Borderline

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irrer
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Borderline

Beitrag von irrer »

Hallo,

ich hätte mal eine Frage an in der Notfallambulanz arbeitende Chirurgen.
Nervt es sehr, wenn ein BLer in regelmäßigen Abständen in der Notfallambulanz zum Klammern oder Nähen muss und wie sehr kann das "rausgehangen" werden ? Ist es legitim, denjenigen dann (um es ihm zu zeigen) z.B. ohne Betäubung zu nähen ? Wieviel verstehen Chirurgen vom psychischen (fachlich) meine ich ? Bekommt man so etwas im Studium beigebracht und wie man denjenigen zu behandeln hat ?
Wenn jetzt keine Suizidgedanken angegeben werden, darf derjenige zwangseingewiesen werden ?

Grüße, irrer
tutti.1986
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Re: Borderline

Beitrag von tutti.1986 »

Hallo!

Nervt es sehr, wenn ein BLer in regelmäßigen Abständen in der Notfallambulanz zum Klammern oder Nähen muss und wie sehr kann das "rausgehangen" werden ?
A: Ob es nervt weiß ich nicht, aber zeigen sollte man das nicht!

Ist es legitim, denjenigen dann (um es ihm zu zeigen) z.B. ohne Betäubung zu nähen ?
A: Nein, das ist sogar verboten!

Wieviel verstehen Chirurgen vom psychischen (fachlich) meine ich ? Bekommt man so etwas im Studium beigebracht und wie man denjenigen zu behandeln hat ?
A: Es war zumindest mal ein Teil des Studiums! Das sollte auch die praktische Erfahrung mit sich bringen!

Wenn jetzt keine Suizidgedanken angegeben werden, darf derjenige zwangseingewiesen werden ?
A: Ein ganz klares NEIN!

PS.: Ich bin kein Chirurg, aber im medizinischen Bereich tätig!

LG Tutti :)
Adromir
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Re: Borderline

Beitrag von Adromir »

tutti.1986 hat geschrieben:Hallo!
Wenn jetzt keine Suizidgedanken angegeben werden, darf derjenige zwangseingewiesen werden ?
A: Ein ganz klares NEIN!
Nur weil keine Suizidgedanken geäußert werden, heißt das noch lange nicht, daß keine Suizidalität und damit Selbstgefährdung vorliegt, die die Grundlage für eine Zwangseinweisung ist. Also ist hier die richtige Antwort eigentlich: Es kommt auf die Gesamtumstände an.
irrer
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Re: Borderline

Beitrag von irrer »

Vielen Dank für die Antworten ?
Es kommt auf die Gesamtumstände an.
Wenn derjenige aber die Frage nach S-Gedanken aus Angst vor Zwangseinweisung verneint ? Und aber rel. regelmäßig geklammert werden muss ? Und keine Hilfe annehmen möchte, weil schlechte Erfahrungen bestehen ?

Was gehört denn zu Gesamtumstände ?
Adromir
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Re: Borderline

Beitrag von Adromir »

irrer hat geschrieben:Vielen Dank für die Antworten ?
Es kommt auf die Gesamtumstände an.
Wenn derjenige aber die Frage nach S-Gedanken aus Angst vor Zwangseinweisung verneint ? Und aber rel. regelmäßig geklammert werden muss ? Und keine Hilfe annehmen möchte, weil schlechte Erfahrungen bestehen ?

Was gehört denn zu Gesamtumstände ?
Das ist eine echt schwierige Frage. Es reicht ja nicht, daß die Person eine Eigengefährdung verneint, sondern daß sie diese glaubhaft verneint. Darüber entscheidet im Zweifelsfall für einen 24 Stundenbeschluss ein abgestellter Vollzugsbeamter (zumindestens hier in Niedersachsen) bzw. dann der Richter in Absprache mit ggf. betreuenden Psychologen/Psychiatern
Muppet
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Re: Borderline

Beitrag von Muppet »

Hallo,
Ich finde es schade, dass Borderliner leider oft missverstanden werden.

Borderliner sind nicht in die Lage besonders stärkeren Emotionen zu erkennen- wir wissen, z.B. wenn wir geärgert sind und können uns abreagieren. Bei Borderliner, statt Wut, es entsteht in ihnen ein wahnsinnigen Spannung- Ärger an sich erkennen sie eigentlich nicht.

Um diese Spannung abzubauen, verletzen sie sich- es ist in dem Sinn kein "Absicht", sie spüren erst mal Erleichterung oder Erlösung, wissen aber anderseits, dass ihre Verhalten nicht normal ist.

Borderliner sind die 2. höchster suizidgefährdete Gruppen aus alle psychiatrisch/psychologische Patienten (10%- gleichgestellt wie manche Depressionen).
Ja, sie sind schwierig und teilweise frustrierend- sogar die meisten niedergelassene Psychotherapeuten behandeln sie entweder gar nicht oder äußerst ungern und dann nur mit Supervision (Therapeut für den Therapeut)- daher werden viele stationär behandelt.

Bei Suizidgefährdung - das ist das gefährliche. Sie drohen es an, x mal dramatische Verletzungen, dann eines Tages machen sie es heimlich ohne Ankündigung, oft aus einem Impuls heraus.
Es ist ein furchtbaren Krankheit (Freude können sie auch nicht richtig spüren), der von Nichtfachleute leider sehr oft missverstanden wird.

Und nein, Zwangseinweisung geht nur bei einem deutlich erkennbaren akuten Gefahr für der Patient selbst (da nutzt fragen wenig, man sagt, der der darüber redet, macht es tendenziell eher nicht) oder der Patient stellt einem eindeutig Gefahr für anderen da- im beiden Fällen ist normalerweise aber etwas schon vorgefallen - vor man einschreiten kann...
Ich bin im juristischen und psychologischen Bereich tätig, es ist echt ein schwierigen Thema.
Mandalakind
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Re: Borderline

Beitrag von Mandalakind »

Also ich hatte in Ba-Wü glücklicherweise immer Glück und wurde nicht eingewiesen.
Ich dachte auch, das sei normal, bis ich in Hessen mal beim nähen war, und die Ärztin meinte, normalerweise weisen sie solche Patienten ein.
Zum Glück war mein Vater dabei.
Sie hat ihn gefragt, ob er mich wieder mitnimmt, und das war keine Frage.
Ist das Bundeslandabhängig?
Ich weiss, dass grad Freiburg und Mannheim viel Erfahrung in der Psychiatrie mit dieser Problematik haben.
Da rufen sie in den Chirurgien auch an, wenn die Patienten nicht gut behandelt werden.
Das finde ich gut.
irrer
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Re: Borderline

Beitrag von irrer »

will sich denn kein Chirurg dazu äußern ? Ich bin mir dessen bewußt, dass auch Chirurgen Gefühle haben und wie schwer das sein muss, wenn da jemand kommt, der sich selbst aufschlitzt .....
Wieviel wird im Studium gelehrt dazu ?
Was wenn der Chirurg die Behandlung verweigert ? Hat er das Recht dazu ? Darf aus Frust ohne Betäubung genäht werden ?
Darf er äußern (auch wenn es stimmt), dass der Patient das selbst bezahlen müßte ? Was sollte man als Patient tun ? Die Wunden offen lassen, auch wenn wildes Fleisch wachsen würde ? Krankenhaus wechseln und odrt das selbe Spiel wieder ?
Muppet
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Re: Borderline

Beitrag von Muppet »

Was wenn der Chirurg die Behandlung verweigert ? Hat er das Recht dazu ? Darf aus Frust ohne Betäubung genäht werden ?
Nein, Behandlung darf er nicht verweigern. Aus Frust darf nicht ohne Betäubung genäht werden, um absichtlich jemandedn Schmerzen zu zufügen-das ist Körperverletzung. Allerdings wird manchmal ohne Betaubung genäht, wenn eine Betäubung mehr Einstiche benötigen würde, als ohne zu nähen das muss aber ebenfalls mit Genehmigung der Patient erfolgen.
Darf er äußern (auch wenn es stimmt), dass der Patient das selbst bezahlen müßte ?
Bezahlen muss du nur, wenn du keine Krankenversicherung hast. Der Chirurg im Krankenhaus hat eh wenig mit der Abrechnung zu tun.
Was sollte man als Patient tun ? Die Wunden offen lassen
Als Patient sollte man sich bei der Krankenkasse/Krankenhaus beschweren und sich ggf. in ein anderen Haus/Praxis vorstellen.
Krankenhaus wechseln und odrt das selbe Spiel wieder

ja, wenn Beschweren nichts bringt und hoffen, dass die Ärzte dort mehr Empathie haben und etwas humaner mit ihren Patienten umgehen.

Wo ist aber die Grenze mit Selbstverletzung? Weigert der Chirurg sich auch Leute zu behandeln, die besoffen Auto , Motorrad oder Fahrrad gefahren sind und einen Unfall hatten? Das ist doch genauso Selbstverletzung (bzw. viel schlimmer, da es andere Leute gefährdet!) Oder die die von ein offensichtlich wackeligen Leiter gefallen sind? Die meisten Verletzungen die nicht durch Dritten verursacht werden, sind in gewissemaßen Selbstverletzungen!

Ich befürchte du bist an einen schwarzen Schaf geraten- solches Verhalten ist weder angebracht noch akzeptal . Du hast eben ein Krankheit, der sich halt mit Selbstverletzung äußert und ist genauso menschlich zu behandeln, wie jede andere Krankheit auch.
xenosmilus
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Re: Borderline

Beitrag von xenosmilus »

"Meine" Chirurgen können mich auch nicht leiden. :mrgreen: Ich werd nicht mal gegrüsst oder sonstwie angesprochen. Sogar die Tierärztin redet mehr mit meinen Katern. :roll: Ich würd also sagen die sind definitiv genervt und zeigen das auch. Ich weiß z.B. bis heute nicht warum was gemacht wird oder wielange es noch dauern könnte. Ich versuche zu verstehen, dass es schwer ist Leute zu behandeln, die sich freiwillig verletzen, wenn es schon genug Leid auf der Welt gibt und ich noch nicht mal versprechen kann die Verletzung in Ruhe heilen zu lassen oder daraus zu lernen. Das alles kann man eben mit "gesundem" Menschenverstand nicht nachvollziehen. Ein bischen enttäuscht bin ich aber auch, ich würde mein Leben schließlich auch gern anders gestalten und kann mir Schöneres vorstellen als im Krankenhaus zu sitzen. Und wenn es diesmal nicht so außer Kontrolle geraten wäre, hätte ich auch niemanden belästigen müssen. Das fällt mir schon schwer genug, auch ohne die anklagenden Blicke der Ärzte. So Gemeinheiten wie die Betäubung verweigern sind mir aber noch nicht passiert :shock: Das überschreitet klar alles, wofür ich Verständnis aufbringen könnte und möchte.
irrer
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Re: Borderline

Beitrag von irrer »

Es gibt verschiedene. Reden tun die nicht viel damit Vllt. nicht das Belohnungssystem agesprochen wird???
Der besagte Chirurg hat es wieder getan. Subkutan ohne Betäubung. Aber ich hab den Schmerz nur entfernt wahrgenommen. Es war so als gehörte der Arm gar nicht zu mir. Er sagt auch nie guten Tag zu mir
. Dafür kam der Kommentar: Meine Fresse. :oops:
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