Nierenprobleme nach Operation?

Erkrankungen der Niere, Harnwege, Blase, Prostata

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eqwebbie
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Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von eqwebbie »

Liebes Forum,
ich würde mich freuen, einen Ratschlag zur weiteren Vorgehensweise zu bekommen. Es geht um folgendes:

Vor ca. 10 Tagen wurde bei mir stationär eine Leistenbruch-OP durchgeführt (Hodensackhernie). Dabei wurde eine Intubationsnarkose angewandt. Wenige Stunden nach der OP war ich noch extrem blass, was sogar der Visite auffiel. Am anderen Tag sah ich wieder normal aus. Drei Tage später wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Die OP selbst verlief erfolgreich.

Seit der Entlassung bilde ich mir ein, dass die erzeugte Urinmenge jeden Tag weniger wird; Farbe: Sonnenblumengelb. Ich kannte vor der OP nur wasserklaren Urin und musste nachts in der Regel ein bis zwei Mal aufstehen, um den Urin loszuwerden. Seitdem kann ich durchschlafen und habe auch nur wenig Morgenurin. Vor der OP litt ich oft an Verstopfung. Seit der Entlassung habe ich durchgehend extrem flüssigen Durchfall. Daraufhin habe ich mir Urin-Teststäbchen in der Apotheke besorgt und an mehreren Tagen angewandt.
Die Teststäbchen ergaben jeweils dasselbe Ergebnis:
- Glukose: Normalbereich (keine Verfärbung)
- Eiweiß: Normalbereich (keine Verfärbung)
- Albumin: Normalbereich (keine Verfärbung)
- Kreatinin: 17 (20x Erhöhung)
Bludruck ist wie vor der OP (130-140 zu ca. 85)
Meine Daten: 180cm, 150 Kg, 55 Jahre, männlich, Vorerkrankung: Gicht.

Ich war daraufhin gestern im KH, um das abklären zu lassen. Die Blutabnahme dort ergab Regelwerte (sagte die Ärztin). Der Kreatininwert im Blut lag bei 1,02. Die errechnete CFR lag bei 81. Ein Harnstau wurde per Ultraschall ausgeschlossen. Man hat mich als gesund nach Hause geschickt.

Jetzt habe ich aber trotzdem immer noch das Problem mit dem Extremdurchfall und der wenig Harnproduktion (500 - 1000 ml am Tag; ich trinke 2 Liter Tee und 1 Liter Cola am Tag). Und das Teststäbchen zeigt weiterhin den hohen Kreatininwert an.

Was soll ich tun? Bilde ich mir das alles nur ein, und soll ich einfach ein paar Wochen abwarten?
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jaeckel
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von jaeckel »

Ihre Ärzte haben doch alles klar erklärt.
Man hat mich als gesund nach Hause geschickt.
Alles Gute!

Herzlichen Gruss
Ihr

Dr. med. Achim Jäckel
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eqwebbie
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von eqwebbie »

Sehr geehrter Herr Dr. Jäckel,

zunächst vielen Dank für Ihre Antwort. Die Geschichte geht leider noch weiter:

Ich war gestern bei meinem Hausarzt und habe ihn überreden können, bei mir Cystatin C zu testen.
Heute kam das Ergebnis: Akutes Nierenversagen, wahrscheinlich durch Narkose-Schock.
Mein Hausarzt hat mich nun aufgefordert, Urinmenge (derzeit ca, 1 Liter/Tag) und Gewicht täglich zu kontrollieren und in einer Woche zur Blutkontrolle (Kreatinin und Elektrolyte) vorbeizuschauen. Auf Eiweißkonsum sollte ich in der Zwischenzeit möglichst verzichten, aber viel trinken. Mir ist schwindlig, und ich habe Konzentrationsstörungen.

Ist das die richtige Behandlung? Ich dachte, bei Nierenversagen wäre Krankenhaus angesagt.
Euphemia
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von Euphemia »

Hallo eqwebbie,

deine Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Dass man jedoch mit relativ „wenigen“ Symptomen so etwas haben kann... :?

Ein Krankenhausaufenthalt ist sicherlich auch abhängig vom Schweregrad des akuten Nierenversagens.
Positiv zu werten ist, dass deine Nieren immerhin ca. 1 Liter Urin täglich ausscheiden.

Ich wünsche dir eine bestmögliche Genesung!
"Wer sich nur tragen lässt, lernt weder laufen noch tragen." (Kyrilla Spiecker)
eqwebbie
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von eqwebbie »

Euphemia hat geschrieben: 29.08.21, 11:05 Hallo eqwebbie,

deine Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Dass man jedoch mit relativ „wenigen“ Symptomen so etwas haben kann... :?

Ein Krankenhausaufenthalt ist sicherlich auch abhängig vom Schweregrad des akuten Nierenversagens.
Positiv zu werten ist, dass deine Nieren immerhin ca. 1 Liter Urin täglich ausscheiden.

Ich wünsche dir eine bestmögliche Genesung!
Liebe Euphemia,
danke für die Genesungswünsche. Ich sehe offenbar zu gesund aus, so dass die Ärzte ein Nierenversagen weit von sich gewiesen haben. Wahrscheinlich bin ich das selbst schuld: Auf der einen Seite habe ich sofort, als mir der Urinmangel auffiel, meine Ernährung auf Nierenverträglichkeit umgestellt (kontrollierte Flüssigkeitszufuhr, wenig Protein und Salz). Ich lebe nur noch von 2 L Sprudel, Marmeladenbrot und Nudeln. Auf der anderen Seite dauert es, bis bei meinem Gewicht Wassereinlagerungen auffallen. Außer etwas Schwindel und Völlegefühl habe ich auch keine Beschwerden. Das Krankenhaus hatte kein Cystatin-C getestet; das gehört anscheinend nicht zum regulären Testumfang.

Nach meinen Informationen ist der Cystatin-C Test absolut unbestechlich und der Beweis für Nierenversagen. Mein Hausarzt war dann auch dementsprechend kleinlaut beim Telefonat, denn es war vorher erkennbar dass er nicht an ein Nierenversagen glaubte (Motto: "Das Krankenhaus hat immer Recht").

Ich weiß halt nur nicht, ob die ambulante Behandlung bei meinem Hausarzt ausreicht, oder ob ich nicht tatsächlich ins Krankenhaus soll. Hab halt keine Lust darauf, irgendwann dialysepflichtig zu sein ...
Mocki
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von Mocki »

Hallo eqwebbie,

Wollte dir nur sagen, ich kann sehr gut nach empfinden , wie es dir geht.
denn irgend wie sitzen wir im selben Boot.
Habe selber schon erlebt, dass wenn es schief läuft, dann aber richtig, lass bloß den Kopf nicht hängen.
Positiv ist auf jeden fall, dass du schon selber was unternommen hast und deine Ernährung so wie trink mengen umgestellt hast,
denn zu warten bis mehr Symptome auftreten oder bis den Ärzten das Licht angeht wäre fatal.
Die ganzen Giftstoffe nach der Narkose müssen aus den Nieren ausgespült werden, damit die sich erholen können.

Wünsche dir eine gute Besserung

Mocki
eqwebbie
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von eqwebbie »

Mocki hat geschrieben: 30.08.21, 22:09 Wünsche dir eine gute Besserung

Mocki
Vielen lieben Dank.
Das blöde ist halt die Ungewissheit, wie es weiter geht, und ob die Ärzte wirklich die richtigen Entscheidungen treffen.
Außerdem pflege ich noch einen schwerbehinderten Angehörigen zu Hause - wenn ich ausfalle oder selbst pflegebedürftig werde, dann ist halt nicht nur mein Leben verändert...
Mocki
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von Mocki »

Weißt, du was ?
Du gehst zur deinem HA und verlangst eine Überweisung zum Nephrologen (aber mit Nachdruck bitte ! ).
Kein Chirurg, Anästhesist oder HA kennt sich mit der Problematik so gut wie diese aus, da bist du gut aufgehoben.
Der Haus Arzt kann dir diese Überweisung nicht verwehren, sonst macht er sich u.U. schuldig der Unterlassung falls du an der Dialyse landest, weil er halt kein Spezialist auf dem Gebiet ist.

Noch etwas gucke dir bitte die Sendung ;Visite " auf NDR vom 24.08.21 an (Die kannst du abrufen).
In den ersten ca. 15 min der Sendung kommt ein Bericht über Nieren.
Da schimpft ein Nephrologe, dass die Patienten viel zu spät von den HÄ überwiesen werden, quasi erst dann, wenn es schon zu spät ist und die Patienten an die Dialyse müssen
Mocki
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von Mocki »

Noch etwas, es ist dein Leben und Gesundheit und nicht deren,
mit den gesundheitlichen Problemen, diese vielleicht auftreten könnten muss du alleine zu recht kommen und nicht die Ärzte die dir nicht glauben.
eqwebbie
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von eqwebbie »

Mocki hat geschrieben: 30.08.21, 23:45 Weißt, du was ?
Du gehst zur deinem HA und verlangst eine Überweisung zum Nephrologen (aber mit Nachdruck bitte ! ).
Hallo,
vielen Dank für Deinen Rat; ich habe mich (auch dank Deines Rates) jetzt entschlossen zum Nephrologen zu gehen. Überweisung brauche ich generell nicht, da privat versichert. Lustigerweise hat die einzige Nephrologiepraxis hier am Ort auch bei akutem Nierenversagen frühestens in vier Wochen einen Termin frei. Früher ginge nur, wenn ich denen meine Nierenwerte (Kreatinin und Harnstoff) sagen würde und diese wirklich dramatisch seien. Die nimmt der Hausarzt aber erst morgen aktuell ab. Also werde ich doch eine Art Überweisung brauchen.
Anscheinend ist niemand daran interessiert, frühzeitig etwas gegen Nierenversagen zu tun. Es gibt wohl nur kurzfristige Termine, wenn man schon dialysepflichtig ist. Soviel zum Thema "Die Hausärzte überweisen zu spät".
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jaeckel
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von jaeckel »

Haben Sie denn nicht einen Wert aus der Klinik mit Einheit und Normalwert-Bereichen? So, wie es den Anschein hat, ist Ihre Nierenfunktion normal. MFG ein Nephrologe..
Alles Gute!

Herzlichen Gruss
Ihr

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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von eqwebbie »

jaeckel hat geschrieben: 01.09.21, 11:58 Haben Sie denn nicht einen Wert aus der Klinik mit Einheit und Normalwert-Bereichen? So, wie es den Anschein hat, ist Ihre Nierenfunktion normal. MFG ein Nephrologe..
Sehr geehrter Herr Dr. Jäckel,
ich würde mich sehr freuen, wenn das stimmt. Zur Zeit merke ich nur, dass meine Wasserausscheidung deutlich langsamer verläuft als vor der OP; die Menge schwankt täglich zwischen 1 und 1,5 Litern bei 2,5 Litern Trinkmenge. Ich habe seit einer Woche keinen Durchfall mehr, da kommt also nicht mehr als üblich raus. Schwitzen ist in diesem Sommer auch nicht wirklich ein Thema. Nachts muss ich nicht mehr raus; die letzten 10 Jahre vor der OP waren es 1 bis 2 x pro Nacht.

Die aktuellen Werte bekomme ich am Freitag und werde sie dann posten. Bisher liegt mir nur die Aussage meines Hausarztes vor, dass Cystatin C deutlich erhöht sei.
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jaeckel
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von jaeckel »

Am 22.08. haben Sie gepostet:
eqwebbie hat geschrieben: 22.08.21, 21:45 Der Kreatininwert im Blut lag bei 1,02. Die errechnete CFR lag bei 81.
Haben Sie auch die Einheit und Normalwert-Bereiche des Klinik-Labors?
Alles Gute!

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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von eqwebbie »

jaeckel hat geschrieben: 01.09.21, 14:10 Am 22.08. haben Sie gepostet:
eqwebbie hat geschrieben: 22.08.21, 21:45 Der Kreatininwert im Blut lag bei 1,02. Die errechnete CFR lag bei 81.
Haben Sie auch die Einheit und Normalwert-Bereiche des Klinik-Labors?
Ich habe hier den Zettel mit den Werten der Blutanalyse vor mir liegen:
- Harnstoff: 21,0 mg/dl (Bereich: 16,6 - 48,5)
- Kreatinin: 1,02 mg/dl (Bereich: 0,7 - 1,2)
- errechnete GFR: 81 ml/min (Bereich: 80 - 140)
Außerdem wurde ein Kaliummangel festgestellt, gegen den ich zwei Kaliumtabletten bekam.
Ansonsten fällt mir nur auf, dass die Erythroziten am unteren Rand lagen, bei 4,38 Millionen Teilchen pro Mikroliter (Bereich: 4,30 - 5,75).
Die Leukozyten lagen hingegen voll im Normbereich: 6,4 Millionen Teilchen (Bereich: 3,9 - 10,2).
Im Befund steht: Laborchemisch konnte ein akutes Nierenversagen ausgeschlossen werden.

Mein Hausarzt hat heute Blut abgenommen; morgen erfahre ich die aktuellen Werte.
eqwebbie
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Re: Nierenprobleme nach Operation?

Beitrag von eqwebbie »

Heute erhielt ich die aktuellen Werte (auf dem Laborzettel stehen keine Einheiten und Wertebereiche), scheinen aber dieselben Einheiten zu sein:

- Harnstoff: 26,0 mg/dl (Bereich: 16,6 - 48,5)
- Kreatinin: 1,08 mg/dl (Bereich: 0,7 - 1,2)
- Cystatin-C: 1,56 (Bereich: 0,50–0,96)
- errechnete eGFR aus Cystatin C: 44 ml/min (Bereich: 80 - 140)
- errechnete eGFR aus CKD-EPI-Formel: 76,9 ml/min (Bereich: 80 - 140)

Wenn ich die eGFR nicht nach normierter Körperoberfläche, sondern mit tatsächlicher Größe und tatsächlichem Gewicht berechne, komme ich nach CKD-EPI-Formel sogar auf eine eGFR von 116. Das wäre ja ein bombiger Wert. Die Frage ist nun, warum ist mein Cystatin C so hoch? Habe gelesen, dass Cystatin C auch bei Schilddrüsenüberfunktion erhöht sein kann. Die Schilddrüse wurde allerdings vor drei Monaten vom Endokrinologen gecheckt und für normal befunden.

Der Nephrologe hat nur nach Harnstoff und Kreatinin gefragt und mir einen Termin in 8 Wochen gegeben ("das sind normale Werte - Sie sind kein Notfall"). Von Cystatin C wollten die nix wissen.

Edit: Habe im Nachbarort einen Nephrologen gefunden, der nur 6 Wochen Wartezeit hat...
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