Wieviel Narkose ist zuviel?

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maggiem
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Wieviel Narkose ist zuviel?

Beitrag von maggiem »

Hallo liebe Kollegen,

ich bin erst in meiner zweiten Rotation und hatte vor ein paar Tagen das Problem, dass der Patient richtig wach wurde. Es handelte sich um einen 14 Jährigen mit Z.n. Leukämie und multiplen Chemos.
Propofol lief auf 0,5 mg/kgKG, Remifentanyl auf 0,3 ug/kgKG (was ich für zu wenig hielt, der OA jedoch nicht). Kurz nach dem Abdecken war der Patient wach, und wollte sich extubieren. Tubus konnte gerettet werden, ich hab schnell Gas aufgedreht, Boli konnten nicht mehr ankommen, da der Patient am PVK hängen blieb und ihn sich gezogen hat. NAchdem dann zusammen mit der Pflege schnell ein neuer Zugang gelegt war reduzierte ich das Gas wieder, Propofol lief wieder auf 0,5 und Remifentanyl ebenfalls auf 0,5. Darunter wurde der Patient trotz multipler Boli-Gabe wieder wacher. Ich wollte dann auf ne balancierte Narkose umsteigen, hab das Gas bis MAC 1.1 anfluten lassen und Propofol ausgestellt. Hierunter kam es erneut zu leichtem RR Anstieg und Blick nach oben (Anmerkung: Augen-OP). Naja, das Ende vom Lied war dass ich das 20ug/ml Remifentanyl auf 75ml/h laufen hatte, Propofol immer noch auf 10 ml/h und nen MAC von 1.2 hatte. Patient wog ca. 42 kg.
Nun vielleicht ne blöde Anfängerfrage, aber muss ich mit Vergiftungen bei solchen Dosen rechnen? Kann ich theoretisch sofern natürlich der KReislauf stabil ist "unendlich" viel Narkose laufen lassen? Klar solche Sachen wie Propofol Infusions Syndrom etc mal bei kurzen Narkosen aussen vor gelassen.
Ich hab mich da sehr unwohl gefühlt. Kann ich nen MAC auch auf 1,5 oder noch höher gehen, wenn der KReislauf es toleriert?

Vielen Dank schonmal
Winfried Gahbler
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Re: Wieviel Narkose ist zuviel?

Beitrag von Winfried Gahbler »

Hallo maggiem,
das sind Erfahrungen, die eigentlich zum Alltag dazu gehören. Es gibt immer wieder Patienten/Innen, die brauchen ungemein hohe Dosen gerade bei einer TIVA. Dafür muss es überhaupt keine Hinweise in der Anamnese geben (= also keinen C2H5OH, keine enzyminduzierenden Medikamente, keine Opioide etc.).
Wenn man etwas Übung hat und aufpasst, merkt man das schon bei der Einleitung. Diese Menschen schlafen nach der "als ausreichend erwarteten Dosis" nicht. Denen muss man z.T. entschieden mehr geben.
Ich persönlich gebe dann gern auch bei einer TIVA gleich etwas "Gas". Und wenn sie dann schlafen, versuche ich das Gas Schritt für Schritt zu reduzieren.
Man braucht dann aber auch keine Angst vor höheren Dosierungen zu haben, weil es für diese Person eben keine "Überdosis" ist. Andererseits gibt es ja auch Menschen, die deutlich weniger brauchen. Das merkt man z.B. bei einer TIVA an dem recht niedrigen RR und der sehr niedrigen HF. Dann ist es aus meiner Erfahrung nicht verkehrt, die Dosis zu reduzieren bevor man mit Akrinor, Rubinol etc. die Kreislaufparameter "normalisiert".
Angst braucht man. m.E. nicht zu haben - aber man sollte wach oder "wacher" sein als Anästhesist.
Der individuelle Narkostikabedarf hat sicher etwas von einer Gaußschen Verteilungskurve. Es gibt einen großen "Normalbereich" und eine kleiner Anzahl an "Ausreißern" nach oden und unten. Die nach oben machen mehr Probleme, weil sie nicht richtig schlafen "wollen". Die nach untern brauchen hinher deutlich länger, bis sie wach sind.
Weiterhin voel Spaß bei der Arbeit wünsche ich Ihnen.
MfG W.Gahbler
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Hinweis unter Bezug auf §7(3) der Berufsordnung für Ärzte:
1. Der voranstehende Beitrag ist eine allgemeine Stellungnahme, die, ausgehend von Ihrer Anfrage mit größtmöglicher Sorgfalt verfasst wurde.
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stadler
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Re: Wieviel Narkose ist zuviel?

Beitrag von stadler »

0,5 mg/kgKG pro was? Minute? Stunde? Stunde wäre SEHR wenig; Minute ziemlich viel!
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