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Bertie
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Verfasst: 01.12.05, 16:35 |
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noch neu hier |
Registriert: 01.12.05, 15:51 Beiträge: 3 Wohnort: Greifswald
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Hi Leute,
Ich bin schon eine ganze weile ein treuer Beobachter dieses Forums, bin allerdings heute auf einen so Interessanten Geschichte gestoßen, das ich mir dacht das ist Diskussionsstoff!
Es geht um ein neues Notfallkonzept zur Behandlung von Traumapatienten mit Volumenmangelschock.
Forscher aus den USA und Österreich, arbeiten an einer Methode, mit der man Menschen, die sehr viel Blut verlieren, ausgerechnet dadurch retten könnte, indem man sie sterben lässt.
Dabei sollen Unfallopfer unter Narkose große Mengen zwei grad kalter Kochsalzlösung infundiert werden. Zwar bedeutet das für den Patienten den sicheren Tod. Weil der leblose Körper aber durch die kalte Flüssigkeit in eine zustand extremer Hypothermie versetzt wird, bleiben neurologische Schäden minimal.
In diesem zustand könnten Verletzungen operiert werden. Sobald die Verletzungen, die die starken Blutungen ausgelöst haben, behoben sind, ließen sich die Körper dann mithilfe von Herz-Lungen-Maschinen wieder mit blut und Sauerstoff versorgen, erwärmen und zum leben zu erwecken!
Bei Schweinen soll´s schon funktioniert haben!
Was meint ihr dazu??
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Uwe Hecker
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Verfasst: 01.12.05, 18:13 |
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DMF-Mitglied |
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Registriert: 17.08.05, 17:36 Beiträge: 496 Wohnort: Wiesloch (Baden-Württemberg)
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Hallo Bertie,
prinzipiell klingt das ganze interessant. Die meisten Volumenmangelschocks werden durch große Blutungen hervorgerufen. Sprich: Große Gefäßrupturen (AAA, TAA) oder durch Polytraumen. Im Hinblick auf die Neurologie mögen die Forscher recht haben, der Einsatz der Hyothermie ist ja nicht neu, siehe Stroke´s, Reanimationen oder große Herz OP´s. Der damit verbundene Herzstillstand hätte auch den Vorteil da es bei Gefäßverletzungen nicht weiter blutet, da der Kreislauf nicht mehr unter Druck steht. Aus diesem Grund ist man ja auch von der aggressiven Volumentherapie abgekommen. Schließlich brauchen wir ja nicht noch ein Lungenödem. Sorgen bereitet mir allerdings unser Gerinnungssystem. Bewusst wählen wir deshalb bei der Reanimation eine milde Hypothermie. Das Ganze klingt nicht gerade unmöglich wenn ich auch momentan meine Sorgen habe wie sich das ganze präklinisch realisieren liese. Aber warten wir doch einfach mal die nächsten 20 Jahre noch ab.
Grüße
Uwe
_________________ Gesundheits- und Krankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie / Rettungsassistent
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Domiroi
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Verfasst: 01.12.05, 18:26 |
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DMF-Mitglied |
Registriert: 09.09.05, 19:49 Beiträge: 23 Wohnort: Wien
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Hallo
ich finde diese Ergebnisse der Forschung durchaus interessant.
Bestimmt ist es in ein paar Jahren oder so möglich diesen Vorgang tatsächlich zu bewerkstelligen.
Allerdings gibt es meiner Meinung auch ethische Gesichtspunkte die unbedingt zu berücksichtigen sind:
Meiner Meinung nach wäre diese Art der Behandlung nur ethisch zu bejahen, wenn man sich 120% sicher ist, dass man es auch schafft nach der künstlichen Hypothermie den Patienten zu reanimieren. Sollte das nicht der Fall sein, wer würde die Verantwortung übernehmen einen Menschen "absichtlich" sterben zu lassen( mögen sonst auch 99% damit überleben)?
Leider kann man, wie ich finde, in der Medizin nie alles 100%tig belegen/beweisen, deshalb sehe ich dort Schwierigkeiten.
Bin auf Antworten gespannt!!!

_________________ Medizinstudium: Sie lernten Organe, und es kamen Menschen.
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Erik Eichhorn
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Verfasst: 01.12.05, 18:35 |
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DMF-Moderator |
Registriert: 15.09.04, 16:01 Beiträge: 1343 Wohnort: Hansestadt Greifswald
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Hallo Bertie,
erstmal ein herzliches Willkommen im Forum.
Auch ich finde das Konzept interessant. Hast du denn genauere Infos darüber? Woher hast du diese Information? Der ein oder andere erhellende Link würde uns sicher bei der Beurteilung weiterhelfen.
Gruß,
_________________ Erik Eichhorn Rett-Med DMF-Moderator im Forum Rettungsdienst und präklinische Notfallmedizin
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Bertie
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Verfasst: 01.12.05, 19:16 |
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noch neu hier |
Registriert: 01.12.05, 15:51 Beiträge: 3 Wohnort: Greifswald
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Hey Erik
Ja ich habe auch erst heute davon gelesen,da steht ein kurzer artikel in der Via medici.
Ich habe dann mal Herrn Googel gefragt, und unter dem Stichwort
"Suspended animation " sprang mir dann dieser Artikel ins Auge
http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050921013
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Dr. A. Flaccus
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Verfasst: 02.12.05, 13:25 |
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DMF-Moderator |
Registriert: 06.03.05, 08:30 Beiträge: 4416 Wohnort: Hildesheim
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Moin!
downcase hat geschrieben: hallo,
bloed ist es natuerlich, wenn man den koerper dann nicht ausreichend kalt bekommt, weil z.b. nicht ausreichend kalte fluessigkeit infundierbar ist oder so. dann hat man durch die kaelte die blutgerinnung (und andere wichtige funktionen) lahmgelegt, moeglicherweise auch kammerflimmern induziert aber der pat. ist nicht kalt genug, um das ganze auch zu ueberstehen.
Das ist genau der Punkt: Ein kontrollierter Herzstillstand genau zum richtigen Zeitpunkt unter Notfallbedingungen.
Hm
Ehrlich gesagt: Verlockende Idee, aber praktisch kaum durchführbar, denn wahrscheinlich stirbt der Pat. vor Erreichen der Minimaltemperatur. Abgesehen davon dürfte das Mitführen großer Mengen kalter Flüssigkeit - vor allem im Sommer - auch logistische Probleme mit sich bringen...
Aber: Solche Ansätze sind wichtig, es muß weiter geforscht werden, sonst kommen wir in der Medizin nicht weiter
mfg
_________________ Dr. A. Flaccus
Facharzt für Anästhesie
- Notfallmedizin -
DMF-Moderator
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