Anhaltende Schmerzen nach Marsupialisation

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Donnerstag85
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Anhaltende Schmerzen nach Marsupialisation

Beitrag von Donnerstag85 »

Hallo,

Am Mittwoch 20.11.2019 wurde ich ich operiert. Eine bartholinische Zyste wurde durch Marsupialisation auf der linken Seite entfernt. Vollnarkose. Nachdem ich wach wurde, hatte ich unerträgliche Schmerzen und die Operationsstelle hatte sich mit Blut/Sekret gefüllt. Ich hatte ein riesen "Ei" vorne, nicht im inneren der Vagina, wo vorher die Zyste war. Somit musste ich nach 3 Stunden erneut unter Vollnarkose operiert werden. Klappe die zweite. Am Folgetag wurde ich trotz starken Schmerzen und Schwellung entlassen. Ich sollte Kühlpads benutzen. Die Tage vergingen und die Beschwerden wurden schlimmer. Somit bin ich sonntags am 24.11.2019 zur Notaufnahme gegangen. Nach Untersuchung durch meinen Frauenarzt musste ich Not operiert werden. Erneut unter Vollnarkose. Somit wurde ich innerhalb von 5 Tagen 3 mal unter Vollnarkose operiert. Bei der dritten OP hat der Frauenarzt in der Innenseite der großen Schamlippe eine Öffnung gelassen, damit das Sekret weiterhin abfließen konnte. Dieses "Loch" sollte ich 3-4 am Tag desinfizieren/pflegen und Mitte Januar war es endlich komplett zugewachsen. Bei der Nachuntersuchung sah soweit alles in Ordnung aus optisch, außer dass sich die Haut ein wenig nach innen ineinander gezogen hat und eine leichte Verhärtung unterhalb der großen Schamlippe außen, Richtung After zu spüren ist. Dennoch habe ich seitdem Schmerzen in der linken Schamlippe, die runter Richtung Pobacke strahlen. Permanent. Seit über 4 Monaten. Ich war bei 3 verschiedenen Frauenärzten, alle sagen die Wunde der Marsupialisation sei gut verheilt, man würde nichts sehen äußerlich aber ich spüre diesen Schmerz in der linken Schamlippe und es beeinträchtigt mein Wohlbefinden als Frau sehr. Auch habe ich seitdem kein Sexleben mehr mit meinem Partner aufgrund der Schmerzen. Was könnte hinter solchen Beschwerden stecken?
Ich bin so verzweifelt, dass mir kein Arzt helfen kann!

Vielen lieben Dank und liebe Grüße.
Dr.med.Holger Fischer
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Re: Anhaltende Schmerzen nach Marsupialisation

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

Guten Tag,
"Eine bartholinische Zyste wurde durch Marsupialisation auf der linken Seite entfernt."- bei einer Marsupialisation wird die Zyste nicht entfernt, es wird ein großer Hautschnitt gemacht und dann die Zystenränder nach außen genäht. Auf diese Weise bleibt die Zyste offen-was unbedingt der Fall sein muß- man legt noch für 1-2 Tage eine Tamponade o.ä. ein, das wars dann auch schon. Von einer echten Entfernung der Zyste wird dringend abgeraten, da sie sich sehr weit in die Tiefe erstrecken kann und dann u.U. operativ das Ganze extrem erschwert werden kann incl. Komplikationen und Verletzungen der Nachbarstrukturen. Macht man die Marsupialisation also nach den Regeln korrekt, kommt es sehr selten vor, dass sich die offen gelassene Zyste wieder verschließt und mit Eiter füllt. Abzuraten ist auch bei großer Bartholinitis von einer lediglich kleinen Eröffnung zum Ablassen des Eiters, so etwas verschließt sich sofort wieder. Ihre Komplikationen sind doch sehr ungewöhnlich und ohne Einsicht in die OP-Berichte kann man nichts dazu sagen. Es könnte-da ja äußerlich alles okay ist und ausstrahlende Schmerzen bestehen- evtl. ein Nerv verletzt sein , was bei einer richtig durchgeführten Marsupialisation aber nicht vorkommen kann. Es ist ja auch unklar, was bei den Nachoperationen durchgeführt wurde. Eine weitergehende Hilfestellung hier im Forum ist also nicht möglich.
Grüße Dr. Fischer
Unter Bezugnahme auf § 7 (3) der Berufsordnung für Ärzte ist mein Beitrag eine Stellungnahme,die auf den vorliegenden Angaben beruht .Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
Donnerstag85
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Re: Anhaltende Schmerzen nach Marsupialisation

Beitrag von Donnerstag85 »

Lieber Dr. Fischer,

Danke für die ausführliche Antwort.

Da ich sehr verwirrt war, habe ich bei meinem Hausarzt die OP Berichte zusenden lassen. Da diese in französischer Sprache sind, hat es ein wenig gedauert, bis ich die Hauptbestandteile übersetzen konnte.
Laut OP Bericht wurde keine Marsupialisation durchgeführt sondern eine Exzision der Zyste im Kanal der bartholinischen Drüse. Vielleicht hilft Ihnen das weiter.

Mit freundlichen Grüßen
Dr.med.Holger Fischer
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Re: Anhaltende Schmerzen nach Marsupialisation

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

Guten Morgen,
das habe ich mir fast gedacht. Eine Excision bedeutet die komplette Entfernung der Zyste aus ihrem umgebenden Gewebe.
Eine andere Bezeichnung, ist aber identisch, nennt sich Exstirpation. Eine Zystenentfernung ist ein wesentlich größerer Eingriff als die üblicherweise durchgeführte Marsupialisation, da sich die Zyste sehr in die Tiefe ausbreiten kann. Aber das habe ich ja schon geschrieben. Es kann aus der dann entstandenen Wundhöhle zu stärkeren Nachblutungen kommen, man kann auch " danebenschneiden", bedeutet, man bwegt sich operativ gar nicht mehr im Zystenbereich. In der Umgebung verlaufen Nerven, vielleicht wurde hier etwas verletzt.
Grüße Dr. Fischer
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Donnerstag85
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Re: Anhaltende Schmerzen nach Marsupialisation

Beitrag von Donnerstag85 »

Guten Abend,
Danke für die Information.
Es war zu befürchten, dass da etwas nicht stimmt aufgrund der Schmerzen und Beschwerden , die ich seit der OP habe.
Was bedeutet denn letztendlich dieser Befund? Handelt es sich hierbei um ireparable Schäden? Was könnte solch ein OP Verfahren noch für Folgen/Schaden mit sich tragen?

Mit freundlichen Grüßen
Dr.med.Holger Fischer
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Re: Anhaltende Schmerzen nach Marsupialisation

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

Guten Morgen,
evtl. ist eine Besserung nicht mehr zu erwarten, immerhin sind bisher 4 Monate vergangen. Da der genaue OP-Verlauf nicht festzustellen ist, kann letztlich nicht gesagt werden, was genau vorlag. Auf Grund der Größe einer schweren Bartholinitis kann in seltenen nicht exakt festgelegt werden, wo man mit der Schnittführung beginnen soll. Das ist bei einer Marsupialisation einfacher, da sich sofort massiv Eiter entleert. Eine Bartholinitis ist im Grund ein großer Abszeß, der sich in das umliegende Gewebe ausbreitet und sich dann abkapselt. Bei einer Exzision besteht die Gefahr, dass man die Zystenwand nicht immer eindeutig erkennen kann und dann quasi in gesundes Gewebe schneidet. Wir wissen nicht, was letztlich passiert ist. Zum Schluß noch ein Vergleich: nehmen Sie eine Apfelsine und schälen Sie aus ihrer Schale.Die Schale wäre der Zystenrand. Also schneiden Sie in die darüber liegende dünne Hautschicht ( die müssen Sie sich bei der Orange dazu denken) und schälen Sie dann aus. Zur Seite geht es aber immer tiefer und die Tiefenausdehnung kann enorm groß sein, je nach Abszeßgröße kommt man in eine Tiefe von einigen Zentimetern, da kann der Überblick sehr erschwert sein. Zuletzt müssen Sie ja wieder auf der anderen Seite heraus nach oben. Es hat schon seinen Grund, warum man die Marsupialisation bevorzugt.
Grüße Dr. Fischer
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