Diabetes I mit 70 Jahren

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BZ-Polizei
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Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von BZ-Polizei »

Hallo,

meine Mutter hat vor einigen Jahren Diabetes I im Alter von 70 Jahren (!) diagnostiziert bekommen. Habt ihr davon schon einmal gehört? Selbst die Ärzte waren erstaunt.

Rückblickend könnte es sein, daß sich die Krankheit vielleicht schon 10 Jahre früher manifestiert hat. Sie hatte nämlich alle paar Monate Verwirrtheitssituationen (desorientiert, nicht ansprechbar, Halluzinationen), die auf starke Unter- oder Überzuckerungen hindeuten könnten. Damals wußten wir aber nicht, was es ist, denn die Blutwerte einschließlich der Zuckerwerte waren beim Arzt immer in Ordnung.

Ich glaube, der späte Ausbruch könnte auch damit zu tun haben, daß sie sehr viel Ausdauersport betrieben hat. 5-6x pro Woche eineinhalb Stunden Rad, 25 Jahre lang. Außerdem ist sie nie ein Kohlenhydratfan gewesen.
hjt
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Re: Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von hjt »

Typ1 ist der Diabetes, der sich von Anfang an eindeutig durch zu wenig Insulin auszeichnet. Im späteren Leben eher nicht so plötzlich, wie bei Kindern und Jugendlichen. Aber auch eher nicht über 5-10 Jahre und mehr, wie beim Typ2. Und unbehandelt kann es damit praktisch ausschließlich zu zu hohem BZ kommen, nie zu Unterzuckerungen.

Für die sogenannte alimentäre Hypo braucht es dagegen immer eine größere Menge KHs und deutlich mehr Insulin, als dafür notwendig ist. Die Situation ist typisch für den werdenden Typ2, wenn die Erstantwort schon weitgehend verschwunden ist, mit der der BZ in der Spitze etwa ne Stunde nach dem Essen 140 nicht übersteigen würde. Dann muss die Zweitantwort die ganze Arbeit übernehmen, und die neigt nun mal zum Überdosieren. Das ist gesund beim Absenken von max 140 auf unter 90 überhaupt kein Problem. Aber aus 200 und mehr kann der Sinkflug dann schon mal bis an 50 oder sogar noch etwas darunter reichen.

Von kurzzeitigen Verwirrtheitszuständen weiß ich nur im Zusammenhang mit schon recht schweren Unterzuckerungen, und die können mit keinem unbehandelten Typ vorkommen, sondern nur, wenn BZ-senkende Medis genommen werden. Solche Zustände infolge zu hohen BZs kenne ich selbst aus Bereichen von dauerhaft über 500mg/dl nicht. Dauerhaft über 200 fallen die Betroffenen eher durch Müdigkeit und Schlappheit auf und immer kürzere Toiletten-Intervalle.
7/24 mit wenigen Ausnahmen zwischen 60 und 140 mg/dl in der Form der blauen Kurve https://www.bloodsugar101.com/what-is-a ... lood-sugar sind für mich optimal. Trotzdem will ich gern respektieren, wenn andere anders für sich entscheiden.
Hans Reuter
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Re: Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von Hans Reuter »

Bz-Polizei hat geschrieben:meine Mutter hat vor einigen Jahren Diabetes I im Alter von 70 Jahren (!) diagnostiziert bekommen. Habt ihr davon schon einmal gehört? Selbst die Ärzte waren erstaunt.
Ja, das kommt vor. Mein Diabetologe hat auch schon 80-jährige Patienten als LADA diagnostiziert.
LADA ist der Typ1-Diabetes, der sich erst im erwachsenen Alter mit mehrjähriger
Latenzzeit manifestiert .
Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
BZ-Polizei
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Re: Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von BZ-Polizei »

Meine Mutter wurde heute nacht wegen starker Unterzuckerung in die Notaufnahme eingeliefert. Sie ist gestern abend 20 km mit dem Rad gefahren, hat danach nur zwei dünne Scheiben Brot gegessen, aber noch 0,7 l Weißwein getrunken. Vor dem Ins-Bett-Gehen hatte sie einen BZ von 210 und danach gespritzt. Drei Stunden später ist sie völlig orientierungslos in der Nacht aufgewacht; sie war komplett unansprechbar, mit offenen Augen weg. Ich habe einen BZ von nur 28 mg/dl gemessen. Mit flüssigem Traubenzucker konnte ich sie auf 50 mg/dl bringen, bis der Notarzt kam.

Jetzt frage ich mich, ob man im Schlaf an akuter Unterzuckerung sterben kann oder ob der Körper wenigstens eine Aufwachreaktion produziert, so daß mein Vater das mitbekommt und Gegenmaßnahmen einleiten kann?

Sie meinte, sie hätte sich gestern tüchtig mit den Einheiten beim Spritzen verrechnet, aber ich habe ihr versucht klarzumachen, daß die krasse Unterzuckerung auch und gerade am Ausdauersport und dem Alkohol auf halbnüchternen Magen liegen muß. Das ist eine Rechnung mit zu vielen Unbekannten; dass man sich dabei leicht verkalkuliert, liegt doch auf der Hand.
Hans Reuter
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Re: Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von Hans Reuter »

Hallo,

das hätte ins "Auge" gehen können. Auch schwere Unterzuckerungen enden zwar in den seltensten Fällen mit dem Tod, aber immerhin kommt der Exitus infolge schwerer Unterzuckerung vor.
Meistens kommen die Betroffenen jedoch aus ihrer Bewusstlosigkeit mit fremder Hilfe wieder heraus.

Es ist für Insuliner schon etwas leichtsinnig nach ausgiebigen körperlichen Aktivitäten
alkoholische Getränke zu konsumieren. Die Leber baut nämlich vorrangig den Alkohol ab
und kann erst später aus ihrem Glykogenspeicher dem Organismus Zucker zuführen.
Da auch nach den Aktivitäten die Muskeln ihre Speicher wieder mit Glukose füllen müssen,
kann Insuliner arg in Nöte geraten. Der Bolus und die KH-Zufuhr nach dem Sport müssen
unbedingt mit Hilfe von Erfahrungswerten an die Situation angepasst werden.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
BZ-Polizei
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Re: Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von BZ-Polizei »

Hans Reuter hat geschrieben:Es ist für Insuliner schon etwas leichtsinnig nach ausgiebigen körperlichen Aktivitäten
alkoholische Getränke zu konsumieren.
Ja, das leuchtet mir ein. Wobei der Wert von 210 beim Ins-Bett-Gehen, also nach der Radtour und dem Alkhologenuß, ja meilenweit von einer Unterzuckerung entfernt war. Sie hat aber dann, so würde ich sagen, den längerfristigen blutzuckersenkenden Effekt von Sport in Verbindung mit Alkohol unterschätzt und sich zuviel Einheiten gespritzt.
Hans Reuter
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Re: Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von Hans Reuter »

Vollkommen richtig! :)
Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
any88
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Re: Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von any88 »

Also Typ1 mit 70 Jahren ist ziemlich erstaunlich. Weil Typ 1 wie egsagt meist bei Jugendlichen, Kinder oder auch nach OPs diagnostiziert wird. Rauchen, Alkohol und Süßkram gehen nicht Hand in Had mit Diabetes, also da hilft kein Insulinspritzen oder sonstwas :)
Hans Reuter
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Re: Diabetes I mit 70 Jahren

Beitrag von Hans Reuter »

Also Typ1 mit 70 Jahren ist ziemlich erstaunlich.
Selten, aber möglich. So z.B. der LADA, die adulte Form
des Typ1 Diabetes.
Mit freundlichen Grüßen
Hans Reuter
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