pulmonale Insuff. bei Adipositas p.magna

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Gast
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pulmonale Insuff. bei Adipositas p.magna

Beitrag von Gast »

Moin liebe Kollegen,

ich hoffe jetzt auf Euren Erfahrungssschatz zurückgreifen zu können, um auf meiner Station einen guten Vorschlag vorbringen zu können.
Wir haben einen polytraumatisierten Patienten mit jenseits der 250kg KG.
Nachdem das erstversorgende Krankenhaus wohl nicht mehr so zurecht kam haben wir das Problem jetzt am Ar...
Natürlich ist er Langzeitbeatmet(tracheotomiert) und hat ein ARDS entwickelt.
KCI hat uns zuerst das Bari-Air geliefert (dem KG entsprechend), dann auf grund der pulmonalen Probleme ein Roto-Rest zur Verfügung gestellt. Unser Problem ist, dass dieser Patient sich nicht wirklich verbessert.
Was macht Ihr dann????
Kann man so einen Patienten auch in einem normalen Bett auf den Bauch drehen???


Danke im Voraus für Eure Vorschläge....
Gast
Topicstarter

Re: pulmonale Insuff. bei Adipositas p.magna

Beitrag von Gast »

Hallo ! Wir stellen zwei Betten nebeneinander und drehen ihn auf den Bauch mit mindestens 4 Personen oder auf 135° funktioniert meist man muß ihn aber lange genug liegen lassen! Mfg
Gunnar Piltz
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Re: pulmonale Insuff. bei Adipositas p.magna

Beitrag von Gunnar Piltz »

Hallo lieber Gast!

Nun einen großen Erfahrungsschatz, im Umgang mit Patienten von mehr als 250 kg Körpergewicht (die wirklich als spektakulär zu bezeichnen sind), kann ich leider nicht aufweisen. Auch wundert es mich, das die Fa. KCI Euch für diesen Patienten ein Rotorest-Bett zur Verfügung gestellt hat. Das Maximalgewicht beschränkt sich nähmlich hierbei auf 180 kg.
Unser Problem ist, dass dieser Patient sich nicht wirklich verbessert.
Was macht Ihr dann????
Das hängt wohl von den gesamten Umständen ab. Die Behandlung des ARDS umfaßt ja nicht nur die kinetische Therapie. Obwohl natürlich pflegerelevant, dies einen wesentlichen Schwerpunkt darstellt. Ob der Patienten mit diesem Übergewicht in die Bauchlage zu bringen ist, könnt Ihr nur selbst vor Ort entscheiden. Da jedoch davon auszugehen ist, daß das Abdomen solch massive Ausmaße annimmt, erscheint mir eine Bauchlagerung dieses Patienten als eine nicht sehr förderliche (vermutlich sogar tödliche) Maßnahme. Man stelle sich vor, daß das intraabdominelle Volumen sich unter der Last einer Bauchlagerung gleichsam verteilt und nach kranial die Lunge derartig zusammenquetscht, das ergo gar kein Gasaustausch mehr möglich ist. Auch glaube ich nicht, das herkömmliche Beatmungsgeräte gegen diesen Druck noch anarbeiten könnten. Aber, dies sind alles reine Vermutungen, die auf eigenen Überlegungen basieren und bitte auch als solche zu werten sind.

Ich gehe davon aus, das der Patient bei diesem Gewicht bereits mit derartig hohen Beatmungsdrücken beatmet werden muß, so daß das Open-Lung-Konzept nach Lachmann bereits Anwendung findet, welches zur Behandlung eines ARDS ja nachweislich effektiv eingesetzt wurde. Wenn es eine seitenbetonte Differenzierung des ARDS gibt, wäre eine seitengetrennte Beatmung möglich. Ansonsten, hier im Forum ebenfalls schon diskutiert, gäbe es die Möglichkeit der Hochfrequenz-Ventilation. Hier sind mir allerdings mögliche Einschränkungen in Bezug auf das Patientengewicht nicht bekannt und sollten beim Hersteller vorher erfragt werden.
Ich weiß nicht, in welch einer Versorgungseinrichtung Du tätig bist und welche alternative Verfahren Euch zur Verfügung stehen. Exoten in der Behandlung, jedoch in diesem sehr speziellen Fall überlegenswert, erscheinen mir beispielsweise eine Stickstoffbeatmung, Prostaglandin-Verneblung, Surfactant-Gabe (bei diesem Lungengewicht allerdings extrem teuer), extracorporaler Gasaustausch (ECMO, ECCO2, IVOX) oder eine partielle Flüssigkeitsbeatmung (wobei ich nicht weiß, in wie weit dieses Verfahren überhaupt irgendwo eingesetzt wird) überlegenswert.
Medikamentös wäre natürlich noch die Gabe von Radikalfängern (NAC oder Ambroxol), eine niedrig dosierte Cortisongabe und die Gabe inhalativer Betamimetika zur Bronchodilatation zu erwähnen, die meines Wissens nach jedoch überall in der Behandlung des ARDS Standard sind. Auch muß die kontrollierte Dehydratation unter kontinuierlichem invasiven Monitoring sicher nicht erwähnt werden.
Aus dem Bereich der speziellen Ernährungslehre käme noch Eicosapentaensäure (Fischöl), Y-Linolensäure und Antioxidantien (Vit. C, Vit. E, Carnitin, Taurin) zum Einsatz (hab ich irgendwo mal was darüber gelesen).
Leider sind auch der modernen Medizin Grenzen gesetzt, und diese sind bei diesem Körpergewicht wohl eng gesetzt. Ein solch schweres Erkrankungsbild mit den zusätzlich so "schweren" Vorerkrankungen, läßt keine gute Prognose erwarten. Auch dessen sollte man sich bewußt sein.

MfG
Gunnar
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