Versorgung einer Hautverätzung

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Gliesy
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Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Gliesy »

Guten Tag,

ich (weiblich, 41) habe mir vor 2 Tagen an der Unterseite des Armes eine Verätzung mit 50%iger Natronlauge zugezogen. Die betroffene Stelle misst ca. 5 mal 10 Zentimeter. Es haben sich keine Blasen gebildet, sondern ein sehr dicker, borkiger, schwärzlicher Schorf. Schwellung, Rötung und Überwärmung, die anfänglich in der Wundumgebung aufgetreten sind, haben sich bereits zurückzubilden begonnen, der Schmerz ist inzwischen erträglich.

Zu meinem Hausarzt habe ich keinen sehr guten Draht und möchte ihn allerhöchstens dann aufsuchen, wenn es absolut unerlässlich ist. Ein Fall für die Notfallstation eines Krankenhauses ist die vorliegende Verletzung wohl auch nicht. Da ich im Internet - und auch hier im Forum - keine Informationen dazu gefunden habe, wie eine Laugenverätzung grundsätzlich zu behandeln ist und unter welchen Bedingungen sie am besten/schnellsten/komplikationsärmsten abheilt, möchte ich nachfragen, ob mir jemand dazu Informationen geben kann.
Wie ist das generelle Vorgehen bei Hautverätzungen? Was muss man in der Behandlung tun, was lassen? Insbesondere frage ich mich, ob die Wunde in einem feuchten oder trockenen Milieu besser abheilt und ob die dicke "Kruste" drauf bleiben darf/soll, bis sie sich selber ablöst. Oder müsste diese schwarze Schicht wegen erhöhter Infektionsgefahr im darunter "abgeschlossenen" Gewebe entfernt werden?

Vielen Dank und freundliche Grüsse,

Gliesy
LilyG
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von LilyG »

Gliesy hat geschrieben:habe mir vor 2 Tagen
generell wäscht man Säuren und Laugen sofort mit viel Wasser von der Haut ab. Bei Laugen ist das schwieriger als bei Säuren, da die auf der Haut sehr glitschig und schmierig sind (Seifenbildung). und geht danach zum Arzt. Gerade weil Laugen so glitschig auf der Haut sind, dringen sie tief in das Gewebe ein. Nach zwei Tagen ist schon reichlich spät, das zeigt sich an der Schorfbildung. Besser spät als nie, würde ich jetzt noch zum Arzt gehen in dieser Situation auch in die Notaufnahme. Auf Verätzungen reagiert die Haut wie auf eine Verbrennung. Selbst da jetzt noch zu experimentieren, ist da nicht angebracht.

Viele Grüße
LilyG
Gliesy
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Gliesy »

Vielen Dank für die Antwort.

Klar, zum Abwaschen war es längst zu spät.

Mich würde allerdings immer noch interessieren, wie man Hautverätzungen generell behandelt. Wenn ich zum Arzt gehe - was macht der, was ich selber nicht kann? Muss/kann man irgendwas anderes tun als einfach warten, bis die Kruste abgeht und die Wunde anfängt, sich zu schliessen?
Lizard
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Lizard »

Gliesy hat geschrieben: Wie ist das generelle Vorgehen bei Hautverätzungen? Was muss man in der Behandlung tun, was lassen? Insbesondere frage ich mich, ob die Wunde in einem feuchten oder trockenen Milieu besser abheilt und ob die dicke "Kruste" drauf bleiben darf/soll, bis sie sich selber ablöst. Oder müsste diese schwarze Schicht wegen erhöhter Infektionsgefahr im darunter "abgeschlossenen" Gewebe entfernt werden?

Vielen Dank und freundliche Grüsse,

Gliesy
Spülen spülen und nochmal spülen. Dafür scheint es in Ihrem Fall jedoch zu spät zu sein.

Ansonsten ähnelt die Behandlung der Verbrennungsbehandlung. Ggf. müssen nekrotische Teile (chirurgisch) entfernt werden, da diese eine große Infektionswqelle darstellen. Lassen Sie die Wunde doch sicherheitshalber einmal von einem (Haut)-Arzt anschauen. 5x10 cm ist nun auch nicht wirklich klein.
Hier im Forum über die Behandlung zu spekulieren wird Ihnen m.E. nicht helfen.

Gute Besserung!

Mfg Lizard

P.S. Selbstverständlich hätte Sie mit einer solchen Verletzung jederzeit eine Notaufnahme aufsuchen können.
Hinweis unter Bezug auf §7(3) der Berufsordnung für Ärzte:
Mein Beitrag ist eine Stellungnahme, die auf den vorliegenden Angaben beruht. Sie ersetzt aber nicht die persönliche Beratung, Untersuchung und Behandlung durch Ihren Arzt.
Annette Koch
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Annette Koch »

Hallo,

Wunden sollten generell von einem Arzt inspiziert werden bevor eine Behandlung angreift. Eine Fernbehandlung halte ich hier nicht für den richtigen Weg! Also ab zum Arzt!
Liebe Grüße

Annette Kochsiek (Koch)
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Gliesy
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Gliesy »

Vielen Dank auch Ihnen beiden für Ihre Antwort, Lizard und Annette Koch.

Mir ist bewusst, dass ich wohl auf wenig Verständnis stosse, wenn ich hier einerseits um Rat bitte und mich dann andererseits schwer tue, dem Rat zu folgen und eben einen Arzt aufzusuchen. Leider ist es aber so. Es ist nicht die erste Verätzung, die ich mir zugezogen habe, allerdings die grösste und wohl auch schwerste. Weil die früheren Verätzungen einigermassen komplikationslos abgeheilt sind - auch wenn es monatelang gedauert hat und hässliche Narben zurück geblieben sind - habe ich gehofft, ich kriege es erneut ohne ärztliche Hilfe hin.
Ich werde nun wohl dennoch schauen, dass ich in den nächsten Tagen einen Arzttermin bekomme, auch wenn es mir schwer fällt.
Annette Koch
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Annette Koch »

Schön, dass Sie den Rat angenommen haben :wink:
Durch proffessionelle Hilfe kann eine saubere Wundheilung erfolgen und Narbenbildung wird ebenfallls gemildert.
Liebe Grüße

Annette Kochsiek (Koch)
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pOtH
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von pOtH »

Auch wenn der Thread mittlerweile 8 Wochen alt ist.: Anzumerken wäre das der Arzt i.d.R kein Leitungswasser nehmen wird, er wird vielmehr NaCl-Lösung od. striles Wasser zum spülen der Wunde nehmen. Als "Sofortmaßnahme" tut es aber auch Leitungswasser - Man sollte jedoch erstmal ein paar Liter (Legionellen in der Anlage/Leitung) in den Sifon laufen lassen!
Gliesy
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Gliesy »

Guten Tag,

ich erlaube mir, hier nochmals einzuhaken. Die Verätzung, die ich im Anfangspost angesprochen habe, sieht momentan so aus (Vorsicht, Bild ist sicher nicht jedermanns Sache): http://www.bilder-hochladen.net/files/b ... x-1bb9.jpg .

Ich war Mitte Dezember 2012 erstmals beim Hausarzt damit, der mich an die Abteilung für plastische und rekonstruktive Chirurgie des hiesigen Universitätsspitals überwiesen hat. Hier hatte ich bisher zwei Termine, die widersprüchlicher kaum hätten ablaufen können. Während der Arzt, der sich die Verletzung beim ersten Mal angesehen hat, wie schon der Hausarzt der Meinung war, der Arm sollte möglichst bald im OP versorgt werden (Nekrosen abtragen und an einigen Stellen mit Spalthaut resp. bei tiefer gehenden Defekten mit Hautlappenplastik decken), stellte sich die Ärztin beim zweiten Termin auf den Standpunkt, das Ganze werde wohl schon selber abheilen. Sie hat damit begonnen, die schwarzen Krusten - ohne Betäubung - abzuschneiden, was ich aufgrund der starken Schmerzen allerdings nicht besonders lange tolerieren konnte.

Ich tue mich schwer mit dem Entscheid, wie es weiter gehen soll. Wenn es ohnehin darauf hinausläuft, dass die Wunde einfach von alleine abheilen soll, dann würde ich sowohl mir als auch den Ärzten weitere Termine ganz gerne ersparen. Das Ganze täglich frisch verbinden und dann abwarten, kann ich gut (und kostengünstig) alleine. Ich leide (ausser unter den wohl unvermeidlichen Schmerzen, mit denen ich aber klar komme) bloss unter zwei Dingen: erstens unter dem grauenvollen Gestank, der von der seit 2 Monaten eiternden Wunde ausgeht und den ich nicht los werde, und zweitens unter der Ungewissheit, ob sich ein Hautdefekt dieser Ausdehnung wirklich von alleine wieder verschliesst. Insbesondere zu dieser letzteren Frage hätte ich ganz gerne eine Stellungnahme: ist einfach abwarten eine Option, oder müsste ich schauen, dass ich eine OP bekomme?


Freundliche Grüsse, Gliesy
pOtH
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von pOtH »

Ich würde dir dringend davon abraten das ganze "daheim im stillen Kämmerlein" selbst zu versorgen. Es kann ansonsten sehr schnell lebensbedrohlich werden - Siehe http://www.pflegewiki.de/wiki/Sepsis bzw. http://www.pflegewiki.de/wiki/Schock
Das nekrotische Gewebe sollte/muss entfernt werden, notfalls in mehreren kleinen Sitzungen... http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A9bridement

Bei der Größe des Hautdefektes sollte eine Fachkraft regelmäßig ein Auge darauf werfen um früh genug das Wundmanagment anzupassen u. geeignete Schritte in die Wege zu leiten. http://www.pflegewiki.de/wiki/Wundmanagement

Egal was du für Gründe hast Ärzte zu meiden, aber du spielst (wirklich!) mit deinem Leben!
Anästhesieschwester
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Anästhesieschwester »

Ganz ehrlich: der Arm sieht scheußlich aus. Das kann so nicht bleiben! Zum einen können Nekrosen lebensbedrohlich werden, zum anderen sieht es auf dem Foto für mich so aus, als ob da auch schon Keime mit im Spiel sind (gelbe Beläge). Ist mal ein Abstrich gemacht worden? Wenn ja - was kam raus?

Gruß
Die Anästhesieschwester
Gliesy
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Gliesy »

Anästhesieschwester hat geschrieben:Ganz ehrlich: der Arm sieht scheußlich aus. Das kann so nicht bleiben! Zum einen können Nekrosen lebensbedrohlich werden, zum anderen sieht es auf dem Foto für mich so aus, als ob da auch schon Keime mit im Spiel sind (gelbe Beläge). Ist mal ein Abstrich gemacht worden? Wenn ja - was kam raus?
Danke für die Rückmeldungen - ich hatte eigentlich nicht mehr damit gerechnet, dass hier nach 2 Wochen noch eine Antwort kommt.

Ja, es sieht scheusslich aus, fühlt sich auch scheusslich an, stinkt scheusslich. Und dass das so nicht bleiben wird, hoffe ich doch auch sehr. Ich rechne nicht mit einem ästhetisch sehr ansprechenden Resultat - mein Wunsch ist nur, dass der Defekt irgendwie wieder zuheilen wird.

Nachdem ich wohl ein wenig Pech hatte mit der Ärztin, bei der ich in der Abteilung für plastische und rekonstruktive Chirurgie des hiesigen Universitätsspitals schliesslich gelandet bin, läuft es nun tatsächlich darauf hinaus, dass ich das Ganze "daheim im stillen Kämmerlein" selber versorge. Das nekrotische Gewebe entferne ich nach und nach, so gut ich kann, ansonsten gibt's regelmässige Verbandwechsel, und wenn ich das Gefühl haben sollte, die Infektion läuft wirklich aus dem Ruder, kann ich mich ja wieder an den Hausarzt wenden.

Gruss, Gliesy
Brigitte Goretzky
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Brigitte Goretzky »

Dass der Arm stinkt ist ein deutliches Zeichen einer Infektion - kein Wunder, fehlt dem Arm doch die Haut. Sie haben die Wahl, sich von einer Aerztin, die Sie nicht moegen fachgerecht behandeln zu lassen, oder ihren Arm und moeglicherweise ihr Leben zu verlieren.

Gliesy, Sie gehoeren umgehend in aerztliche Behandlung! Es spielt keine Rolle, ob Sie die Aerztin moegen oder nicht, gehen Sie dahin, halten Sie die Klappe und lassen Sie sich behandeln! Das muss jetzt einmal deutlich gesagt werden.
And God promised men that good and obedient wives would be found in all corners of the earth.


Then she made the world round and laughed and laughed and laughed...
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von Laluna »

Brigitte Goretzky hat geschrieben:Es spielt keine Rolle, ob Sie die Aerztin moegen oder nicht, gehen Sie dahin, halten Sie die Klappe und lassen Sie sich behandeln!
:shock:
Zuletzt geändert von Laluna am 05.02.13, 13:37, insgesamt 1-mal geändert.
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jaeckel
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Re: Versorgung einer Hautverätzung

Beitrag von jaeckel »

Hintergrund:
Die 90-Tage Sterblichkeit einer schweren Sepsis liegt bei 55%. Wundinfektionen sind ein sehr häufiger Grund dafür. Solange sollte man nicht warten.
Alles Gute!

Herzlichen Gruss
Ihr

Dr. med. Achim Jäckel
Klinische Akut- und Notfallmedizin
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Nephrologie
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