Fallbericht...mal wieder :-)
Verfasst: 29.09.04, 08:41
Liebe Nutzer,
heute will ich Euch mal wieder mit einem der interessanteren Fälle "beglücken", die der Rettungsdienstalltag so schreibt.
Eines Nachmittags wurde also der örtliche RTW zu einer 50-jährigen Dame gerufen, welche über Luftnot klage. Notarzt war im Moment gebunden, also erst mal solo.
Bei Eintreffen finden wir eine deutlich adipöse Dame, rauchend, in ziemlich seltsam anmutenden sozialem Milieu vor. Sie berichtet über seit drei Tagen zunehmende Luftnot, nach vorangegangenem Infekt. Sonstige Anamnese bleibt bis auf eine sporadisch behandelte Hypertonie (mangelnde Compliance seitens der Patientin) leer, keine relevanten Vorerkrankungen, keine Schmerzen. Initialer Blutdruck 150/90. EKG: Sinusrhythmus, Tachykardie um 120/min. Die Lunge imponiert auskultatorisch mit ausgeprägter Spastik, expiratorischem Stridor und feuchten RG's. Keine US-Ödeme.
Aufgrund dieser Symptome, welche sich wie aus einem Lehrbuch abgeschrieben aneinanderreihen, erfolgt die Verdachtsdiagnose Asthmaanfall. Das NEF wird nachgefordert, die Patienten zwischenzeitlich mit i.v.-Zugang und Elekrolytinfusion versorgt, das Monitoring wird kontinuierlich fortgesetzt. Der eintreffende NA (FA für Innere und Stationsarzt auf einer kardiologischen Station) bestätigt nach eingehender Untersuchung unsere Diagnose. Es werden 240mg Theophyllin und 100mg Prednisolut appliziert, der NA begleitet die Patienten in die örtliche Klinik.
Dort erfolgt das (böse) Erwachen:
In der Notaufnahme wird ein 12-Kanal-EKG geschrieben, ST-Strecken-Hebungen über Vorder- UND Hinterwand . Akuter ausgeprägter Myokardinfarkt.
Die Patientin wird mit dem Heli ans nächste Herzzentrum ausgeflogen, dort mit einem koronarem Mehrfachbypass versorgt und erfreut sich jetzt wieder "bester" Gesundheit.
Falldiskussion:
Völlig ohne infarktspezifische Symptome und doch so krank.....
Wer sich an meinen Fallbericht mit dem Ileus (sonst im Archiv) erinnert, weiß noch, wie eindringlich ich davor gewarnt habe, sich den Leitsymptomen hinzugeben.
Und diesmal trifft es mich mal wieder selbst, ein vor Ort durchgeführtes 12-Kanal-EKG hätte Klarheit an Ort und Stelle verschafft und die Behandlung in eine völlige andere Richtung gelenkt. Der kardiologisch versierte NA war ebenfalls erschrocken
So jetzt freue ich mich auf spannende Diskussionen oder gar neue Fallberichte ???
So long....
Euer
Erik Eichhorn
Lehrrettungsassistent
Moderator im Forum für Rettungsdienst und präklinische Notfallmedizin
heute will ich Euch mal wieder mit einem der interessanteren Fälle "beglücken", die der Rettungsdienstalltag so schreibt.
Eines Nachmittags wurde also der örtliche RTW zu einer 50-jährigen Dame gerufen, welche über Luftnot klage. Notarzt war im Moment gebunden, also erst mal solo.
Bei Eintreffen finden wir eine deutlich adipöse Dame, rauchend, in ziemlich seltsam anmutenden sozialem Milieu vor. Sie berichtet über seit drei Tagen zunehmende Luftnot, nach vorangegangenem Infekt. Sonstige Anamnese bleibt bis auf eine sporadisch behandelte Hypertonie (mangelnde Compliance seitens der Patientin) leer, keine relevanten Vorerkrankungen, keine Schmerzen. Initialer Blutdruck 150/90. EKG: Sinusrhythmus, Tachykardie um 120/min. Die Lunge imponiert auskultatorisch mit ausgeprägter Spastik, expiratorischem Stridor und feuchten RG's. Keine US-Ödeme.
Aufgrund dieser Symptome, welche sich wie aus einem Lehrbuch abgeschrieben aneinanderreihen, erfolgt die Verdachtsdiagnose Asthmaanfall. Das NEF wird nachgefordert, die Patienten zwischenzeitlich mit i.v.-Zugang und Elekrolytinfusion versorgt, das Monitoring wird kontinuierlich fortgesetzt. Der eintreffende NA (FA für Innere und Stationsarzt auf einer kardiologischen Station) bestätigt nach eingehender Untersuchung unsere Diagnose. Es werden 240mg Theophyllin und 100mg Prednisolut appliziert, der NA begleitet die Patienten in die örtliche Klinik.
Dort erfolgt das (böse) Erwachen:
In der Notaufnahme wird ein 12-Kanal-EKG geschrieben, ST-Strecken-Hebungen über Vorder- UND Hinterwand . Akuter ausgeprägter Myokardinfarkt.
Die Patientin wird mit dem Heli ans nächste Herzzentrum ausgeflogen, dort mit einem koronarem Mehrfachbypass versorgt und erfreut sich jetzt wieder "bester" Gesundheit.
Falldiskussion:
Völlig ohne infarktspezifische Symptome und doch so krank.....
Wer sich an meinen Fallbericht mit dem Ileus (sonst im Archiv) erinnert, weiß noch, wie eindringlich ich davor gewarnt habe, sich den Leitsymptomen hinzugeben.
Und diesmal trifft es mich mal wieder selbst, ein vor Ort durchgeführtes 12-Kanal-EKG hätte Klarheit an Ort und Stelle verschafft und die Behandlung in eine völlige andere Richtung gelenkt. Der kardiologisch versierte NA war ebenfalls erschrocken
So jetzt freue ich mich auf spannende Diskussionen oder gar neue Fallberichte ???
So long....
Euer
Erik Eichhorn
Lehrrettungsassistent
Moderator im Forum für Rettungsdienst und präklinische Notfallmedizin