Haut nähen, Wunde anrauen?

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Citroën234
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Haut nähen, Wunde anrauen?

Beitrag von Citroën234 »

Hallo, ich habe eine Frage zum Vernähen von "Wunden". Das ist natürlich nicht der richtige Begriff, da die "Wunde" bereits verheilt ist. Ich bin im letzten Sommer bei einer vegetarischen Grillparty sozusagen gestolpert und habe mich dann ungünstig mit der rechten Hand in einer Kühlbox mit Glasflaschen abgestützt. Lange Rede: Dabei ist eine Scherbe durch die Schwimmhaut neben kleinem Finger gekommen. Frauchen hats gleich verbunden. Es hatte nichts wehgetan und ich habe mich nicht weiter drum gekümmert. Allerdings ist das nicht wieder zusammengewachsen. Mittig der Schwimmhaut ist diese 3mm durchtrennt. Mich interessiert, ob man das einfach in dem Zustand näht und es dann zusammenwächst, oder ob die verheilte "Wunde" zuvor bearbeitet werden muss. Als ich meinen Hausarzt nebenbei mal fragte, sagte er etwas von "Wunde auffrischen" und "anrauen". Allerdings waren wir dann auf ein anderes Thema gekommen. Heißt das, dass vor dem Zusammennähen des Risses an der Schwimmhaut die inneren Kanten angeraut werden? Geht es darum, dass sie blutig gemacht werden, damit sie nach dem Nähen besser zusammenwachsen? Ich kann mir nichts Genaues darunter vorstellen und wollte daher hier im Forum danach fragen. Grüße :liegestuhl:
Humungus
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Re: Haut nähen, Wunde anrauen?

Beitrag von Humungus »

Wenn eine Hautwunde bereits narbig abgeheilt ist wächst nichts mehr an, wenn man es einfach annäht. Man muss dann eine neue Wunde schaffen, indem man den gewünschten Bereich, beispielsweise die Narbe, ausschneidet..
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Citroën234
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Re: Haut nähen, Wunde anrauen?

Beitrag von Citroën234 »

Interessant. So ungefähr hatte ich mir das auch vorgestellt, aber als Laie kann man nur Vermutungen anstellen. Denkbar wäre für mich noch gewesen, dass man generell zwei Hautflächen o.ä. nur lange genug verbinden muss, damit sie zusammenwachsen. Als Beispiel z.B. zwei Zehen, die zusammenwachsen, wenn sie über Jahre zusammengehalten werden. Aber dann würde es sich ja um Jahre halten, was nichts mit meiner eigentlichen Frage zu tun hätte. Okay, aber vorstellbar wäre es für mich dennoch gewesen, dass man zwei vernarbte Hautkanten/-flächen einfach fest mit vielen Stichen und schwer auflösbarem Faden vernäht und es dann zusammenwächst. In meinem Fall (mit der Schwimmhaut) ist oberflächlich nichts vernarbt. Aber ich glaube, dass du damit generell die verheilte Haut meinst, die vermutlich theoretisch immer Narbengewebe ist.

Ich sehe hier gerade einen Smiley, der gut passt: :ostern:

Durch meinen Unfall mit der Glasscherbe ist die Schwimmhaut neben kleinem Finger so eingeschnitten wie die Lücke zwischen den Ohren des Osterhasen-Smileys aussieht.

Wird bei einem chirurgischen Eingriff dann praktisch die Oberfläche der inneren aneinanderzunähenden Kanten der Schwimmhaut mit einem Skalpell abgetragen?
Dr.med.Holger Fischer
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Re: Haut nähen, Wunde anrauen?

Beitrag von Dr.med.Holger Fischer »

Guten Tg,
"Wird bei einem chirurgischen Eingriff dann praktisch die Oberfläche der inneren aneinanderzunähenden Kanten der Schwimmhaut mit einem Skalpell abgetragen?"- ja, so macht man dies." "Abtragen" ist nicht der korrekte Ausdruck, man sagt hierzu " anfrischen der Wundränder". Man schneidet ja in das zusammengewachsene Gewebe, es entsteht also zunächst eine bewußt geschaffene neue Wunde. Nun schneidet man rechts und links das alte vernarbte Gewebe aus, man frischt es an, da alte vernarbte Wundflächen nicht zusammen wachsen können. Dann vernäht man die beiden Wunränder.
Grüße Dr. Fischer
Unter Bezugnahme auf § 7 (3) der Berufsordnung für Ärzte ist mein Beitrag eine Stellungnahme,die auf den vorliegenden Angaben beruht .Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
Humungus
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Re: Haut nähen, Wunde anrauen?

Beitrag von Humungus »

@TE: Haut hat nach außen hin sehr viele Schichten, normalerweise ganz außen die Hornhaut. Da wächst garantiert nix zusammen. Erst muss die komplette Hornhaut beiser Seiten "verschwinden". Und selbst dann haben Zellen ein Signal, dass dort "draußen" ist. Sie haben also keinen Bedarf eine Verbindung dorthin zu schaffen. Erst, wenn dieses Signal fehlt (beispielsweise durch eine Wunde oder eine Entzündung), wird Wachstum angeregt. Das sind dann die unappetitlichen Fälle, in denen Socken bei Obdachlosen in die Füße wachsen.
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Citroën234
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Re: Haut nähen, Wunde anrauen?

Beitrag von Citroën234 »

Dr.med.Holger Fischer hat geschrieben: 07.07.22, 17:58 Guten Tg,
"Wird bei einem chirurgischen Eingriff dann praktisch die Oberfläche der inneren aneinanderzunähenden Kanten der Schwimmhaut mit einem Skalpell abgetragen?"- ja, so macht man dies." "Abtragen" ist nicht der korrekte Ausdruck, man sagt hierzu " anfrischen der Wundränder". Man schneidet ja in das zusammengewachsene Gewebe, es entsteht also zunächst eine bewußt geschaffene neue Wunde. Nun schneidet man rechts und links das alte vernarbte Gewebe aus, man frischt es an, da alte vernarbte Wundflächen nicht zusammen wachsen können. Dann vernäht man die beiden Wunränder.
Ach so... ja genau, besten Dank! Der Begriff "Anfrischen" ist der Begriff, den ich eigentlich anstatt "Anrauen" meinte. Genau den Begriff hatte auch mein Hausarzt genutzt.
Citroën234
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Re: Haut nähen, Wunde anrauen?

Beitrag von Citroën234 »

Humungus hat geschrieben: 07.07.22, 19:44 @TE: Haut hat nach außen hin sehr viele Schichten, normalerweise ganz außen die Hornhaut. Da wächst garantiert nix zusammen. Erst muss die komplette Hornhaut beiser Seiten "verschwinden". Und selbst dann haben Zellen ein Signal, dass dort "draußen" ist. Sie haben also keinen Bedarf eine Verbindung dorthin zu schaffen. Erst, wenn dieses Signal fehlt (beispielsweise durch eine Wunde oder eine Entzündung), wird Wachstum angeregt. Das sind dann die unappetitlichen Fälle, in denen Socken bei Obdachlosen in die Füße wachsen.
Okay, interessant!
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