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Blutdruck - bis zu 200/110

Verfasst: 13.02.21, 20:27
von Goblin
Guten Abend,

ich versuche ein paar Informationen für meine Mutter einzuholen um ihr zu helfen.

Meine Mutter: 70 Jahre alt, keine Erkrankungen (bis auf Bluthochdruck), kein Übergewicht (1,65 m / 52 kg), leicht erhöhte Cholesterinwerte (Tabletten wurden lt. Arzt abgesetzt)

Über viele Jahre Einnahme von Rampiril 5mg und einen eingestellten Butdruck von 120-130 / 80-90. Plötzlich (seit Herbst 2020) immer mal wieder Phasen mit Spitzen bis zu 200/110, mehrheitlich 170-180/95-105. Aber auch immer mal wieder Normalphasen (120-130/80-90). Nov. bin ich mit ihr zum Notdienst, weil zum Hochdruck noch leichte Übelkeit hinzugekommen ist. Da bekam sie eine Kapsel zum Kauen und nach ein paar Minuten noch ein Spray in den Rachen, dann wieder Normaldruck, EKG unauffällig. Der Hausarzt verordnete dann 10mg Rampiril/Tag. Seither sind die Phasen mit Blutdruck bis zu 180-200/95-105) weniger geworden, kommen aber noch immer vor. Nun zusätzlich zu 10mg Rampiril noch 5mg Amlodipin lt. Hausarzt. Nun ist der Blutdruck teilweise noch immer bis zu 180/105, aber auch teilweise nur 90/60. Teilweise auch etwas ungewöhnliche Werte wie 175/130.

Dazwischen natürlich mehrere Arztbesuche. Der sagt aber, dass sei normal, kein Grund zur Sorge, es zählt nur der Durchnittswert, weitere Untersuchungen lehnt er ab. Auch die Medikation wurde nur nach mehrmaligen Nachfragen überarbeitet. Durchschnittswert würde bedeuten, dass 3 Tage mit 200/105 und 3 Tage mit 90/60 dann einen fast gesunden Blutdruck ergeben. Die genannten Werte werden mit einem Oberarmmessgerät in Ruhe gemessen. Die Spitzenwerte wurden mit einem zweiten Oberarmmessgerät verifiziert.

Die Frage ist nun, ob so stark schwankende Blutdruckwerte tatsächlich gesund sind oder ob doch mal ein Besuch bei einem Kardiologen eine gute Idee wäre.

Nachtrag:
Rampiril: mogens 5mg - früher Abend 5mg
Amlodipin: später Abend 5mg

Danke und Grüße

Re: Blutdruck - bis zu 200/110

Verfasst: 13.02.21, 21:38
von jaeckel
Hallo Goblin,

tatsächlich ist bei stark schwankenden Blutdruckwerten eine 24-Sunden-Blutdruckmessung anzuraten. Dabei kann man auch feststellen, ob eine sog. physiologische Nachtabsenkung (Dipping) stattfindet. Das ist für Therapieentscheidungen wichtig. Schwankende Blutdruckwerte, z.B. bei Streß oder Anstrengung, sind an sich nichts Pathologisches.

Wichtige Fragen, weil es sooo häufig ist:
Nimmt Ihre Mutter manchmal Schmerzmittel z.B. wegen Gelenkschmerzen ein? Wenn ja welche?
Nimmt sie Schilddrüsenmedikamente oder sonstige Medis ein?

Re: Blutdruck - bis zu 200/110

Verfasst: 14.02.21, 21:27
von Goblin
Guten Abend,

vielen Dank für die Antwort.

Meine Mutter nimmt sonst keine Medikamente ein. Auch keine Nahrungsergänzungsmittel. Sie trinkt keinen Alkohol und isst fett- und zuckerarm. Die Blutdruckwerte sind immer im Ruhezustand gemessen. Stress hat Sie keinen, außer vielleicht die Sorge um den zu hohen Blutdruck und zur Kontrolle mehrmaliges Messen am Tag (5 - 8 Mal). Sie ist auch schon nachts aufgestanden um den Blutdruck zu messen, auch da waren dann die Spitzen mit bis zu 180/105 zu messen, aber nicht immer.

Weil es so unterschiedlich ist, ist die Unsicherheit da, ob z. B. die Einnahme von Amlodipin 5mg in den Phasen richtig ist, in denen am späten Abend (22.00 Uhr) z. B. ein Blutdruck von 90/60 gemessen wird und dann das Amlodipin eingenommen werden sollte. Der Hausarzt hat diese Frage leider nicht beantwortet, mit den Hinweis er hat keine Zeit mehr und muss zum nächsten Patienten. Evtl. haben Sie hier einen Tipp, wenn das in einem Forum überhaupt geht.

Wenn stark schwankende Werte kein grundsätzliches akutes Alarmsignal sind, wäre es evtl. gut 14 Tage lange die Zeiten der Medikamenteneinnahme zu notieren und jeweils eine Stunde zuvor und nachher zu messen. Mit diesem Protokoll wären dann die weiteren Entscheidungen zu treffen.

Vielen Dank

Re: Blutdruck - bis zu 200/110

Verfasst: 15.02.21, 10:16
von jaeckel
Hallo Goblin,

ob eine abendliche Einnahme von Amlodipin sinnvoll ist, hängt von der 24-h-Blutdruckmessung ab. Das ist die sinnvolle Maßnahme. Bei normalem Blutdruckverhalten sollte die einmalige Einnahme der Blutdruckmedikamente direkt nach dem Aufwachen, also vor dem Frühstück, die Regel sein!
Goblin hat geschrieben: 14.02.21, 21:27 wäre es evtl. gut 14 Tage lange die Zeiten der Medikamenteneinnahme zu notieren und jeweils eine Stunde zuvor und nachher zu messen. Mit diesem Protokoll wären dann die weiteren Entscheidungen zu treffen.
Eher nein. Bringt keinen Zusatznutzen.
Goblin hat geschrieben: 14.02.21, 21:27 die Sorge um den zu hohen Blutdruck und zur Kontrolle mehrmaliges Messen am Tag (5 - 8 Mal). Sie ist auch schon nachts aufgestanden um den Blutdruck zu messen, auch da waren dann die Spitzen mit bis zu 180/105
Das ist nicht sinnvoll und triggert Rückkopplungsmechanismen (Sorge, Anspannung etc.), so dass der Blutdruck dann nicht als sog. Ruhe-Blutdruck verwertbar ist.
Goblin hat geschrieben: 14.02.21, 21:27 Evtl. haben Sie hier einen Tipp, wenn das in einem Forum überhaupt geht.
Oh ja, den habe ich. :lol:
Wenn die Nierenfunktion normal (Kreatinin im Serum?) ist, einmalige morgendliche Einnahme von
Ramipril 10 mg p.o.: 1-0-0
Amlodipin 5 mg p.o.: 1-0-0
Baldige 24-Std. Blutdruckmessung veranlassen. Darum wird man nicht herumkommen. Mehrmalige tägliche Selbstmessungen bei Beschwerdefreiheit möglichst unterlassen. 1x/Woche Selbstmessung morgens, mittags, abends ist sinnvoll.

Re: Blutdruck - bis zu 200/110

Verfasst: 18.02.21, 20:08
von Goblin
Guten Abend,

vielen Dank für Ihre Tipps. Meine Mutter wird versuchen die 24h Messung zu veranlassen.

Bei weitere Fragen würde ich mich trauen nochmals zu fragen.

Danke und Grüße

Re: Blutdruck - bis zu 200/110

Verfasst: 19.02.21, 08:40
von jaeckel
Prima, sehr gerne!

Re: Blutdruck - bis zu 200/110

Verfasst: 24.07.21, 21:21
von Goblin
Guten Abend Herr Jaeckel,

ich würde hier nochmals gerne anknüpfen.

Es ist noch immer so, dass meine Mutter Blutdruckspitzen von 180/110 hat. Es wurde aber auch schon eine 24h-Messung veranlasst. Da waren zwar auch die Spitzen zu erkennen, aber der überwiegende Anteil war im Bereich von 120/80. Auch die nächtliche Absenkung auf ca. 90/60 war erkennbar.

Sie misst noch immer mehrmals täglich den Blutdruck. Evtl. versucht Sie aber ein Problem zu lösen, das ohne die vielen Messungen gar nicht existieren würde.

Medikamente:
Ramipril: morgens 5mg - früher Abend 5mg
Amlodipin: später Abend 5mg

Die Medikamente will Sie nicht alle morgens einnehmen, nur weil ich das im Internet gelesen habe :-). Ihr Arzt hält eine verteilte Dosis für besser, weil so der Wirkstoff verteilt freigesetzt wird. Das kann ich nicht beurteilen.

Ich war vor kurzem wieder mit Ihr im Krankenhaus. Nach einem Tag Gartenarbeit hatte Sie die ganze Nacht einen "starken" Herzschlag. Man konnte das tatsächlich an der Halsschlagader sehen. Ob der Herzschlag tatsächlich auch beschleunigt war, kann ich gar nicht genau sagen. Sie war so beunruhigt, dass ich mir Ihr zum Arzt bin. Hat sich dann aber im Lauf des Tages beruhigt.

Im Krankenhaus wurde alles mögliche gecheckt (Blutdruck, Herzultraschall, EKG und diverse Blutwerte). Alles fast OK, nur leichte Verkalkungen und eine geringe Undichtigkeit einer Herzklappe. Dem Alter nach (70) aber wohl völlig normal. Nur im EKG war etwas, dass den Arzt veranlasst hatte zu glauben, es gäbe ein Blutgerinsel zwischen Herz und Lunge. Nach einer weiteren Blutuntersuchung wurde das jedoch verworfen, weil ein Wert (welcher weiß ich nicht) unter 2.500 war, dieser war 2.097.

Im Krankehaus wurde ihr gesagt, dass alles in Ordnung ist. Der Vollständigkeit halber aber mal noch ein Belastungs-EKG gemacht werden soll. Diesen Termin hat sie aber erst Ende September. Nun macht sie sich Sorgen ob man bis dahin warten kann.

Nach meinem Verständnis wurde ja schon Diagnostik betrieben, so dass schlimme Sachen hätten auffallen müssen und ein Zuwarten bis Ende September kein Problem sein sollte.

Die Frage wäre ob Sie das Warten auf den Termin, wenn möglich mit den verfügbaren Informationen, auch als unproblematisch ansehen oder einen anderen Tipp haben?

Ich (30 Jahre jünger) war selber wegen ungewöhnlich spürbarem Herzschlag schon beim Arzt. Mein Arzt sagt, dass das von Stress (er sagte vegetatives Nervensystem) kommt. Beachtenswert ist es nur wenn der Herzschlag galoppiert also auch schneller ist. Nicht wenn es ruhig langsam und gleichmäßig aber kräftiger schlägt. Beruhigt meine Mutter aber nicht, die 6 - 10 Blutdruckmessungen/Tag und die Furcht vor einem hohen Wert sind ja auch stress.

Herzlichen Dank und einen schönen Abend.

Re: Blutdruck - bis zu 200/110

Verfasst: 27.07.21, 06:48
von jaeckel
Goblin hat geschrieben: 24.07.21, 21:21 Die Medikamente will Sie nicht alle morgens einnehmen, nur weil ich das im Internet gelesen habe :-). Ihr Arzt hält eine verteilte Dosis für besser, weil so der Wirkstoff verteilt freigesetzt wird. Das kann ich nicht beurteilen.
Eine gewisse Skepsis ist ja normalerweise angebracht.
Goblin hat geschrieben: 24.07.21, 21:21 Sie misst noch immer mehrmals täglich den Blutdruck.
Das ist vielleicht gar nicht zuträglich und macht Stress.