Kambodscha, Durchfall, Bauchkraempfe - Arzt?

Medizinische Fragen zu COVID-19 (Coronavirus), Infektiologie, Hygiene und Reisemedizin

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siups
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Kambodscha, Durchfall, Bauchkraempfe - Arzt?

Beitrag von siups »

Hallo Forumsmitglieder,

wenn jemand seit ca. 6 Wochen in Suedostasien als Backpacker reist (sich groesstenteils an Garkuechen ernaehrt) und nach ungefaehr einer Woche Aufenthalt in Siem Reap (Kambodscha) folgende Beschwerden feststellt:

Samstag Abend
- leichte Kopfschmerzen
- leichte Rueckenschmerzen
- leichte Abgeschlagenheit

Sonntag Morgen
- Durchfall
..... 7 x
..... abfallende Intensitaet
..... kein Blut
..... Konsistenz irgendwie flockig
- Bauchkraempfe
..... nach dem Aufstehen und Essen (Banane, Ananas, Instantkaffee) sehr heftig
..... im Laufe der Zeit etwas abnehmend
- warmes Koerpergefuehl und leichtes Schwitzen (wahrscheinlich aber kein Fieber, sondern eher aufgrund der Aussentemperaturen von 32 Grad Celsius)
- Kopfschmerzen und Rueckenschmerzen sind deutlich zurueck gegangen

Sollte er dann einen Arzt aufsuchen? Sollte er sein mitgefuehrtes Malaria-Standbye-Produkt nutzen?

Vielen lieben Dank fuer die Hilfe,
Siups
Brigitte Goretzky
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Re: Kambodscha, Durchfall, Bauchkraempfe - Arzt?

Beitrag von Brigitte Goretzky »

Daß man bei Verdacht auf eine Malariainfektion umgehend den Arzt aufsuchen sollte, sollte dem Reisenden bekannt sein. Denn das beste Malaria-Standby-Produkt nutzt nichts, wenn die Beschwerden nicht von Malaria herrühren.

Wurden denn vor der Reisen die empfohlenen Schutzimpfungen z.B. gegen Cholera und Typhus durchgeführt? Ausserdem geht derzeit in Südostasien Denguefieber um, obwohl der Durchfall und die Bauchschmerzen dazu nicht passen.
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siups
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Re: Kambodscha, Durchfall, Bauchkraempfe - Arzt?

Beitrag von siups »

Der Erkrankte ist gestern zum Arzt gegangen. Durch eine Stuhluntersuchung wurde festgestellt, dass er E. histolytika in sich traegt. Trophozoiten und Cysten. Akute Amoebenruhr. Malaria wurde ausgeschlossen.

Im Krankenhaus bekam er 500 Mg Metronidazol (Freiname) und fuer daheim Tinidazol (2 Tabletten jeweils nach Fruehstueck und Abendessen). Gegen Schmerzen Butylscopolaminbromid und gegen Uebelkeit Dimenhydrinat.

Kann durch eine solche Behandlung verhindert werden, dass die Darmwand durchbrochen wird und histolytica andere Organe befaellt?

Kann ausgeschlossen werden, dass das (nach einem Abend Schmerzen und einem Tag Durchfall) bereits passiert ist?

Sollte noch eine Behandlung gegen Zysten stattfinden?

Ich hoffe, dass hier alles der gewuenschten Form entspricht. Und ich hoffe auf Antworten :) Denn aufgrund der Sprachbarriere in Kambodscha hat der Patient etwas Angst, wichtige Informationen nicht verstanden zu haben.
Brigitte Goretzky
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Re: Kambodscha, Durchfall, Bauchkraempfe - Arzt?

Beitrag von Brigitte Goretzky »

siups hat geschrieben: Kann durch eine solche Behandlung verhindert werden, dass die Darmwand durchbrochen wird und histolytica andere Organe befaellt?
Meistens ja, eine 100%ige Garantie gibt es in der Medizin aber nicht.
Kann ausgeschlossen werden, dass das (nach einem Abend Schmerzen und einem Tag Durchfall) bereits passiert ist?
Nein.
Sollte noch eine Behandlung gegen Zysten stattfinden?
Das ist die Behandlung gegen Zysten. Man kann noch ein Medikament, das gezielt gegen Amöben wirkt, zusätzlich verabreichen. Weitere Therapie, z.B. Punktion von Abzessen, wird allerdings nur vorgenommen, wenn auch tatsächlich Abzesse vorliegen.
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siups
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Re: Kambodscha, Durchfall, Bauchkraempfe - Arzt?

Beitrag von siups »

Vielen Dank schonmal.

Im Aerzteblatt etc. habe ich die Therapie wie folgt verstanden:

1) Metronidazol (ueber 10 Tage)
2) Diloxanidfuroat oder Paromomycin (ueber mehrere Tage), weil das Metronidazol nicht ausreichend lumenwirksam ist

Metronidazol habe ich einmalig intravenoes bekommen und anschliessend die Tinidazoltabletten. Allerdings reichen die Tabletten nur fuer 3 Tage. Im Aerzteblatt habe ich gelesen, dass die Erfahrungen nicht ausreichen, um eine Therapie von unter 10 Tagen zu empfehlen.

Diloxanidfuroat oder Paromomycin habe ich gar keins bekommen.

Konkret habe ich vor folgendem Szenario Angst: Das Antibiotikum toetet nur einen Teil der Parasiten, alles ruht symptomlos oder -arm vor sich hin und irgendwie verschlechtert sich am Ende alles. Bin nur biologisch etwas gebildet, nicht medizinisch, deswegen ist es schwer, die Gefahr einzuschaetzen.
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