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Aktion im Stern

Verfasst: 05.09.19, 11:30
von Christianes Herz
„Rettet die Medizin“ (im Krankenhaus)

Warum via Magazin? Weil man sich erhofft, dass es auch die Versicherten / Patienten lesen? Hätte man unsereins dann nicht besser gleich mit ins Boot holen können?
Schließlich ist die Krankenhausbehandlungsfinanzierung kein Diktat, sondern eine Entwicklungsgeschichte

http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/ ... ngen?p=all

die Kontrollen vorsieht und wenn veröffentlichungspflichtig kontrolliert wird, dann auch den Ländern auf die Füße getreten werden kann. Das macht im Allgemeinen der Bürger als Wahlperson.

Was ist passiert, dass eine solche Aktion gestartet wird? Irgendetwas hat das Fass zum Überlaufen gebracht.

https://www.stern.de/gesundheit/aerzte- ... 76008.html

Frdl. Grüße
Christiane

Re: Aktion im Stern

Verfasst: 05.09.19, 12:21
von Dr.med.Holger Fischer
Guten Tag,
ein lesenswerter Artikel für Patienten, denn uns Ärzten ist dies seit Jahren hinreichend bekannt.
"Deshalb dürfen Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften keine Entscheidungsträger vorgesetzt sein, die vor allem die Erlöse, nicht aber die Patientinnen und Patienten im Blick haben." Das ist das entscheidende Problem meiner Meinung nach. Ich kann mich noch sehr gut erinnern: es war das Jahr 1979, meine erste Oberarztstelle. Ich kam aus einer großen Klinik ( wo auch vorübergehend einer der Unterzeichner tätig war, Prof. Achim Schneider) und die Liegedauer nach einer Entbindung be 7 Tage betrug. Längere Liegezeit war/ist nicht nötig und die Liegedauer war auch nicht der großen Geburtenzahl geschuldet. Nach wenigen Wochen fand ein Gespräch mit dem Verwaltungsdirektor statt. " Seit Sie die Stelle angetreten haben, hat sich die Verweildauer auf der Wochenstation von 14 Tagen ( !) auf 7 Tage reduziert". Diesen Satz habe ich gut in meinem Gedächtnis. Ich möge doch wieder Sorge tragen, dass die Verweildauer länger wird. Man kannte damals ja keine Fallpauschalen, aber eine lange Liegezeit brachte dem Krankenhaus damals Geld, ich glaube, ein Krankenhaus erhielt 500 DM pro Tag. Also im Prinzip nichts Neues, nur sind die Zeichen jetzt umgekehrt: kurze Liegezeit ( "blutige Entlassung"), profitbringende Operationen ( die durchaus einer strengen Indikationsstellung nicht immer zwingend standhalten müssen) usw. Das ist die Aufgabe der Verwaltungsdirektoren und in Chefarztverträgen wird darauf hingewiesen, die Abteilung solle tunlichst rentabel betrieben werden.

Re: Aktion im Stern

Verfasst: 05.09.19, 15:06
von Christianes Herz
Als ich Mutter wurde, (70er), waren mein Kind und ich geschlagene 10 Tage im Krankenhaus. Die Zeiten waren wirklich ganz andere: Mir wurde von den dortigen Krankenschwestern das Umgehen mit dem Säugling gezeigt. Das Stillen, das Baden, das Wickeln, das Halten und und und.
Die Idee, eine ja auch von der Solidarität bezahlte Hebamme aufzusuchen oder dass eine Hebamme mich aufsuchte, stand gar nicht zur angedachten Auswahl. Aber die Zeit des Lernens brauchte ich gefühlt mindestens und ich war trotzdem heilfroh, dann noch meine Mutter beanspruchen zu können.
Mit den Fallpauschalen und den verkürzten Aufenthaltszeiten werden die Kosten verlagert, aber sie sind nicht weg. Wenn ich manchmal sehe, wie junge Mütter schnell entlassen und dann überfordert sind, mit dem Kind ordentlich umzugehen, ist es natürlich angebracht, andere Stellen einspringen zu lassen. Aber die kosten ja nun auch nicht zu knapp an Personal und Geld.
Manchmal denke ich, alle einbehaltenen Beitragsgelder zusammen in nur einen Topf, den gesunden Menschenverstand herumrühren zu lassen und nochmal ganz von vorne mit dem Verteilen der Gelder anzufangen.

Frdl. Grüße
Christiane

Re: Aktion im Stern

Verfasst: 05.09.19, 15:37
von Euphemia
Christianes Herz hat geschrieben: 05.09.19, 15:06 Manchmal denke ich, alle einbehaltenen Beitragsgelder zusammen in nur einen Topf, den gesunden Menschenverstand herumrühren zu lassen und nochmal ganz von vorne mit dem Verteilen der Gelder anzufangen.
Tja, schön wär's. Aber die, die beim Verteilen der Gelder mitmischen, haben nun mal leider kein Interesse an gesundem Menschenverstand.

Re: Aktion im Stern

Verfasst: 05.09.19, 17:16
von Dr.med.Holger Fischer
Guten Abend,
und dies war die Reaktion und Antwort der DKG:
" Verschnupft reagiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) auf die im aktuellen „Stern“ erhobenen Vorwürfe, in Kliniken werde der Profit über das Patientenwohl gestellt. Niemand werde ohne medizinischen Anlass behandelt, beeilt sich die DKG am Donnerstag klarzustellen. „Die Bundesregierung hat 2014 umfangreich prüfen lassen, ob es ökonomisch begründete Behandlungen in größerem Umfang in deutschen Krankenhäusern gibt. Dies konnten die Gutachter nicht feststellen.“
Eine Vergütung in Abhängigkeit erbachter Leistungen hält Baum für grundsätzlich sinnvoll.
© DKG

Deutschland verfüge über ein international anerkannt sehr gutes Gesundheitssystem, betont Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Und: „Kaum ein Gesundheitswesen der Welt schafft so viel Transparenz über die Qualität.“ Insgesamt vollziehe sich das Versorgungsgeschehen unter dem Mehr-Augen-Prinzip: „Insbesondere bei schweren Erkrankungen oder langjährigen Erkrankungen sind niedergelassene Ärzte an der Versorgung beteiligt.“ Es gebe „vielfache medizinische Optionen zur Entscheidung über die Durchführung von Diagnosen und Behandlungen“, und über den Einsatz der Möglichkeiten gebe es unterschiedliche Einschätzungen.

„Der Wunsch, die Krankenbehandlung von der Finanzierung des Krankenbehandlungssystems zu entkoppeln, mag sozial ethisch ehrenwert sein, er führt in der Realität, wie viele staatsfinanzierten Gesundheitssysteme zeigen, aber zu keiner besseren Versorgung“, meint Baum. Dies zeigten die Gesundheitssysteme sozialistischer Länder und das englische Gesundheitssystem. „Die Konsequenzen sind Warteschlangen, Versorgungsrationierungen und grundsätzlich schlechtere Ausstattungen.“ Eine leistungsgerechte Vergütung sei zum Vorteil der Patienten.

Wie bei der Vergütung der niedergelassenen Ärzte sei auch im Krankenhauswesen eine Vergütung in Abhängigkeit erbachter Leistungen grundsätzlich sinnvoll. Allerdings, räumt Baum ein, müssten die Fallpauschalen „dort ergänzt werden müssen, wo dies erforderlich ist“. Das gelte zum Beispiel bei den Personalkosten, bei denen die Tarifsteigerungen über das Fallpauschalensystem alleine nicht ausreichend finanziert würden.


05.09.2019 15:34:36, Autor: ks

Re: Aktion im Stern

Verfasst: 06.09.19, 11:30
von Christianes Herz
Unser anerkannt gutes Gesundheitswesen bekommt aber Risse und ethisch ehrenwert wäre es auch, nicht Ältere zur OP zu überreden. Was schreibt die Ärztin in dem u. a. Artikel? Der Chef hätte vor der Patientin seine Pfauenfedern gezeigt. Ein schöner Ausdruck. :wink:

https://www.stern.de/gesundheit/aerzte- ... 86778.html

Hoffentlich bleiben viele am Ball.

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende.

Frdl. Grüße
Christiane

Re: Aktion im Stern

Verfasst: 26.09.19, 15:11
von Christianes Herz
Und nun der "Patient" ansich: https://www.change.org/p/menschvorprofi ... -jensspahn

Frdl. Grüße
Christiane

Re: Aktion im Stern

Verfasst: 26.09.19, 18:33
von Dr.med.Holger Fischer
Hallo Christiane,
soeben habe ich natürlich unterschrieben. Wie einer der Unterzeichner in seinem Kommentar sagt" der Patient ist keine Ware". In den Kursen über Qualitätsmanagement wurde statt des Wortes " Patient" immer nur vom " Kunden" gesprochen.
Die 15.000 Unterschriften sind ja bald erreicht- wird diese Aktion -und auch die im Stern- etwas ändern? Wohl kaum.

Re: Aktion im Stern

Verfasst: 09.03.20, 14:47
von Manuela Liebig
Hallo Leute!
Ich habe gerade euren Beitrag gelesen. Ich finde das das mal eine unglaublich vernünftige Aktion war die da im Stern gelaufen ist.