppelblindstudien gehört.
Boode hat geschrieben:...Und ganz so schwarz wie Du es beschreibst ist die Psychiatrie nicht. Eine Willkür, jemanden z.B. einfach so gegen seinen Willen einzuweisen gibt es hier auch nicht...
Na ja, dabei bleibe ich noch ein Schwarzdenker, solange es überhaupt und damit zu viele Psychiatrieopfer gibt und wir unter einer recht willfährigen und gar nicht mehr so unabhängigen Justiz leiden, ein anderes Thema.
Boode hat geschrieben:...Natürlich läßt sich hier keine sooo klare Trennlinie (krank oder doch gesund) ziehen wie man es von anderen Fachbereichen gewöhnt ist, lässt sich (noch) nicht alles so definitiv erklären...
Erstens ist es wohl auch nicht so wichtig, da ich übrigens ein glühender Anhänger der Psychosomatik, Salutogenese & Co. bin, jedoch jeglichen und zu leicht gemachten Missbrauch durch, sorry, faule und arrogante Ärzte, ablehne.
Zweitens war ich sehr erstaunt, wie nach meiner Hartnäckigkeit und meinen eigenen Recherchen doch sehr klar abtrenn- und damit direkt behandelbar so einige meiner Disfunktionalitäten sich zeigten.

Na klar, kein Arzt hätte das in unserem Gesundheitssystem mit dem Aufwand betreiben können, den ich selbst betrieb und andererseits dürfte dann aber auch kein Arzt mehr irgendetwas behaupten dürfen, nur um den zu komplizierten und zu teuren Patienten brutal loszuwerden, dazu eben die ICD-F-Diagnostik solchen Medizinern sehr dienlich entgegenkommt.
Dabei fehlen dringlich unter solchen Bedingungen im Diagnosen-Thesaurus noch Schlüssel für "Mediziner hat keine Ahnung", "Mediziner hat keinen Bock", "Mediziner bekommt kein Geld dafür"...
Hier schreibt ein Unwissender, der sonst nur weniges und für Ärzte zu viel weiß.
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Re: Kurze frage

Beitrag von Beitragszahler »

Bevor ich mit dem nächsten Beitrag meine angekündigten Antworten gebe, noch ein Nachtrag:
Boode hat geschrieben:...Auch bei ADHS lassen sich Veränderungen des Dopaminhaushalts feststellen und gerade dann wirkt Ritalin...
Erstens ist AD(H)S für mich eine Modediagnose für gescheiterte Eltern, die mit ihren Zappelphilippen und Transusen nicht klarkommen, respektive solche Eltern erst diese armen Kinder so zu dem machten und nächstens bin ich ein entschiedener Gegner des Abfütterns unserer Kinder mit Psychodrogen, dies langfristig persönliche und gesellschaftlich bedenkliche Folgen haben wird.
Unsere Gesellschaft ist doch schon genügend gleichgeschaltet, die letzten noch so schrulligen Individuen mit diesen Pillen auch noch weggeschaltet werden, ein umfangreiches Thema...
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