PM: Simulationen bestärken höheren Schutz für Risikogruppen

Medizinische Fragen zu COVID-19 (Coronavirus), Infektiologie, Hygiene und Reisemedizin

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jaeckel
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PM: Simulationen bestärken höheren Schutz für Risikogruppen

Beitrag von jaeckel »

Forschungsteam simuliert verschiedene Lockdown-Szenarien, um Gesundheit und Wirtschaft zu schützen
Simulationen bestärken höheren Schutz für Risikogruppen


Auf Alters- und Risikogruppen abgestimmte Kontaktbeschränkungen können die Sterblichkeit und die wirtschaftlichen Kosten während der Corona-Pandemie geringhalten. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) um Prof. Dr. Martin Spindler. Auf Basis epidemiologischer Daten haben sie die Auswirkungen verschiedener Corona-Maßnahmen im Hinblick auf gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen der Pandemie simuliert.

„Ein gezielter Lockdown, der sich insbesondere auf die Kontakte mit der älteren Bevölkerung bezieht, ermöglicht eine große Verringerung der Mortalität bei gleichzeitig geringen wirtschaftlichen Folgen“, sagt Prof. Dr. Martin Spindler, Mitautor der Studie und Professor für Statistik an der Fakultät für Betriebswirtschaft an der Universität Hamburg. Während so die besonders gefährdeten Personen geschützt werden, können die Einschränkungen für die junge und mittelalte Bevölkerung geringgehalten werden. Auf diese Weise ist der berufliche Alltag nahezu ungefährdet.

Auf ein zu starkes Abschirmen des besonders gefährdeten Personenkreises kann dann verzichtet werden, wenn verschiedene Maßnahmen kombiniert werden. So führen umfangreiche Testungen, effektive Kontaktnachverfolgung (wie beispielsweise durch die Tracing-App), Abstandhalten und eine gut ausgebaute Infrastruktur im Hinblick auf Home-Office-Lösungen zur geringsten gesundheitlichen und wirtschaftlichen Belastung für Deutschland.

Ein gezielter Schutz von stark gefährdeten Bevölkerungsgruppen kann diesen dabei gleich doppelt zu Gute kommen. Neben dem Schutz vor Ansteckung, können weniger gefährdete Gruppen weiter produktiv tätig sein. Die dadurch entstehenden Gewinne können genutzt werden, um unterstützende Dienstleistungen anzubieten. Denkbar wären unter anderem ein Einkaufsservice oder erhöhte Testkapazitäten für Risikopatienten.

In einem kürzlich veröffentlichten Working Paper zeigt das Team, wie sich die Sterblichkeit und die wirtschaftlichen Kosten unter verschiedenen Lockdown-Maßnahmen entwickeln. Detaillierte Computersimulationen ermöglichen es den Forschenden, die für COVID-19 charakteristischen unterschiedlichen Schweregrade je nach Altersgruppe darzustellen. Die Berücksichtigung von verschiedenen Krankheitsverläufen führt zu sehr exakten Vorhersagen des Pandemieverlaufs unter den potentiellen verhängten Maßnahmen der Regierung.

Mit der zeitgleichen Berücksichtigung ökonomischer Auswirkungen konnte das Team Maßnahmen, die zu gleichen Sterberaten führen, auch wirtschaftlich bewerten. Damit ist es möglich, Politikern und anderen Entscheidungsträgern konkrete, auf realistischen Daten basierende Handlungsempfehlungen im Umgang mit der Corona-Pandemie zur Verfügung zu stellen.

Die Studie steht unter folgendem Link zum Download bereit: https://arxiv.org/abs/2011.01092

Über das Hamburg Center for Health Economics (HCHE)

Das HCHE ist ein gemeinsames Forschungszentrum der Universität Hamburg und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Mehr als 80 Forschende beschäftigen sich mit relevanten und politisch aktuellen Themen des deutschen Gesundheitssystems. Der Fokus der Forschungsaktivitäten liegt dabei in den Bereichen Finanzierung des Gesundheitswesens, Gesundheitsökonomische Evaluation, Arzneimittelmärkte, ambulante und stationäre Versorgung, Big Data und Digital Health sowie Bevölkerungsgesundheit.

Für Rückfragen:

Prof. Dr. Martin Spindler
Universität Hamburg
Professor für Statistik
Tel. +49 40 42838-1544
E-Mail: martin.spindler@uni-hamburg.de

Taika Bernhardt
Universität Hamburg
Hamburg Center for Health Economics
Stellvertretende Geschäftsführerin
Tel. +49 40 42838-9516
E-Mail: taika.bernhardt@uni-hamburg.de

Link zur Pressemitteilung: https://www.uni-hamburg.de/newsroom/pre ... /pm52.html