Pflegerische Maßnahmen im Intensivtransport

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Welche Rolle spielen für Euch pflegerische Maßnahmen im INtensivtransport?

Keine, da auf Pflege während des Transportes verzichtet werden kann
0
Keine Stimmen
Pflege spielt auch auf dem Transport eine Rolle, da sie zur Erhaltung der Gesundheit und der Verhütung schwerer Komplikationen des Patienten dient
7
64%
Pflegerische Maßnahmen lassen sich während des Transportes nicht durchführen
1
9%
Pflege ist auch während des Transportes zum Wohlbefinden des Patienten von großer Bedeutung
3
27%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 11

Uwe Hecker
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Pflegerische Maßnahmen im Intensivtransport

Beitrag von Uwe Hecker »

Hallo Zusammen,


habe mir gerade die Lehrinhalte des 20-stündigen Kurses ‚Intensivtransport für Rettungsdienstfachpersonal’, lt. Vorgaben der BAND angesehen. Dort steht unter 6. "Pflegerische Maßnahmen im Intensivtransport" 4 Stunden Unterricht. Ich hätte mal gerne gewußt in wie weit pflegerische Maßnahmen für Euch im Intensivtransport eine Rolle spielen und wie ihr damit vertaut seit.
Gesundheits- und Krankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie / Rettungsassistent
VK-Retter
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Beitrag von VK-Retter »

Also, der Intensivtransport an sich wird bei uns sehr stiefmütterlich behandelt - um es mal freundlich auszudrücken. Generell gefahren nur vom RD+NA. D.h. kein Intensivpersonal miteinbezogen. Da bei uns nur ein Anästhesist fährt und es sich um Häsuer der Grund- und Regelversorung handelt haben die NAs dementsprechend auch nur sehr wenige Ahnung von Intensivmedizin. Da bleibt nicht nur die IntensivPFLEGE auf der Strecke.
Das RD Personal hat natürlich abgesehen von den zwei Intensivpflegern die ab und an bei uns fahren gar keine Ahnung von Intensiv(Pflege).

Was mich persönlich angeht kann ich die Erfahrung aus der Zivizeit + ein paar Intensiv/Anästhesiepraktiaka aufweisen. Das ist mehr als der Durchschnitt, aber meiner Meinung nach nicht annähernd genug. Profi wird man schließlich nicht durch Praktika.
Das Normalpersonal ist allerdings meist schon mit so Sachen wie/wo befestigt man einen DK überfordert - von IBP über Arterie oder Perfusorbedienung mal ganz abgesehen.
So was wie Standarts/SOPs nach denen gearbeitet wird/werden soll gibt es nicht.

Ich weiß von mindestens zwei Patienten sicher die aufgrund der Verlegung nicht überlebt haben. Ist nicht auszuschließen, dass das woanders besser gelaufen wäre, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass erfahrenem Intensivpersonal solche Fehler nicht unterlaufen wären (Stichwort Katecholamintherapie).

Man sieht also, bis zu so Sachen wie Lagerung und Co kommt man da häufig erst gar nicht.. auch wenn man eigentlich damit anfangen sollte.
Da gibt es noch einiges zu tun/zu verbessern in unsrem Ländle...
Quid pro quo?
Birgit Höveler
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Beitrag von Birgit Höveler »

Hallo,

in meinem Berufleben durfte ich viel Erfahrung im Bereich des Inensivtransportes sammeln. Ich habe den zurückliegenden Jahren gemäß der DIVI Empfehlung die notwendigen Kurse absolviert zum einen den Kurs "Intensivtransport " Umfang 26Unterrichtseinheiten +3Simulationseinheiten zum anderen "Transportmanagment neonatologisch pädiatrischer Patienten" Umfang 29 Unterrichtseinheiten plus 3 Simulationseinheiten. Die Kurse dauern jeweils 3 Tage und beginnen morgens ca. 8.00Uhr bis in die Abendstunden 19.00 Uhr . Lange Tage die aber wirklich genial ausgefüllt sind.

Beide Kurse kann ich nur wärmstens empfehlen und sollten für Transportierende Pflicht werden!!! Über die verschiedenstens Möglichkeiten des Transportes ,über die instabilsten Patienten und deren zu Grunde liegenden Erkrankung wird unterrichtet. Die Flugbesonderheiten sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil und auch das Crewmanagment ist enorm wichtig und wird außerordentlich gut vermittelt.Mir haben die praktischen Übungen auch sehr gut gefallen. Unteranderem wird eine Umlagerung eines Intensivpatienten auf die Trage simuliert, selbstverständlich mit dem vollen Intensivprogramm ( Beatmung, Katecholamine, Drainagen usw.) zum anderen wird im Helikopter ein Flug mit einem Zwischenfall nachgestellt, man wird dabei gefilmt und im Anschluß bekommt man ein Statement über das eigene Verhalten was zum Beispiel sehr gut gelaufen ist und was verbessert werden sollte. Außerdem gibt es noch ein Simulationsgespräch, in dem man einen Patienten der verlegt werden soll beschreiben muß, für manchen sehr schwierig alles wichtige zu vermitteln so das die Transportierenden umfassend und gut infomiert sind und vor allem alle nötigen Geräte für den Transport mitführen!

Pflege wird in diesem Kurs nur am Rande gestreift ( Lagerung, Absaugen zum Beispiel) viel mehr ist auf einem Transport kaum möglich) außer auf einem Transportflugzeug der Bundeswehr oder einem Intensivmobil). Pflege sollte und kann bei den aller, allermeisten Transporten bis auf die zuvor gennannten Punkte Lagerung und Absaugen auf ein minimum reduziert werden!

Ich , veranlasste damals für mein Team( Kardiochirurgische Kinderintensiv) einen solchen Kurs für weit über die Hälfte aller Mitarbeiter! Wir transporieren im Schnitt 2-3 Kinder in der Woche, bieten dien Transport anderen Häusern auch an. Es können alle Patienten ob Erwachsener oder Frühgeborenes Kind, egal ob mit transportabler ECMO oder ohne nur zwecks Verlegung nach erfolgreicher OP in einer Kooperation mit einem Transportunternehmen transportiert werden .

Beide Kurse braucht man sicher nicht, man sollte für sich entscheiden welcher benötigt wird, seinem Arbeitsbereich entsprechend.

Ein Intensivtransport gehört in verantungsvolle Hände mit einer entsprechenden Erfahrung und alles andere ist mehr als grob fahrlässig. Es gibt eben geschultes Personal , das die Sicherheit für den Patienten gibt!

Fragen beantworte ich euch gerne!
Birgit Höveler
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S_Steingrobe
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Beitrag von S_Steingrobe »

Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

tja ich sehe es als sehr wichtig an, die pflegerischen Maßnahmen während des Transportes aufrecht zu erhalten, egal ob bodengebunden oder luftgebunden (wobei diese hier sehr eingeschränkt - je nach Flugmuster - möglich sind)
Ist es doch auch zur Vermeidung von Transporttraumen und weiteren Komplikationen notwendig den Patienten zu Pflegen. Sicherlich ist hier nicht die Mundhygiene von wichtiger Bedeutung, aber dennoch die Atemwegspflege, die Pflege der invasiven Zugänge etc.

Durch meine Tätigkeit in Deutschland im Intensivverlegungsdienst sowie in den USA und in Dubai luft und bodengebunden muss ich sagen, dass ich den deutschen Intensivverlegungsdienst in dieser Hinsicht als relativ wenig qualifiziert sehe.
Gerade im Bereich Weiterbildung ist auf diesem Sektor nicht viel zu bekommen.
1. sind die Intensivtransportmittel nicht einheitlich ausgerüstet. Für den einen ist ein Oxylog 3000 ein Intensivrespirator, für den anderen fängt dieses erst bei einer Evita 4, XL, Servo i etc. an.
2. Ist das Personal vom Arzt bis zum RA nicht im Intensivverlegungsdienst ausreichend geschult.

Da der Intensivverlegungsdienst Bestandteil des Rettungsdienst ist, ist er hauptsächlich auch von Rettungsassistenten zu besetzen. RA mit Krankenpflegerausbildung und Zusatz A+I ist eher selten, da den meisten Kpfl. die Weiterbildung zum RA fehlt, die Grundvorraussetzung ist.
Die Notärzte die diese Transporte begleiten, sind selten in der Lage einen ZVK, Sheldon oder eine Arterie zu legen, leider....denn auch das kann erforderlich sein, wenn man Patienten in einem kleinen Haus der Grundversorgung abholt.
Einheitliche Vorraussetzungen und festgelegte personelle Vorraussetzungen wären schön.

Den DIVI Kurs halte ich persönlich fürn nen Scherz. Man kann nicht in 2 Tagen Intensivtransport lernen, noch die Intensivtherapie.
Gerade der RA ist hier im Hinterfangen, da er nicht viel mit richtiger Intensivmedizin zu tun hat. Auch der "Standard"Notarzt, sollte er nicht von einer Intensivstation kommen, ist hier nicht in 2 Tagen zum Intensivnotarzt zu qualifizieren. ECMO, IABP, LVAD und die Monitoring und Interventionsmaßnahmen lernt man nicht in einer 2 Tagesfortbildung.
Es gibt derzeit nur eine darüberhinaus und auch DIVI zertifizierte Weiterbildung, die ein 3 Wochenlehrgang darstellt mit hohem Praxis-Theorienanteil, sowie verpflichtendem Praktikum mit durchzuführenden Maßnahmen auf einer Intensivstation.
Den Fachrettungsassistenten für Intensivtransporte oder auch European Critical Care Paramedic. Dieser Kursus ist für Arzte sowohl als auch für RA buchbar. Wird z.B. in Berlin in Kooperation mit dem Herzzentrum Bernau/Brandenburg durchgeführt und federführend durch incentiveMED.com. Hier wird die Theorie gleich auf der Intensivstation in die Praxis umgesetzt und IABP, ECMO, LVAD können direkt mit der Pflege und den Komplikationen etc. umgesetzt werden.
EInen reinen Fachvortrag mit ein bisle Gruppenpraxis in 2 Tagen ist nett, geht aber am Ziel vorbei in dem ein hochkomplexes Thema vermittelt werden soll.
Ich würde mich sogar für eine noch längere Weiterbildung aussprechen, die dann für die meisten Teilnehmer aber nicht mehr zeitlich noch finanziell durchführbar wäre.

Lieben Gruß,

Sascha Steingrobe
Advanced Care Paramedic - Queensland Ambulance Service (Australia)
Uwe Hecker
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Beitrag von Uwe Hecker »

Hallo Zusammen,

erstmal vielen dank für die Antworten. Viele sind es ja leider nicht :( . Ich sehe es eigentlich sehr ähnlich wie Sascha Steingrobe. Lagerungen, pflegerische Maßnahmen, Prophylaxen, all das verschwindet sobald die Türend es RTW verschlossen sind. Schade eigentlich, sind diese Maßnahmen doch existentiell für die Patientenversorgung. Vieleicht kommen aber auch noch postivere Beiträge.

Grüße

Uwe
Gesundheits- und Krankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie / Rettungsassistent
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