Homöopathie - die These

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Christianes Herz
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Re: Sapere aude!

Beitrag von Christianes Herz »

Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.

:wink:

Frdl. Grüße
Christiane
Humungus
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Humungus »

Timmie2 hat geschrieben:Deutlich massivere handwerkliche Fehler gab es in der Shang-Analyse, diese wurden von den Skeptikern aber lange ignoriert und schöngeredet.
Sie sollten sich auch nicht auf die Skeptiker versteifen, sondern die allgemeine wissenschaftliche Welt. Es ist nicht unbedingt relevant, was eine bestimmte Gruppe sagt, sondern wie der allgemeine Tenor zur Homöopathie ist.
Dann vergleichen Sie mal die Umsätze (und die Anzahl der Patente) von Homöopathie und herkömmlicher Pharma… Etwa 80 % aller (kostenaufwendigen) RCTs werden von der Pharmaindustrie gesponsert, die sich dabei auf lukrative Geschäftsfelder beschränkt und sich mittels Drittgelder der Universitäten bedient (größere Studien). Es existiert ein massives Ungleichgewicht, bei der die Homöopathie nicht mithalten kann.
Die Homöopathie muss auch nicht mithalten, sondern kann sich allein auf ihre Nische beschränken und dazu Studien veröffentlichen.
Weshalb kommen denn unterschiedliche Meta-Analysen bei der Beurteilung „qualitativ hochwertiger“ Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen?
Weil es auch bei Metaanalysen verschiedene Berechnungsverfahren gibt, beispielsweise ob man streng begrenzte Kategorien bildet oder nicht. Entsprechend gibt es andere Effektstärken und Konfidenzintervalle.
Es gibt aber keinen Schwellenwert, ab wann die Patientenzahl als ausreichend gesehen wird. Das liegt allein im Ermessen des Gutachters.
Dafür gibt es auch nur allgemeine Faustregeln, wenn eine relativ geringe Probandenzahl vorliegt. Man kann dann auch inferiore Verfahren anwenden, muss aber deren Nachteile klar herausstellen.

@Christiane: Man kann nicht erwarten, dass eine absolute Wahrheit verkündet wird, insbesondere nicht in einem heiß umkämpften Thema (oder sollen wir besser sagen: Markt). Die Standpunkte sind sicherlich klar und deutlich.
Augenarzt? Flatrate. Für nur 18 Euro all you can (tr)eat, ein ganzes Quartal lang! DAS ist heutige Gesundheitspolitik.
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Timmie2 »

Humungus hat geschrieben:Sie sollten sich auch nicht auf die Skeptiker versteifen, sondern die allgemeine wissenschaftliche Welt. Es ist nicht unbedingt relevant, was eine bestimmte Gruppe sagt, sondern wie der allgemeine Tenor zur Homöopathie ist.
Worin unterscheidet sich Ihre Argumentation denn von den Argumenten der Skeptiker?

Skeptiker agieren nicht nur in Deutschland, hier sitzen sie aber in den wissenschaftlichen, gesundheitspolitisch entscheidenden Gremien. Es ist ja auch nicht der erste Vorstoß in diese Richtung, der unternommen wurde.
Humungus hat geschrieben:Die Homöopathie muss auch nicht mithalten, sondern kann sich allein auf ihre Nische beschränken und dazu Studien veröffentlichen
Studien mit entsprechender Qualität haben ihren Preis, die Pharmaindustrie hat an solchen Studien kein Interesse. Es gibt aber wissenschaftliche Studien, die auch den Kriterien der evidenzbasierten Medizin genügen sollten. Bestenfalls werden sie noch ignoriert. Häufig wird dagegen gezielt die Information verbreitet, es gäbe nur negative oder keine überzeugenden Studien. Ideologen kann man nicht überzeugen, weil nicht sein kann was nicht sein darf.
Humungus hat geschrieben:Weil es auch bei Metaanalysen verschiedene Berechnungsverfahren gibt, beispielsweise ob man streng begrenzte Kategorien bildet oder nicht. Entsprechend gibt es andere Effektstärken und Konfidenzintervalle.
Die Ergebnisse von Meta-Analysen lassen sich allein schon durch die Fragestellung und Selektion der Studien in eine bestimmte Richtung formen. Wissenschaftler können somit genau das finden, was sie sich erhoffen. Dazu werden selbst bei methodischen Mängeln gerne beide Augen zugedrückt, wenn das Ergebnis passt. Man denke an die Shang-Analyse. Beim funnel plot gilt die Daumenregel, dass er bei weniger als 10 eingeschlossenen Studien nicht angewendet werden soll, weil er die Ergebnisse verzerrt. Ein offensichtlicher methodischer Mangel, der insbesondere „Experten“ auffallen müsste, die sich evidenzbasierte Medizin auf die Fahnen schreiben. In der Analyse dieser "Experten" wird dieser Mangel jedoch elegant umschifft.
Humungus
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Humungus »

Timmie2 hat geschrieben:Worin unterscheidet sich Ihre Argumentation denn von den Argumenten der Skeptiker?
Diese Frage ist nicht zu beantworten, denn ich kenne keineswegs alle Argumente der Skeptiker. Weder bin ich Mitglied noch regelmäßiger Leser bei GWUP noch bei Esowatch.
Skeptiker agieren nicht nur in Deutschland, hier sitzen sie aber in den wissenschaftlichen, gesundheitspolitisch entscheidenden Gremien.
Wie kommen die bloß dahin anstelle der Homöopathen? :mrgreen:
Studien mit entsprechender Qualität haben ihren Preis, die Pharmaindustrie hat an solchen Studien kein Interesse. Es gibt aber wissenschaftliche Studien, die auch den Kriterien der evidenzbasierten Medizin genügen sollten. Bestenfalls werden sie noch ignoriert. Häufig wird dagegen gezielt die Information verbreitet, es gäbe nur negative oder keine überzeugenden Studien.
Das Argument, Studien würden absichtlich unterschlagen, kann nicht stimmen. Dafür ist die wissenschaftliche Welt zu unabhängig, und selbst wenn Deutschland fest in den Händen der Skeptiker wäre, würden die Medien aus dem Ausland hereinschwappen. Auf eine neue, wirklich erfolgreiche Therapie würde sich die Pharmaindustrie (also nicht nur die homöopathisch-abkassierende) stürzen. Und dass "Big Pharma" kein Geld für Homöopathie-Studien ausgibt, kann man ja wohl bestens verstehen: "Big Pharma" geht davon aus, dass Homöopathie nicht wirkt. Warum also dort Geld versenken?

Die Argumentation, die wir hier führen, gab es im Kleinen immer wieder, und mir fällt das Beispiel der "Wundersalbe gegen Neurodermitis" ein. Da wurde auch kräftig die Trommel gerüht, dass Studien unterschlagen würden, Big Pharma das Medikament unterdrücken würde etcpp. Es gab sogar eine große Fernsehsendung. Letztendlich stellte sich aber heraus, dass Big Pharma längst geprüft hatte und zu dem Ergebnis kam, dass die Sache nur heiße Luft war. Und auch die Ergebnisse waren gemessen an den Versprecheungen enttäuschend. Nur der Preis enttäuschte nicht für ein wenig Schmier und Vitamin.

Wer Big Pharma vorwirft, gegen die Homöopathie zu kämpfen, dem muss man sagen: die sind nicht so blöd, wie Du sie darstellst. Wo Geld zu holen ist, da sind die sofort da. Die haben sogar Heringssperma auf Wirksamkeit getestet und daraus ein AIDS-Medikament gemacht. Warum nur sollten sie bei den Zuckerkugeln Halt machen?
Die Ergebnisse von Meta-Analysen lassen sich allein schon durch die Fragestellung und Selektion der Studien in eine bestimmte Richtung formen.
Netürlich, aber das kann man im Nachhinein feststellen, und das entwertet die Studie.

Und ein X-tes Mal: selber besser machen und nicht klagen, warum "Big Pharma" kein Geld für Hokuspokus ausgeben will.
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Warum nur sollten sie bei den Zuckerkugeln Halt machen?
Weil ´s nicht zu patentieren ist und somit nicht lukrativ genug. Das IQWIG würde jeden Zusatznutzen verneinen.

Da sich die sinnfreie Diskussion hier doch fortsetzt, möchte ich nochmals gefragt wissen, warum sich die "Schul"medizin so aufregt? Wenn die H. nichts nützt, gehen der als evident geltenden Medizin doch keine "Kunden" verloren?!
In meinem Bereich gibt es ja Ähnliches...., Augenübungen sollen Fehlsichtigkeiten beheben können und Vitaminsäfte (aus der Schweiz) helfen gegen allerlei Zipperlein an den Augen (btw.: das ist laut Humungus "Goldstandard" der "Schul"medizin bei Leuten mit Altersbedingter Makuladegeneration) usw....
Ich bin jetzt 43 Jahre im Job, aber ich habe es noch nie erlebt, dass ein Kunde aufgrund seiner Augenrollübungen dreimal täglich nach den Mahlzeiten zu einem besseren Sehvermögen gekommen wäre oder gar die Brille ganz hätte weglassen können.

SO WHAT???

Ich verteidige diese alternative Medizin im weitesten Sinne aber trotzdem, weil ich eben erlebt habe, dass sie helfen kann. Weshalb weiß ich nicht, vielleicht weiß das keiner. Vielleicht, weil der Placebo-Effekt gewaltig unterschätzt wird oder es reicht, wenn dem Patient die nötige ärztliche Zuwendung zukommt, die die meisten Ärzte weder leisten können noch wollen.
SOLANGE EIN ARZT, DER FÜR SEINE THERAPIE HAFTEN MUSS, MIT GLOBULI BEHANDELT, KANN M.E. NICHTS SCHIEFGEHEN. WEDER FÜR DEN ARZT NOCH FÜR DEN PATIENTEN. :wink:
Ich glaube, manchmal gibt es im Leben nicht genug Steine
Forrest Gump
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Humungus »

Barnie Geröllheimer hat geschrieben:Weil ´s nicht zu patentieren ist und somit nicht lukrativ genug.
Ach, Sie meinen, die üblichen Verdächtigen, die die Kugeln und Verdünnungen herstellen, sind barmherzige Samariter? Köstlich gelacht... :wink:
...möchte ich nochmals gefragt wissen, warum sich die "Schul"medizin so aufregt?
Ärger besteht über die Lügen der Homöopathie und die Behauptung einer Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus. Wenn die H. sagen würde "ja, wir behandeln mit Placebo und Zuwendung", wär alles bestens.
In meinem Bereich gibt es ja Ähnliches...., Augenübungen sollen Fehlsichtigkeiten beheben können und Vitaminsäfte (aus der Schweiz) helfen gegen allerlei Zipperlein an den Augen (btw.: das ist laut Humungus "Goldstandard" der "Schul"medizin bei Leuten mit Altersbedingter Makuladegeneration) usw....
Ich bin jetzt 43 Jahre im Job, aber ich habe es noch nie erlebt, dass ein Kunde aufgrund seiner Augenrollübungen dreimal täglich nach den Mahlzeiten zu einem besseren Sehvermögen gekommen wäre oder gar die Brille ganz hätte weglassen können.

SO WHAT???
Das sind alles Privatleistungen, für die die Solidargemeinschaft nicht aufkommen muss. Überhaupt kein Problem, und oben von mir gesagt: von mir aus kann sich jeder mit Scharlatanerie schädigen. Aber nicht auf unsere Kosten. Ganz übel dagegen wird es wenn Kinder homöopathieüberzeugter Eltern für deren Phantastereien herhalten müssen.
SOLANGE EIN ARZT, DER FÜR SEINE THERAPIE HAFTEN MUSS, MIT GLOBULI BEHANDELT, KANN M.E. NICHTS SCHIEFGEHEN. WEDER FÜR DEN ARZT NOCH FÜR DEN PATIENTEN. :wink:
Dass es eine ganze Menge Erkrankungen gibt, die bei rechtzeitiger Therapie ganz anders ausgehen als ohne wird doch auch ihnen klar sein.

Nur mal ein typisches Beispiel: http://www.spiegel.de/panorama/leute/ka ... 93140.html
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Timmie2
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Timmie2 »

Humungus hat geschrieben:Diese Frage ist nicht zu beantworten, denn ich kenne keineswegs alle Argumente der Skeptiker. Weder bin ich Mitglied noch regelmäßiger Leser bei GWUP noch bei Esowatch
Klingt beinahe, als wollten Sie sich von den Skeptikern und deren Analyse distanzieren. Um PR ist es auch schon ganz ruhig geworden. Bei näherer Betrachtung ist dieser Verein schon ziemlich peinlich, gell…
Humungus hat geschrieben:Ach, Sie meinen, die üblichen Verdächtigen, die die Kugeln und Verdünnungen herstellen, sind barmherzige Samariter? Köstlich gelacht...

Homöopathie ist, wie ja selbst formuliert, so etwas wie eine Marktnische. Natürlich geht’s auch dort um Gewinne, wo auch nicht. Allerdings wird die Geschäftemacherei künstlich aufgebauscht. In diesem Marktsegment gibt es so gut wie keine patentierten Arzneien zu Mondpreisen wie z.B. in der Pharmabranche, entsprechend auch etwas mehr Konkurrenz. Das ist aber offenbar auch, was so extrem stört. Homöopathische Mittel sind im Vergleich mit „echten“ Medikamenten extrem günstig. Solche Billigpräparate verderben das Geschäft.
Humungus hat geschrieben:Ärger besteht über die Lügen der Homöopathie und die Behauptung einer Wirksamkeit über den Placeboeffekt hinaus. Wenn die H. sagen würde "ja, wir behandeln mit Placebo und Zuwendung", wär alles bestens

In diesen Grabenkämpfen dreht sich alles um Feindbilder und deren Bekämpfung, es herrscht "Krieg". Damit ist Patienten aber nicht geholfen. Dasselbe Spielchen läuft doch auch bei Borreliose – Studien, die einer kritischen Überprüfung nicht standhalten, Patienten die einen an der Klatsche haben und windige Geschäftemacher genannt Scharlatane. Es wäre so langsam an der Zeit in einen konstruktiven Dialog zu treten anstatt die Öffentlichkeit mit Standardphrasen und Falschinformationen zu bombardieren.
Humungus hat geschrieben:Das sind alles Privatleistungen, für die die Solidargemeinschaft nicht aufkommen muss. Überhaupt kein Problem, und oben von mir gesagt: von mir aus kann sich jeder mit Scharlatanerie schädigen. Aber nicht auf unsere Kosten.
Diese Argumentation läuft doch wieder nur darauf hinaus, Patienten zu entmündigen.
Humungus hat geschrieben:Nur mal ein typisches Beispiel…
Immer dieselbe alte Leier… Es werden Extrembeispiele herangezogen um verallgemeinernde Aussagen zu treffen; es wird ein regelrechtes Gefahrenszenario aufgebaut und massiv davor gewarnt. Hat die Therapie aber Wirkung gezeigt, beruht das nur auf Einbildung.

Mit Steve Jobs haben Sie allerdings ein überaus schlechtes Beispiel gewählt. Die Prognose solcher Erkrankungen dürfte doch bekannt sein.
Ärztezeitung hat geschrieben:...hat vier Jahre überlebt und Steve Jobs sogar sieben Jahre…Beide haben deutlich länger überlebt, als es zunächst zu erwarten gewesen wäre...
Jobs und Steinman: Lange dem Krebs getrotzt
Humungus
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Humungus »

Timmie2 hat geschrieben:Klingt beinahe, als wollten Sie sich von den Skeptikern und deren Analyse distanzieren. Um PR ist es auch schon ganz ruhig geworden. Bei näherer Betrachtung ist dieser Verein schon ziemlich peinlich, gell…
Ich denke meine eigenen Gedanken und lehne Ideologien ab. Dort, wo die Skeptiker logisch argumentieren, muss man ihnen zustimmen, wo nicht, eben nicht.
Homöopathie ist, wie ja selbst formuliert, so etwas wie eine Marktnische.
Immerhin eine Nische, die zwei Milliarden Euro groß ist, in Deutschland werden davon allein 500 Millionen im Jahr umgesetzt.

Witzig, witzig:
http://www.zeit.de/zeit-wissen/2010/04/ ... eftsmodell
Für eines der in den USA bestverkauften homöopathischen Mittel, Oscillococcinum, muss der Hersteller genau eine Ente pro Jahr kaufen. Schenkel und Brust kann sich der Laborant am Wochenende sogar selbst in die Pfanne hauen, denn gebraucht werden nur Leber und Herz. Aus beidem wird eine Art Suppe bereitet, die dann gefiltert, gefriergetrocknet, wieder in Wasser gelöst und dann vielfach verdünnt und geschüttelt wird.
Homöopathische Mittel sind im Vergleich mit „echten“ Medikamenten extrem günstig.
Im Gegenteil: genau wie bei den vielfach völlig unsinnigen Nahrungsergänzungsmitteln kosten die Rohstoffe ein Ei und ein Butterbrot, die Gewinnspanne ist extrem. Zusätzlich fallen so gut wie keine Entwicklungskosten an. Mein Vater sagte immer: mit Luft (Bäcker) und mit Wasser (Metzger) kann man das meiste verdienen. Der Homöopath schaffts mit Zucker.
In diesen Grabenkämpfen dreht sich alles um Feindbilder und deren Bekämpfung, es herrscht "Krieg". Damit ist Patienten aber nicht geholfen.
Den Patienten ist wesentlich weniger damit geholfen, wenn man solche Dispute ad acta legt. Vielmehr muss - sine ira et studio - eine Wirksamkeitsprüfung stattfinden. Nicht nur für die Homöopathie, sondern auch für die Standardpharmazie, unter anderem auch bei Borrelliose.
Es wäre so langsam an der Zeit in einen konstruktiven Dialog zu treten anstatt die Öffentlichkeit mit Standardphrasen und Falschinformationen zu bombardieren.
Sehen Sie, dem kann ich uneingeschränkt zustimmen. Ein seltener Moment!
Diese Argumentation läuft doch wieder nur darauf hinaus, Patienten zu entmündigen.
Nein, gar nicht. Die Patienten können selber entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben.
Mit Steve Jobs haben Sie allerdings ein überaus schlechtes Beispiel gewählt. Die Prognose solcher Erkrankungen dürfte doch bekannt sein.
Sie können davon ausgehen, dass Jobs alles gekriegt hat, was es für Geld zu kaufen gab. Es ist nicht einfach zu vermuten, aber Jobs' Lebertransplantation könnte ein Hinweis auf eine extrem aggressive Chemotherapie gewesen sein, die man wahrscheinlich nur bei wenigen Patienten in Erwägung zieht. Und auch ein Organaustausch bei multipler Metastasierung ist völlig unüblich, weil eine weitere, organüberschreitende Besiedelung sehr wahrscheinlich ist. Wahrscheinlich wurde also erst chemotherapiert und dabei das Leberversagen bewusst in Kauf genommen, und dann transplantiert. Selbstverständlich ist die Prognose bei Pankreaskarzinom immer kritisch, aber man sollte doch nicht davon ausgehen, dass die Alternativbehandlung diese verbesserte. Da kann man immer die Empirik zu Rate ziehen: Krebskranke halten sich verständlicherweise oft an jedem Strohhalm fest, den man ihnen gibt. Und das heißt, dass vieles bereits probiert wurde, leider meist auf Kosten verzweifelter Kranker - ebenso etwas, was mich mit Ärger wegen der Skrupellosigkeit solcher Quacksalber erfüllt. Sollte Jobs' Therapie lebensverlängernd sein wäre sie bereits im Vorfeld bekannt gewesen und würde sich rasend schnell verbreiten. Jeder Arzt würde bereitwillig Fruchtsäfte, Akupunktur und meinetwegen auch Meditation in sein Repertoire aufnehmen, wenns helfen würde. Ärzten da Engstirnigkeit zu unterstellen ist doch arg kurz gesprungen.
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Timmie2 »

Humungus hat geschrieben:Witzig, witzig...
Das Skeptiker-Netzwerk und seine "Wissenschaftsjournalisten"... :mrgreen:
Humungus hat geschrieben:Den Patienten ist wesentlich weniger damit geholfen, wenn man solche Dispute ad acta legt. Vielmehr muss - sine ira et studio - eine Wirksamkeitsprüfung stattfinden. Nicht nur für die Homöopathie, sondern auch für die Standardpharmazie, unter anderem auch bei Borrelliose
Wer hat daran denn ein Interesse? Auch die Patente der meisten Antibiotika sind abgelaufen. Satte Einnahmen locken dagegen bei Ausweichdiagnosen wie MS oder Psychopharmaka.
Humungus hat geschrieben:Nein, gar nicht. Die Patienten können selber entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben
Dann ist doch alles gut.
Humungus hat geschrieben:…aber man sollte doch nicht davon ausgehen, dass die Alternativbehandlung diese verbesserte
Man kann aber einfach mal so behaupten, dass die Alternativbehandlung mehr geschadet als genutzt hat. Den Beweis anzutreten dürfte schwierig sein. Ich denke Sie unterschätzen, was Ärzte und Patienten bei einer derart schlechten Prognose nicht alles versuchen, dessen Nutzen (noch) nicht belegt ist (Bsp. Therapiestudien). Viel zu verlieren gibt’s da nicht mehr…
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Humungus »

Timmie2 hat geschrieben:Wer hat daran denn ein Interesse?
Wir - die Patienten. Und dieses Interesse muss zuvorderst stehen.
Humungus hat geschrieben:Nein, gar nicht. Die Patienten können selber entscheiden, wofür sie ihr Geld ausgeben
Dann ist doch alles gut.
Auch darauf können wir uns einigen.
Man kann aber einfach mal so behaupten, dass die Alternativbehandlung mehr geschadet als genutzt hat. Den Beweis anzutreten dürfte schwierig sein.
Das ist streng genommen richtig. Wenn man aber daran denkt, dass ein 1cm großer Primärtumor am Tag ca. 1 Million Metastasen "schießt", kann man sich vorstellen, dass bereits bei Tumorverdacht Dringlichkeit besteht, nach der Diagnose auf jeden Fall. Die "diagnostische Lücke", also der Zeitraum zwischen dem verdacht und der Sicherung, ist ein großes Problem. Wenn man dann, nach der Diagnose, Zeit verstreichen lässt, ist das unklug.
Ich denke Sie unterschätzen, was Ärzte und Patienten bei einer derart schlechten Prognose nicht alles versuchen, dessen Nutzen (noch) nicht belegt ist (Bsp. Therapiestudien). Viel zu verlieren gibt’s da nicht mehr…
Doch, Geld. Meinem Onkel, der an einem großen, nicht im Gesunden (O-Ton Krankenhaus: "wir konnten den Tumor fast komplett entfernen" - wie gemein!) entfernten Speiseröhrenkarzinom litt, wurde in den Tagen vor seinem Tod noch eine obskure "Spritzentherapie" angeboten, 10 Spritzen, eine für 1000 Euro. Seine Schwester fragte mich danach, in der wilden Hoffnung etwas erreichen zu können. Solche Machenschaften sind glatt kriminell, und ich frage mich, wie solche Quacksalber in den Spiegel sehen können. Nun stellen Sie sich mal vor diese Spritzen würden wirklich etwas erreichen. Die Zeitungen wären doch voll mit Artikeln, innerhalb weniger Wochen würde jeder Kranke die Therapie verlangen oder bei seinen Verwandten das Geld zusammenbetteln. Das meine ich mit der Evolution der Therapie: je sensationeller und ersehnter, je eher in der Öffentlichkeit. Was ewig im Verborgenen blüht und nur "Eingeweihten" bekannt ist, kann nicht funktionieren. Es gäbe gar keinen Grund eine Publikation zu verhindern.
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Timmie2 »

Humungus hat geschrieben:Wir - die Patienten. Und dieses Interesse muss zuvorderst stehen
Sie sind in erster Linie Arzt und Ärzte verfolgen oft andere Interessen. An den Ausweichdiagnosen verdienen schließlich nicht nur Pharmakonzerne sondern auch Ärzte, Wissenschaftler und Krankenkassen (Morbi-RSA). Ausbaden muss es allein der Patient.
Humungus hat geschrieben:Doch, Geld…
Das nehmen auch Sie mal nicht mit.
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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Humungus »

Timmie2 hat geschrieben:Sie sind in erster Linie Arzt
...in erster Linie bin ich Mensch und Patient. Arzt ist ein Beruf, den man wählen kann, das andere nicht.
Das nehmen auch Sie mal nicht mit.
Bevor ich es einem Scharlatan gebe, der mit meinen Ängsten abkassieren will, gebe ich es meiner Familie. Entweder haben Sie meinen Halbsatz nicht richtig verstanden oder Sie sind völlig auf mein Arztsein fixiert. Machen Sie sich keine Sorgen: als niedergelassener Augenarzt begleite ich nur wenige Patienten mit Krebserkrankungen meines Fachgebiets, die das Leben bedrohen. Und abkassieren kann und will ich bei denen nicht. Da lass ich das Wasser lieber im Hahn und den Zucker in der Dose. Bei mir gibts auch keinen Noni-Saft, ich verkaufe keine Nahrungsergänzungsmittel.
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Homöopathie wird in der Schweiz eine Kassenleistung

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Hört, hört....

Da muss ein ganzes Volk unheimlich dämlich sein, dass es auf Scharlatane und Quacksalber hereinfällt...und die Kassen zahlen diesen "Humbug" auch noch.

Das ist mir sowas von einem g'mähten Wiesle......... :mrgreen:
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"Regelleistung" will in CH nicht viel heißen.

Beitrag von PR »

Denn da sind die Leute Kunden und versichert (bei uns sinnse bloß Mitglieder und verkasst): der Tarif richtet sich 1. (in Grenzen) nach dem individuellen Kostenrisiko und 2. nach der Zahlungsbereitschaft des Kunden. Die allermeisten haben ordentliche Selbstbehalte vereinbart.

Die Darstellung im verlinkten Artikel wirkt auf mich wie eine Reinlege von Staats wegen. Es wär in CH die erste, die ich erleb, glaubs so noch lang nicht, halts für Propapopoganda fürs Publikum jenseits der Schweizer Grenzen, das ist daran gewohnt, dass es von Politfunktionären belogen und reingelegt wird, werd mal meine Große fragen, wie das den Schweizern selber vermittelt wird.

Eben ein Interview gelesen, jetzt bemühen die potenzierten Traumtänzer schon die Quantenfüsik, das, ohne von der auch nur die Grundlagen zu verstehen. Abartig.

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Re: Homöopathie - die These

Beitrag von Timmie2 »

PR hat geschrieben:Die Darstellung im verlinkten Artikel wirkt auf mich wie eine Reinlege von Staats wegen. Es wär in CH die erste, die ich erleb, glaubs so noch lang nicht, halts für Propapopoganda fürs Publikum jenseits der Schweizer Grenzen, das ist daran gewohnt, dass es von Politfunktionären belogen und reingelegt wird...
Die Kosten werden auf 50 Mio. Franken pro Jahr geschätzt, das ist weniger als ein Promille der gesamten Gesundheitskosten. Deshalb so einen Aufriss? Sie ärgert doch viel mehr, dass es Ärzten dort erlaubt ist ihren „Kunden“ unmittelbar in die Taschen zu greifen und da sind alternative Heilverfahren eine unliebsame Konkurrenz. Das ist Ihre Art von Propapopoganda, weshalb Sie auch zu gerne und völlig unkritisch die Argumente gewisser Skeptiker übernehmen. Ein schönes Beispiel ist auch Glyphosat

Die GWUP-„Wissenschaftler“ bedienen sich wieder mal ihrer rhetorischen Stimmungsmache und sprechen von„Krieg“, ein "Stellvertreterkrieg gegen Gentechnik, “ bei dem der Zusammenhang von Glyphosat mit Gentech-Pflanzen und deren Folgen bewusst ignoriert wird. Es findet sich das gängige Muster, wobei jeder einzelne Punkt dieser Liste widerlegbar ist. Natürlich sind nicht nur die Industriestudien das Problem, sondern auch die NGOs. Die einzigen „unabhängigen“ Wissenschaftler finden sich bei der GWUP und die liegen zufällig mal wieder ganz auf Regierungslinie und sehen keinen Handlungsbedarf. Alternativlos sozusagen…

Zur Disqualifizierung unabhängiger Studien, die schädliche Gesundheitswirkungen glyphosathaltiger Pestizide aufzeigen, dienen die Klimisch-Kriterien. Nahezu alle peer-reviewten unabhängigen Studien die auf toxische Effekte von Glyphosat hinweisen wurden als nicht relevant oder nicht verlässlich eingestuft, während man sich vor allem auf die von Monsanto gesponserte Übersichtsarbeit von Williams et al. stützt und damit ungeprüft die Argumente der Industrie übernimmt. Always the same procedure…
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