Schlaganfall nach BypassOP

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dyance
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Schlaganfall nach BypassOP

Beitrag von dyance »

Hallo,

mein Vater hat sich vor einigen Wochen einer 3-fachen BypassOP unterzogen. Die Operation ist gut verlaufen, leider hat er wohl während oder nach der Operation einen schweren Schlaganfall erlitten. Danach war die rechte Seite gelähmt und er konnte nicht mehr sprechen. Er bekam eine Trachialkanüle sowie nach einiger Zeit eine PEG-Sonde. Diese Sonde führte immer wieder zu Blutungen sodass er aus der Früh-Reha zurück in die Intensivstation verlegt wurde. Nach einigen erfolglosen Versuchen hat man ihn wieder operiert um die Blutungen im Magen zu stoppen und die Sonde zu entfernen. Diese Operation ist ebenfalls gut verlaufen. In der selben Nacht erlitt er jedoch einen erneuten Schlaganfall an dessen Folgen er am nächsten Tag leider verstarb.

Die Ärztin der Intensiv (Internistin) hat uns versichert es bestehe kein Zusammenhang zwischen den OPs und den Schlaganfällen. Diese hätten lediglich mit seinen verkalkten Arterien etwas zu tun.

Ich möchte das gerne glauben jedoch beschäftigt mich diese Frage einfach. Gibt es da wirklich keinen Zusammenhang? Beide Schlaganfälle sind jeweils direkt nach der Operation aufgetreten. Kann es nicht auch sein das die Narkose das ausgelöst hat oder irgendetwas anderes?

Vielen Dank!
Dr. A. Flaccus
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Re: Schlaganfall nach BypassOP

Beitrag von Dr. A. Flaccus »

Guten Tag,

eine Festlegung, woran nun genau was gelegen hat ist eigentlich unmöglich. Es gibt immer viele Ursachen und mögliche Risikofaktoren.

Wer 3 Bypässe benötigt, wird nicht nur Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen haben. Auch andere Gefäße sind betroffen, sodaß z.B. das Risiko für einen Schlaganfall im Rahmen der OP erhöht ist.

Warum ist das so?

Während einer solchen Operation oder auch in den Stunden/Tagen danach kommt es u.a. zu Blutdruck-Schwankungen. Engstellen durch Arterien-Verkalkungen in den Blutgefäßen des Gehirns erfordern aber einen höheren Blutdruck. Ist der Druck zu niedrig, entsteht eine Minderdurchblutung und die kann (muss aber nicht!) zu einem Schlaganfall führen.

Es ist also nicht "die OP" oder "die Narkose", die dafür eine Ursache darstellt, sondern es sind die Begleitumstände solcher Eingriffe. Das Herz wird ja nicht durch die Bypässe sofort wieder "gesund", vielmehr wird nur eine weitere Verschlechterung verhindert. Herzmuskel ist geschädigt und deshalb ist eine solch´große OP immer ein Risiko. Die Blutdruck-Schwankungen kann man eben nicht zu 100% verhindern und Menschen vertragen solche Schwankungen unterschiedlich gut.

Ein Patient verträgt 10 Minuten lang einen Druck von 70/40 mmHg ohne Probleme, ein anderer erleidet bereits nach 2 Minuten 90/60 mmHg einen Schlaganfall, weil eben die Situation im Gehirn eine andere ist.

Niemand wird zu 100% sagen können, was jetzt tatsächlich die Ursache für die Schlaganfälle gewesen ist. Aber aus meiner ganz persönlichen Sicht ist ein Zusammenhang mit den operativen Maßnahmen sicher nicht ausgeschlossen.

Ich hoffe, ich konnte damit den Sachverhalt etwas verständlicher machen.

Frohe Ostern.

A. Flaccus
Dr. A. Flaccus
Facharzt für Anästhesie
- Notfallmedizin -
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