Physiotherapie wäre nicht lösungsorientiert?

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Terence Spencer
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Physiotherapie wäre nicht lösungsorientiert?

Beitrag von Terence Spencer »

Hallo,

ich habe i. R. einer Tag der offenen Tür einer orthopädischen Reha-Klinik mal meinen Körper in seiner Gänze checken lassen.

Lt. Diagnose und Empfehlungen erhielt ich folgendes: Meine Körperachse ist schief, was zur Folge hat, dass ich eine muskuläre Dysbalance der Muskulaturen auf der rechten und linken Körperhälfte aufgebaut habe. Ich habe auch eine Skoliose im Bereich LWS 4/5, die diese Achsverschiebung noch verstärkt. Von der Seite ist eine Hyperlordose zu erkennen, die einen Beckenschiefstand begünstigt. Dadurch kippt mein Becken nach vorne und ich bin ventral, also bauchwärts geneigt aufgehängt, was an der Vorwölbung meiner Brust und meines Bauches zu erkennen ist. Das alles zusammen führt eben zu dieser einseitigen Überlastung, die sich bei mir, wahrscheinlich durch Überkopfübungen über 90°, in der Schulter manifestiert hat. Ich habe einen leichten Buckel. Meine Muskulatur im oberen Rücken (unterer und seitlicher Anteil von Schultern und Trapezius) ist zu schwach. Meine Schultern und Brust(wirbelsäule) rotieren also zu stark nach innen, sind zu weit nach oben gezogen und nach vorne gerollt. Meine Hüfte rotiert zu wenig bzw. zu schwach nach außen, ist also innenrotiert. Meine Knie zeigen zu stark nach innen, was die Füße durch ihr nach außen zeigen ausgleichen wollen. Das führt zu Senk-Spreiz-Füßen, die ich auch habe. Mein Hinterteil hat zu wenig Spannung. Dadurch kippt mein Becken vor und meine Oberschenkel nach innen. Mein unterer Rückenstrecker wäre sehr gut, im Vergleich zum Rest des Rückens, aber zu stark ausgebildet. Über eine starke Bauchmuskulatur würde ich verfügen, aber diese hätte wenig Funktion in Bezug auf die Beckenkippung. Meine Hüftbeuger wären "verkürzt". Mit einer ganzheitlichen Krankengymnastik/manuellen Therapie/Physiotherapie, in dem man mich von unten nach oben in meiner Gänze betrachtet und mich danach therapiert und bei den Ursachen anfängt, könnte man mich wieder gerade machen, was aber mehrere Wochen dauern könnte, weil ich über Jahre so gewachsen bin und mir meine Fehlhaltungen z. T. wohl auch antrainiert hätte.
So, ich bin da raus und war sprachlos, wütend und traurig.

Ich trage seit Jahren sensomotorische Einlagen, weil die meine Füße, aber nur meine Füße korrigieren sollen. Tun sie auch. Pro Jahr verbessern sich meine Füße vielleicht um einen halben mm.

Ich war bereits schon mehrmals in ärztlicher und auch physiotherapeutischer Behandlung wegen meinen Knien, dann wegen meinem Hohlkreuz und zuletzt mehrmals wegen meinen Schultern.

Meine Rückenbeschwerden werden immer schlimmer, trotz Sport. Besonders der LWS- und BWS-Bereich Schmerzen. Im BWS-Bereich ist es ein Brennen und im LWS-Bereich ein ständiges Ziehen. Bei jeder Drehung krachts ordentlich in diesen Bereichen, besonders im LWS-Bereich.

Aufgrund des Sports habe ich seit über einem Jahr erhebliche Probleme mit beiden Schultern. Erst leichtes Impingement, dann "nur" Entzündungen um die Bizepssehnen in beiden vorderen Schulterbereichen.

Die in meinen Augen sehr kompetetenten Ärzte sagten mir, wenn ich ganzheitlich therapiert werde und ich diese Übungen immer wieder mache, dann würde ich nie wieder diese Probleme und Schmerzen haben und auch keine Einlagen tragen müssen. Sie sprachen von einem Medical-Training. In der Physiotherapie würde wohl ausschließlich problemorientiert therapiert und nicht die Ursache bekämpft. Die Physiotherapeuten wollen ja Geld verdienen und den Patienten gerne wiedersehen, um noch mehr Geld zu verdienen.

Tja, was soll ich sagen ... meine eigenen vielen Erfahrungen sind leider dieselben. Ich war in den letzten fünf Jahren unzählige Male in der Physiotherapie. Massagen, gezeigte Übungen für den lokal schmerzenden Bereich wurden gezeigt, geübt und habe ich auch immer wieder und weiterhin gemacht, ich bekam Ultraschall, Strom und Laser - aber immer nur auf, an und um den aktuell schmerzenden Bereich. Die Physiotherapie war nach 3 Wochen beendet und ich fühlte mich wohl, aber auch nur für weitere 3 Wochen. Dann fingen die Probleme wieder von vorne an.

Dahingehend auch mein etwas provokanter Titel und die Frage, warum das so ist und wer mir bei meinen Problemen in deren Gänze auch wirklich helfen kann!? Ich habe mal nach Medical-Training im Internet gesucht und habe nur sehr wenige Einträge gefunden, aber es gibt sowas. Ich hatte vorher nie davon gehört. Problem dabei, es gibt keinen einzigen in meiner Nähe, der das anbietet. Und wenn ich zu einem solchen Medical Trainer fahren würde, kostet der mich richtig Kohle, weil das nämlich die Krankenkasse nicht bezahlt. Super ... ganz toll. Was ist das für ein Gesundheitssystem? Wie soll ich 1. mind. 3 x wöchentlich zu einem Medical Trainer fahren (der nächste ist 250 km entfernt), also die Fahrten selbst bezahlen und dann noch die Kosten pro Stunde, die mal locker bei mind. 100 - 150 € kosten?

Last, but not least ... ich habe - ungelogen - 50 Physiotherapie-Praxen im Umkreis von 25 km kontaktiert und die mit o. g. Diagnose konfrontiert und nach eben einer solchen ganzheitlichen Therapie gefragt. Alle, aber auch wirklich alle konnten und, oder wollten mir dabei nicht helfen. Kann doch nicht wahr sein, oder!?

Ich laufe von Pontius zu Pilatus, habe immer schlimmer werdende Schmerzen, lasse mich belabern, dass ich Einlagen benötige, dass ich eine spezielle Matratze benötige, dass ich einen speziellen Lattenrost benötige ... kaufe all diese Sachen, lasse mich lokal therapieren ... und was bringts? Nichts! Es ist sogar soweit, dass ich vor mehrere Sachen als heulen könnte. 1. wegen den Schmerzen, 2. weil mir wohl keiner helfen kann oder will.

Wer kann und will mir da draußen bitte helfen?

Es muss doch bitte möglich sein, dass ein Kassenpatient über ein normales Rezept für KG/PT/MT, entsprechende Hilfe bekommt, oder!?

Liebe Grüße

Terence
Kleines Mädchen
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Re: Physiotherapie nicht lösungsorientiert und bringt nichts

Beitrag von Kleines Mädchen »

Es ist möglich über die KK ganzheitlich behandelt zu werden. Man muss einfach ein paar Physiotherapeuten ausprobieren, ich hab mittlerweile einen der behandelt mich komplett. Sucht die Ursache auch nichg immer an der Schmerzenden Stelle, sondern auch mal ganz wo anders. Daduech konnte ich meine Schmerzmittel deutlich reduzieren.

Ansonsten arbeiten Osteopathen ganzheitlich, doch auch da muss man schaun wer zu einem passt.
Terence Spencer
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Re: Physiotherapie nicht lösungsorientiert und bringt nichts

Beitrag von Terence Spencer »

Kleines Mädchen hat geschrieben:Es ist möglich über die KK ganzheitlich behandelt zu werden. Man muss einfach ein paar Physiotherapeuten ausprobieren, ich hab mittlerweile einen der behandelt mich komplett. Sucht die Ursache auch nichg immer an der Schmerzenden Stelle, sondern auch mal ganz wo anders. Daduech konnte ich meine Schmerzmittel deutlich reduzieren.

Ansonsten arbeiten Osteopathen ganzheitlich, doch auch da muss man schaun wer zu einem passt.
Wie hast du das gemacht?

Physios habe ich bereits mehrere durch.

Nur Rezepte bekomme ich ja nur begrenzt. Müsste also alles darüber hinaus komplett selbst bezahlen!?

Oder bedarf es eines Attests eines Orthopäden, aus dem hervorgeht, dass ich Schmerzpatient oder was auch immer bin?
Kleines Mädchen
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Re: Physiotherapie nicht lösungsorientiert und bringt nichts

Beitrag von Kleines Mädchen »

Ich hab zig Physios durch, bis ich jetzt endlich meinen gefunden habe.

Es gibt die möglichkeit, Dauer genehmigung für Physio zu bekommen. Es ist nur sehr schwer, ich hab es jetzt schon 2 Jahre. Sitze allerdings im Rollstuhl und hab ziemliche Probleme, ohne Physio könnte ich mich wohl kaum mehr rühren.
Parvati84
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Re: Physiotherapie nicht lösungsorientiert und bringt nichts

Beitrag von Parvati84 »

Hallo,

Physiotherapie ist ja schön und gut, aber mal ehrlich: Wenn es um Krankengymnastik und muskuläre Dysbalancen geht, dann kann man auch viel selbst zu Hause machen. Ich bin auch Schmerzpatient und weiß gerade mal durch eine Hand voll Physiotherapiesitzungen, woran ich arbeiten muss. Ich trainiere zu Hause auf einer Yogamatte und habe ein Theraband und Freihanteln. Was braucht man mehr? Neben meinen Übungen, die ich von der Physiotherapeutin gezeigt bekam, mache ich regelmäßig Yoga und Pilates (4-5 x die Woche ca. 45-60 min. über Youtube-Videos). Solange man weiß, worauf man bei den Übungen achten muss - die richtige Ausübung ist natürlich sehr wichtig(!) - braucht man auch keinen Trainer.
Johanna Seeländer
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Re: Physiotherapie lösungsorientiert

Beitrag von Johanna Seeländer »

Hallo,
Physiotherapie ist durchaus lösungsorientiert! Und Polemik bringt niemanden weiter! Wenn eine Berufsgruppe über die andere so allgemein schlecht redet, geht das immer auf die Kosten des Patienten.
Auch Physiotherapie setzt ganzheitlich an, deshalb sind gerade bei chronischen Patienten 6 Behandlungen viel zu wenig, um eine gemeinsame Lösung zu finden!
MfG
Johanna Seeländer M.Sc.
Physiotherapeutin und
Gesundheitswissenschaftlerin
Herzliche Grüße
Dr. rer. medic. Johanna Seeländer M. Sc.
Physiotherapeutin
Gesundheitswissenschaftlerin
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