Medikamentenunverträglichkeit

Moderator: DMF-Team

Jumanji
Topicstarter

Medikamentenunverträglichkeit

Beitrag von Jumanji »

Hallo!

Ich bräuchte da einfach ein paar Informationen, wie ich den eigenen "Notfall" so sicher wie möglich gestalten kann, wobei ich natürlich hoffe, dass es niemals dazu kommt.

Selber bin ich Asthmatikerin (gemischtförmig) mit multiplen Allergien und einer seit längerem erscheinungsfreien Neurodermitis, 30 Jahre jung und weiblich. Momentan ist das Asthma stabil, allerdings unter eine beängstigenden Fülle an Medikamenten.
Dummerweise reagiere ich auch auf Nahrungsmittel und das ein oder andere Medikament (Kontrastmittel, Metamizol-Natrium, das ein oder andere Antibiotikum) allergisch. Leider auch so heftig, dass ich zur Anaphylaxie neige. Ein Notfallset bestehend aus Dimentidenmaleat (Tropfen), Betamethason (liquidum) und 300 µg Epinephrin und Fenoterol DA trage ich immer bei mir. Bis jetzt habe ich selber noch nicht auf das Epinephrin zurückgreifen müssen und kam entweder mit dem Antihistaminikum, dem Fenoterol und dem Kortison aus und habe, wenn es nicht reichte schnellstmöglichst die nächste Notaufnahme heimgesucht oder auf die 112 zurückgegriffen, was mir dann jedesmal eine "nette" Blaulichtfahrt bis zum nächsten Krankenhaus einbrachte.
Um mir ein größtmögliches Sicherheitsnetz zu schaffen, habe ich selber einen Zettel erstellt, indem ich die Anwendung des Notfallsets beschreibe, meine aktuellen Medikamente aufgeführt habe und zusätzlich die bekannten Allergien aufgeführt habe. Diesen Zettel halte ich möglichst aktuell und habe ihn in der gleichen Tasche wie mein Notfallset. Zudem ist meine Umgebung informiert, was sie im Falle eines Falles machen müssen und dieser Zettel dient auch als "Anleitung" inkl. Notrufnummer, was bei der Rettungsleitstelle zwingend gesagt werden muss. Zudem befindet sich ein Allergiepass in meiner Geldbörse.


So viel zur Vorgeschichte. Jetzt stellen sich mir natürlich einige Fragen, aufgrund der Tatsache, dass die Anaphylaxie durchaus eine nicht ungefährliche Schockform darstellt.
Solange ich selber immer noch sprechen kann, sehe ich auch kein großes Problem, aber wie kann ich mich selber davor schützen, dass mir Medikamente gegeben werden, die ich nicht vertrage, weil ich vielleicht nicht mehr ganz bei Bewusstsein bin oder aufgrund von Verletzungen nur noch Analgesie möchte, aber vielleicht nicht mehr an meine Allergien denke. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass man vor Patientenversorgung erstmal nach Allergiepässen fahndet, um zu wissen, welche Medikamente gegeben werden dürfen und welche nicht.
Wie kann ich ausschließen, dass man mir im Rettungsdienst nach einem Unfall etc. Metamizol-Natrium als Analgetikum verabreicht?
Fehlen noch irgendwelche Sachen, die ich beachten sollte, um dem Rettungsdienst die notwendigen Infos zukommen zu lassen?
Sucht man ggf. auch nach Allergiepass oder anderen Infos, um allergische Reaktionen auf Medikamente im Rettungsdienst auszuschließend?

Hoffe, dass es nicht zu lang geworden ist... aber leider bin ich mittlerweile ein echter Angsthase. Diese heftigen allergischen Reaktionen sind auch äußerst unangenehm und nicht wiederholenswert.

Besten Dank

Jumanji
mbela
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Beitrag von mbela »

Hallo Jumaji,

zunächst einmal ein Daumen hoch für ihren Umgang mit ihren Erkrankungen und evtl. nötigen Dingen, falls sie sich selbst nicht mehr helfen können. Wie sie bereits geschrieben haben stellt sich dies jedoch evtl. im Falle einer Bewußtlosigkeit schwierig dar.

Metamizol ist ein gutes Medikament, sofern man nicht allergisch darauf reagiert. Ich glaube jedoch nicht, dass es Ihnen verabreicht wird, wenn sie sich selbst nicht mehr äußern können, denn das Anwendungsgebiet ist meist auf Schmerzen in der Bauchregion, vor allem bei Koliken begrenzt. Sollten sie deshalb mal den RD brauchen werden sie dem Rettungsfachpersonal und dem Notarzt wohl noch sagen können, dass sie allergisch auf Metamizol reagieren. Im Falle eines schweren Traumas werden am ehesten Opiate oder aber Ketamin verabreicht.

Sicher wird jeder Patient, der zu einer Antwort fähig ist gefragt, ob Allergien bekannt seien, bei Bewußtlosigkeit werden evtl. noch Umstehende (Verwandte/Bekannte) gefragt. Jedoch steht hier die Sicherung der Atemwege und das Fahnden nach den Gründen für die Bewußtlosigkeit im Vordergrund, den Allergiepaß findet man evtl beim suchen nach der Versichertenkarte/Personalausweis, aber ich kenne keinen Einsatz, wo jemand der sich nicht äußern konnte Metamizol verabreicht bekommen hätte, es fehlt der Grund dafür. Einzig denkbare Anwendung für Metamizol wäre ein schwerer Fieberschub mit Bewußtlosigkeit im Verlauf.

Ich hoffe ich konnte aus meiner Sicht ihre Fragen beantworten.

Sollte mein Wissen zum Thema nicht ausreichend sein wird die Forengemeinschaft mich sicher noch ergänzen.

Grüße

Markus Bela
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fa7x110
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Beitrag von fa7x110 »

Hallo Jumanji

ich kann ihre Sorgen absolut verstehen. Zusätzlich zum Beitrag von mbela kannich Ihnen nur noch mit auf den Weg geben, das jeder der Ihnen ein Medikament verabreicht auf eine Unverträglichkeit vorbereitet ist und damit umzugehen versteht. Leider gibt es keine Sicheren Frühwarnsysteme wie in diesem Forum schon einmal tiefergründig diskutiert wurden. Sind sie bewustlos und benötigen deshalb sofortige Hilfe wird kaum jemand lange Zeit mit der Suche nach einem Ausweis verbringen. Ein Armreif mit einer deutlichen Gravur "Achtung Allergikerin" mit der Umseitigen Auflistung der Medikamente stellt ihre größte Chance dar, da die Handgelenke und Unterarme einen frühen und sicheren Kontaktpunkt zum RD PErsonal darstellen.
In England haben wir ein sehr verbreitetes "Schmuck-Warn-System" was diesen Vorteil ausnutzt.

Alles Gute
Jumanji
Topicstarter

Beitrag von Jumanji »

Hallo!

Danke schon mal für die lieben Antworten. Natürlich weiß ich, dass jeder, der Medikamente verabreicht auch weiß (zumindest theoretisch), wie er mit Medikamentenreaktionen umgehen sollte und muss. Ich habe mir auch eigentlich nie sonderlich viel Gedanken darum gemacht, bis ich halt mehr oder weniger hautnah mitbekommen habe, wie Metamizol-Natrium bei einem Notfall "schiefgegangen" ist und auf der Intensivstation intubiert und beatmet endete. Ich selber hatte bis dato auch eher nicht mit deim Einsatz des Medikamentes im Rettungsdienst gerechnet und es ist schön zu lesen, dass es eher selten vorkommt.

Ich schildere das Fallbeispiel mal kurz:

Junge Pat. ca. 25, alleinlebend, schweres Asthma bronchiale (Brittle-Asthma), multiple Allergien, Infekt
Bekam Luftprobleme und hatte hohes Fieber (40,8° nach 1000mg Paracetamol), hattte sich irgendwann doch dazu entschlossen, den Notarzt zu rufen, weil nichts mehr ging. Bei Eintreffen des Notarztes reichlich Zyantisch, Sättigung unter 6l O2 unter 70%, kaum noch ansprechbar. Selbst hatte sie schon versucht mit Berodual über Pari, Decortin H, Theophillin und Bricanyl s.c. ihren Asthmaanfall wieder hinzukriegen, was augenscheinlcih nicht wirklich funktioniert hat.
Diagnose des Notarztes neben dem Asthmaanfall, war ne Pneumonie. Aufgrund des hohen Fiebers und des denkbar sc hlechten AZ´s hat der Notarzt in dem Fall auch gleich zu den anderen lebensrettenden Medikamenten auch Novaminsulfon gespritzt. Dummerweise reagierte sie auch darauf dann heftigst allergisch und bekam den anaphylaktischen Schock obendrauf. Die Pat. hat das Ganze zum Glück unbeschadet überlebt und konnte wohl auch am nächsten Tag wieder extubiert werden.

Ich mutmaße jetzt einfach mal, dass der Notarzt und der Rest des Teams heilfroh waren, als sie die Patienten im Krankenhaus auf der Intensivstation übergeben konnten.

Ich weiß, dass es jetzt ein ziemlich krasses Beispiel ist, vielleicht klingt es sogar weit hergeholt, aber mich hat es durchaus zum Nachdenken gebracht und es entspricht der Realität, ich hab es mir nicht aus den Fingern gesogen.

Über die Anschaffung eines Armreifs oder einer Kette, habe ich auch schon nachgedacht, kriege es aber mit der Umsetzung noch nicht so gebacken. Armreif fällt allerdings aus beruflichen Gründen aus. Darf eigentlich nichts an Händen und Unterarmen tragen. Allerdings fällt mir der Gedanke noch recht schwer, dass ich mich "öffentlich oute".

LG

Jumanji
fa7x110
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Beitrag von fa7x110 »

Hallo Juamnji

Ich muss sagen ich bewerte die von dir geschilderte Situation aus RD Sicht etwas anders als du. Für den patienten ist es sicher ein Albtraum, wärend der behandlung eines kritischen Notfallbildes in ein weiteres abzurutschen aber das RD Team hat meines erachtens fantastische Arbeit geleistet.
Wenn der Patient wirklich schon dermaßen vortherapiert (Eigentherapie?) war wie du sagtest, ist die Meßlatte recht hoch angelegt dort noch etwas auszurichten. Wenn in diesem Verlauf durch eine unvorhersehbare anaphylaktische Reaktion auch noch eine zusätzlich kritische Situation eintritt, diese beherscht wurde und der Patient am nächtsen Tag extubiert (seeeehr selten bei einem schweren Asthma aber gut) wurde, zolle ich den Kollegen Respekt und kann mir nicht vorstellen das sie "froh" waren den Patienten abliefern zu können, sondern zufrieden waren gute Arbeit geleistet zu haben.
Wenn man einen kritischen Patienten ins KH gebracht hat, ist man irgendwie immer froh das alles gut lief, nicht froh den Patienten entlich los zu sein wie du irgendwie nahe legst.
Warum empfindest du es als eine Art "outing" einen lebensbedrohlichen Zustand am Handgelenk darzulegen? Wenn du wirklich besorgt bist um dein Leben wie du es ja schilderst, sollte dies kein problem sein.
Womit genau können wir dir hier im Forum denn nun helfen?

Cheers
Jumanji
Topicstarter

Beitrag von Jumanji »

Hallo!

Ich glaub, da ist was falsch rübergekommen. Das Rettungsteam hat dort großartige Arbeit geleistet und es sollte auch nicht so rüberkommen, als sei man froh, den Patienten los zu sein, sondern eben genau das, was du gesagt hast. Dass man in dem Fall froh war, den Patienten noch lebend im Krankenhaus übergeben zu können und schweißgebadet ist man bestimmt, nach einem solchen Einsatz. Bei dem äußerst schlechten AZ durchaus keine Selbstverständlichkeit.

Warum ich so Schwierigkeiten mit dem "Outing" habe? Nicht ernst genommen werden, als "übersensible, hysteriche Zicke" dargestellt zu werden, wieder in der "Psychoecke" zu landen, weil irgendwer meint ich übertreibe. Liest man in einem Kurzbericht an den Hausarzt "subjektive Luftnot" und bekommt 12 Stunden später vom Hausarzt nochmal Prednisolon nachgespritzt, weil man auf Schreibtischdistanz "pfeift" mutet das schon mehr als merkwürdig an.

Ich möchte einfach ein gewisses "Sicherheitsnetz" für mich aufbauen und habe in dieses Forum geschrieben, weil ich gerne folgendes wissen möchte.

Welche Infos werden dringend benötigt und wie kann ich sie dem Rettungsdienst zukommen lassen, wenn ich selber mich mal nicht mehr äußern kann?

Welche Möglichkeiten es aus eurer Sicht für diese Infos gibt?

Besten Dank

Jumanji
fa7x110
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Beitrag von fa7x110 »

Einfache Antwort,

Medikamentenunverträglichkeit, äußerliche Kennzeichnung an Erstkontaktpunkten wie Handgelenk.

Cheers.
Glaxina
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Beitrag von Glaxina »

Hallo Jumanji , Kollegen und interessierte Mitstreiter,
aus der täglichen Erfahrung kann ich bestätigen, dass das Suchen nach Allergiepässen oder ähnlichen in akuten Notfallsituationen kaum möglich ist. Da du wohl " nur " ( bitte nicht falsch verstehen ) auf 1 Wirkstoff reagierst ist das Armband eine gute Lösung, Hilfspersonen darauf aufmerksam zu machen. Ich denke, es wäre Platz auch für eine " Warnung " z.Bsp. in engl. Sprache bei Auslandsreisen. Bei Patienten, die viele Wirkstoffe nicht vertragen ist das sicher schwieriger darzustellen. Es gibt ja international viele Zeichen und Symbole, aber ich habe mal gesucht nach solchem für Medikamentenunvertäglichkeit - leider nichts gefunden , was schnell in der Praxis helfen könnte. Vielleicht kennt jemand im Forum solches.
Allen ein schönes Wochenende zum Frühlingsbeginn :-))
Glaxina
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