Aufwachphase nach Reanimation und Bypass-OP

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CBraun
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Aufwachphase nach Reanimation und Bypass-OP

Beitrag von CBraun »

Hallo zusammen,
mein Vater hätte am 27.04.2023 2-3 Bypässe erhalten sollen. Am 26.04.2023 sollte er hierzu in der Herzchirurgie für die Voruntersuchungen aufgenommen werden. Kurz vor der Abfahrt wollte er nochmals auf die Toilette und ist dann im Bad zusammen gebrochen. Meine Mutter war sofort bei ihm und hatte ihn vom Bauch auf den Rücken gedreht. Dabei stellte sie fest, dass er vermutlich nur noch eine Schnappatmung hatte. Daraufhin wollte sie den Notarzt alarmieren, hatte sich jedoch in der Aufregung vertippt. Sie hat dann direkt mich angerufen, da meine Nummer eingespeichert war. Ich hatte nach einigen Sekunden (das lies sich über die Telefone nachverfolgen) die Leitstelle verständigt. Diese hatte sofort den Notarzt alarmiert. Daraufhin bin ich zu meinen Eltern gefahren. Währenddessen hatte meine Mutter bereits mit der Reanimation begonnen. Ich war bereits mach Schätzungsweise 3 Minuten bei meinen Eltern und hatte mit der Reanimation weiter gemacht. Meine Mutter rief dann, wie mit der Leitstelle vereinbart, erneut die Leitstelle an. Der Mann am Telefon machte nun mit mir zusammen die Reanimation. Im Hintergrund hörte ich jedoch schon ein Auto kommen. Das war dann der Rettungsdienst mit Notarzt. Alls die Helfer eingetroffen sind, haben sie sofort die Reanimation übernommen. Vom Ablauf her hatte mich meine Mutter um 08:37 Uhr angerufen. Einen eigenen Kreislauf hatte er vermutlich wieder gegen 08:50 / 08:55. Das lässt sich leider nicht mehr so genau nachvollziehen. Er wurde dann stabilisiert und zur Erstversorgung ins nächst gelegene Krankenhaus gebracht. Dort war er ebenfalls nur ein paar Minuten, bevor man ihn in die Herzchirurgie verlegte. In einer Notfall-OP erhielt er dann 3 Bypässe. Die OP ist ohne Komplikationen verlaufen.
Am 30.04. hatte man zum ersten Mal die sedierenden Medikamente abgesetzt. Allerdings erhielt er weiterhin Sufenta. Wach geworden ist er nicht. Am 05.05.2023 wurde dann bei ihm der Luftröhrenschnitt gemacht. Da er sich anscheinend gegen die Beatmung gewehrt wurde ihm wieder Medikamente ab 07.05.2023 gegeben. Am 02.05.2023 wurde ein Schädel-CT gemacht. Folgender Befund (Befund von der Herzchirurgie liegt zwischenzeitlich vor) gab es hier: "Dabei fand sich keine Infarktdemarkation, keine Infarktfrühzeichen. Keine intrakranielle Blutung, Kein Hinweis auf hypoxischen Schaden. Lakunärer Infarkt des Caudtauskopfes links. Mittelgrade mikroangiopathische Leukenzephalopathie. NSE am 26.04.2023: 26,5; am 02.05.2023: 32,4. Gutes Weaning-Potential vorhanden.
Da seine Werte (Herz, Lunge, Leber, Niere) mittlerweile alle sehr stabil waren, beschloss man ihn am 08.05.2023 von der Herzchirurgie via Intensivtransport in ein anderes Krankenhaus zu verlegen. In diesem Krankenhaus ist eine Neurologie angeschlossen und es besteht auch die Möglichkeit einer Reha Phase B.
Am 10. oder 11.05.2023 wurde ein EEG veranlasst. In diesem waren anscheinend Anzeichen für Krämpfe im Gehirn zu sehen.
Ein weiteres CT, das ebenfalls im neuen Krankenhaus veranlasst wurde, brachte keine neuen Erkenntnisse. Am 17.05.2023 wurde nochmals ein EEG veranlasst. Der Befund steht aktuell noch aus. Auf meine Frage zum aktuellen NSE-Wert wurde mir nur mitgeteilt, dass dieser erhöht wäre. Genaueres teilte man mir nicht mit. Am 14.05.2023 mussten sie ihn nochmals sedieren, da er sich wieder gegen die Beatmung gewehrt hatte. Dies erfolgte nur einen Tag. Allerdings hat er seit diesem Tag auch immer die Augen geschlossen, wenn wir bei ihm sind. Seit letzten Mittwoch, 17.05.2023, erhält er keine Medikamente mehr. Einzig KCI40. Soweit ist er stabil, wird allerdings noch beatmet.
Gestern war mein Bruder mit meiner Mutter im Krankenhaus. Hierbei hatten sie mit dem Chefarzt der Anästhesie gesprochen. Dieser meinte nur lapidar, wir müssten uns darauf einstellen, dass mein Vater ein schwerer Pflegefall bleiben würde und wir müssten uns jetzt entscheiden, wie es mit ihm weiter gehen solle. Auf den ausstehenden EEG-Befund angesprochen meinte der Arzt nur, dass er noch nicht vorliegt. Meine Mutter fragte dann auch noch nach dem NSE-Wert und bekam nur die Antwort, dass dieser nicht interessieren würde. Dieses Gespräch erfolgte am Bett meines Vaters. Kurz nachdem der Arzt draußen war, erhöhte sich die Herzfrequenz (HF) auf über 200 und es gab einen Alarm. Meine Mutter redete auf meinen Vater ein und er beruhigte sich wieder.
Mir kommt es so vor, wie wenn das Krankenhaus meinen Vater in die Pflege abschieben möchte. Ist es hierzu nicht zu früh? Welche Möglichkeiten haben wir?

Vielen Dank schon mal für eure / ihre Hilfe.
Dr. A. Flaccus
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Re: Aufwachphase nach Reanimation und Bypass-OP

Beitrag von Dr. A. Flaccus »

Guten Tag,

es handelt sich hierbei um einen schweren und komplizierten Verlauf.
Um überhaupt eine genauere Einschätzung geben zu können, wären aber noch ein paar Angaben wichtig:

-Alter?
- Vorerkrankungen außer der koronaren Herzkrankheit?
- wie war der Zustand vor der OP? Wanderungen? Schwimmen? Radfahren? Spaziergänge?

Außerdem wäre auch das (Be-)Atmungsmuster noch wichtig:

- komplette Beatmung oder "hilft" die Maschine mit einer "Druckunterstützung"

Werden Arme / Beine spontan bewegt?
Welche Reaktionen erfolgen auf Ansprache / Schmerzreiz?

Insgesamt muss man einen mittlerweile einmonatigen Verlauf ohne wirkliches Aufwachen kritisch betrachten. Mögliche Krämpe deuten - zusammen mit der fehlenden Aufwachreaktion - schon auf eine schwere Schädigung des Gehirns hin, auch wenn man das der CT und den anderen Werten nicht ansieht.
Die endgültige Beurteilung können nur die Ärzte vor Ort vornehmen.
Machen Sie sich Notizen zu all´ Ihren Fragen und fordern Sie dann ein Gespräch ein. Das sollte nicht am Bett, sondern in ruhiger Atmosphäre in einem gesonderten Raum stattfinden. Im Idealfall vereinbart man dafür einen konkreten Termin, damit auch alle wichtigen Personen dabei sind. Bei diesem Gespräch sollten alle Fakten auf den Tisch kommen - und man wird auch über Berschränkungen der Therapie reden müssen. Aber die behandelnden Ärzte sollten Ihnen vorher klar und deutlich erklären, worauf sie ihre Einschätzungen stützen.

Wenn Sie Ihre Informationen ergänzen wollen oder weitere Fragen haben, schreiben Sie das gerne in diesem Forum.

Dr. A. Flaccus
Dr. A. Flaccus
Facharzt für Anästhesie
- Notfallmedizin -
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