Bekanntheitsgrad Hängetrauma

Moderator: DMF-Team

Ein Patient mit Hängetrauma sollte nicht flachgelagert werden, sondern etwa 20 Minuten mit stark erhöhtem Oberkörper verbleiben (Beschreibung siehe Thread). Wissen Sie von dieser Problematik / ist Ihnen dieses Vorgehen bekannt (vor Lesen dieses Textes)?

Ich habe das Hängetrauma in meiner Ausbildung kennengelernt und würde den Patient aufrecht lagern.
1
4%
Mir ist die Problematik bekannt und würde den Patienten aufrecht lagern.
6
25%
Mir ist die Problematik bekannt, aber ich würde einen bewusstlosen Patienten immer in die Schocklage bringen.
4
17%
Ich kenne das Hängetrauma, aber nicht die Konsequenz für die Behandlung und würde deshalb flach lagern.
5
21%
Ich habe noch nie vom Hängetrauma gehört.
8
33%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 24

Thisbe
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Bekanntheitsgrad Hängetrauma

Beitrag von Thisbe »

Hallo allerseits,

ich möchte hier einen Versuch starten, der hoffentlich erfolgreich ist, da mir das sehr helfen würde.

Ich verfasse derzeit meine Masterarbeit und muss mich in diesem Rahmen mit dem Thema Hängetrauma befassen. Ich würde gerne greifbare Angaben dazu machen, wie bekannt diese Erkrankung in Kreisen der Rettungsassistenten und-sanitäter ist. Aus diesem Grund möchte ich eine Umfrage starten, ob die hier Anwesenden das Problem kennen und bei einem Unfall richtig reagiert hätten und ob dieses Thema bei jemandem in der Ausbildung behandelt wurde.

Ich hoffe, meine Intention wurde verstanden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr euch zahlreich beteiligen würdet. Wer noch ein Minütchen mehr Zeit hat, den würde ich bitten, vielleicht in diesem Thread noch einige Angaben über sich zu hinterlassen, damit ich die Umfrageergebnisse besser beurteilen kann. Interessant wäre zum Beispiel, wann die medizinische Ausbildung gemacht wurde, wie lange der Beruf ausgeübt wird / wurde und aus welcher Region man stammt bzw. in welcher Region man arbeitet. Sehr interessant wäre auch, wenn jemand vielleicht einen Erfahrungsbericht einbringen kann.

GANZ WICHTIG: Ich möchte niemanden anklagen, weil er sich vielleicht in diesem speziellen Thema nicht auskennt. Meiner Einschätzung nach wird dies auf die Mehrheit der Menschen zutreffen. Es geht mir tatsächlich um Zahlenwerk, mit dem ich meine Ansätze zur Verbesserung der Situation einer vom Hängetrauma gefährdeten Berufsgruppe hinterlegen kann.

Kurz zum Hängetrauma: Das Hängetrauma oder der orthostatische Schock entsteht bei im Seil hängenden Menschen durch Stauung des Blutes in den Beinen. Die Blut- und Sauerstoffversorgung des restlichen Körpers geht zurück und es kommt schießlich zu Organschäden und zum Tod. Nach Bergen des Betroffenen aus dem Seil darf er trotz Schocksymptomatik NICHT flachgelagert werden, da dies zu einem Herzversagen führen könnte. Der Patient muss etwa 20 Minuten mit erhöhtem Oberkörper gelagert werden, damit sich der Bluthaushalt wieder ausgleichen kann. Anschließend ist er unbedingt zur Beobachtung in eine Klinik einzuweisen, da eine erhöhte Gefahr des Organgversagens besteht.

Sollten noch Fragen offen geblieben sein, dann fragt einfach hier im Thread oder per PN. Ich muss dazu sagen, dass ich Studentin einer Ingenieurwissenschaft bin und von Medizin soviel Ahnung habe wie vom Ackerbau. Ich habe mich in dieses Thema lediglich eingelesen, zuvor war mir die Problematik vollständig unbekannt.

Ich bedanke mich im Voraus, Martina
Erik Eichhorn
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Beitrag von Erik Eichhorn »

Hallo Martina,

wir helfen natürlich gerne. So als kleiner Anfang:

Wer sucht der findet.

Dazu gabs hier schonmal eine spannende Diskussion.

Gruß,
Erik Eichhorn
Rett-Med
DMF-Moderator im Forum Rettungsdienst und präklinische Notfallmedizin
Thisbe
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Beitrag von Thisbe »

Hallo Erik,

die Diskussion habe ich gelesen. Es war die erste Quelle, die mir bei meinen Recherchen über den Weg gelaufen ist. Daraus habe ich ersehen können, wie groß die Unsicherheiten zu diesem Thema tatsächlich sind.

Für meine Arbeit wären jetzt aber halt auch noch ein paar Zahlen sinnvoll.Kurzsichtig: Wie kann ich meinem Prof klar machen, dass ich in meiner Arbeit viel Raum auf das Thema Hängetrauma verwende? Profs stehen auf Zahlen. Weiter gesehen: Wenn das Unternehmen, mit dem ich zusammenarbeite, mehr für den Schutz seiner Mitarbeiter tun will, in welchem Rahmen sollte man das aufziehen? Ist Unkenntnis über das Hängetrauma weit verbreitet oder eher die Ausnahme? Ist es regional unterschiedlich verteilt? (Z.B. jeder RettAss in den Bergen kennt das Problemen, aber die Flachländer haben keine Ahnung).

Liebe Grüße, Martina
frequenzkatastrophe
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Beitrag von frequenzkatastrophe »

Ich habe erst durch das RettMedForum von diesem Thema gehört. Es ist ein Dilemma, das ich weder als Betroffener noch als Pat. erleben möchte.
In meinen Ausbildungen wurde das Thema nie behandelt.
Es wird auch in keinem Fachbuch, dass ich besitze (ca 15 zu Notfallmedizin) erwähnt.

- seit 1995 ehrenamtlich beim DRK
- Ende der 90er Jahre Sanitätsausbildung (ca.60 Std.)
- 99-02 Krankenpflegeausbildung
- seit 2 Jahren Intensivpflege (ohne Fachweiterbildung)
- regelmäßige Fort und Weiterbildung (größtenteils Privat - Literatur)

Ich habe bis 2005 in Mittelgebirgen gewohnt (Hunsrück, Westerwald) und wohne jetzt in der Nähe von Köln.

Der Vollständigkeit halber - ich habe mich für "hinlegen, wenn bewusstlos" entschieden.

mfg Martin
Jedes Ding ist Gift, allein die Dosis macht, das ein Ding kein Gift ist.
redmedic
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Beitrag von redmedic »

das hängetrauma kann leider überall auftreten, da es überall industrie-kletterer gibt...

ich denke aber dass der rd in österreich, bayern und den mittelgebirgen bestimmt besser darauf vorbereitet ist, da es dort sicher öfter auftritt.
(bei uns wurde es nur kurz in der ausbildung angesprochen, als kontraindikation zur schocklage und dann lagerung wie beim kardiogenen schock)
genauer definiert wurde es allerdings nicht.
Bensan
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Beitrag von Bensan »

hallo
ich habe das thema auch erst hier im forum kennengelernt ( in dem andern fred), jedoch mich bisher aus folgendem grund der stimme enthalten:

ich weiss einfach nicht, wie ich mich vor ort verhalten sollte; manche (hier im forum) vertreten die meinung zur flachen lagerung, andere zur OKhochlagerung und fast alle argumente sind verständlich ;)
jedoch nicht kompatibel!
deshalb würde ich vermutlich nach lehrmeinung(RK) vorgehen und bewusstlose personen in die stablie seitenlage bringen ( zwecks persönlich rechtlicher absicherung)
aber wie gesagt, äußerst schwieriege entscheidung :!:
Thisbe
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Beitrag von Thisbe »

Hallo,

ich möchte erstmal ganz herzlich allen danken, die bereits an dieser Umfrage teilgenommen haben und hoffe auf weitere Stimmen.

@Bensan: Gerade dieser Unsicherheit ist es, die meiner Meinung nach sehr offensiv angegangen werden sollte.

Ziel meiner Umrage war in erster Linie, aufzudecken, wieweit die das Hängtrauma als Problematik bereits in der Ausbildung und dem Wissen der Retter verbreitet ist. Ist es den meisten potentiellen Rettern unbekannt oder bestehen Unsicherheiten hinsichtlich der Vorgehensweise in einem Notfall, dann lässt sich daraus die Notwendigkeit ableiten, die Problematik öffentlich zu diskutieren und weiter in den Fokus zu rücken. Dazu sollten, wenn die Umfrage entsprechende Ergebnisse hervorbringt (wonach es derzeit aussieht), betroffene Unternehmen angeregt werden. Nach BG sind Unternehmen verpflichtet, für eine lückenlose Rettungskette zu sorgen. Für mich gehört dazu, in speziellen Risikofällen, wie dem Hängetrauma, nach Bekanntwerden von Unsicherheiten auch für eine hinreichende Weiterbildung bei den Rettungskräften zu sorgen.

Mit freundlichen Grüßen, Martina
Dr. Ch. Erbschwendtner
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Beitrag von Dr. Ch. Erbschwendtner »

Hallo Martina !

Aus meiner Sicht ist es so, daß der Schwerpunkt in Aus- und Weiterbildung auch nach Häufigkeit gewichtet werden muss.

Natürlich gibt es immer wieder Unfälle im Industrie - und Alpin- und Sportklettern. Häufigerkommt es jedoch durch Sicherungsfehler zu Abstürzen, bei denen es durch die Wucht des Unfalles zu entsprechend schweren Verletzungen kommt.

Die wenigen Hängetraumen, die ich bis jetzt erlebt habe, waren bergetechnisch die Herausforderung, bei der inital auf solche "Kleinigkeiten", wie Lagerung oder medizinische Versorgung kaum bis keine Rücksicht genommen werden konnte.

Erst nach den technisch zum Teil sehr aufwendigen Bergungen - Hubschrauber - Taubergung des im Seil Hängenden mit Kapertechniken nach Sicherung im Petzl-Dreieck (r) und entsprechendem Zwischentransport konnte eine Versorgung eingeleitet werden.

Dann stellt sich häufig die Frage: Ist der hypovoläme Schock durch die Mehrfachverletzung dringlicher oder das Hängetrauma. Bis jetzt bestand fast immer ein entsprechender Handlungsbedarf mit Volumengabe, Intubation,..., dass eine sitzende Lagerung nicht möglich war. Wie weit die Bergetechnik mit Petzl (r) Dreieck eine Entlastung im gewünschten Sinne bringt, ist meines Wissens nicht untersucht.

Bin mal gespannt, was die Kollegen dazu meinen....

mfg

Erbschwendtner
Dr.Ch. Erbschwendtner
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Beitrag von Uwe Hecker »

Moin Zusammen,

ganz ehrlich ? Habe nicht einmal in meiner RA Ausbildung etwas davon gehört. Schule ? Werde ich hier sicher nicht verraten. Aber, sehr intersanntes Thema, und es bestätigt mal wieder meine These. Gerade mit den seltenen Notfällen sollte man sich dringendst vertaut machen. Danke für die Diskussion.

LG


Uwe
Gesundheits- und Krankenpfleger für Intensivpflege und Anästhesie / Rettungsassistent
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Beitrag von FLindi »

Hi,

ich hatte erstmals vom Hängetrauma und seiner Besonderheiten bei der Versorgung nach dem Wechsel zu meiner jetzigen Dienststelle erfahren. Unser Vorsitzender macht u. a. auch die betrieblichen (BG) Ausbildungen. Da kommen bei uns im Flachland dann auch die schon genannten Industrie - Kletterer vor.
Erik Eichhorn
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Beitrag von Erik Eichhorn »

Für alle die sich zu diesem Thema weiterbilden wollen, hält unsere Partnerbuchhandlung Minerva KG die passenden Bücher bereit.

Höhenrettung von Frank Haverney

Gruß,
Erik Eichhorn
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