OP mit Ptbs

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Susi Sunkist
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OP mit Ptbs

Beitrag von Susi Sunkist »

Guten Abend,

ich sollte mich einer Fuß-Op (Weil-Osteotomie an 2-3 Zehen) unterziehen. Ich habe panische Angst vor der Situation im OP und auch vor einer Vollnarkose. Ich habe eine diagnostizierte Ptbs, die nicht von einer Narkoseerfahrung herrührt. Die Vorstellung, mich derart auszuliefern, ist unvorstellbar. Das bedeutet, eine Vollnarkose ist sicher nicht machbar. Ich mache eine Psychotherapie, die viel bewirkt, aber dieses Problem leider bisher nicht verbessert. Nun ist es so, dass ich so gut wir gar nicht mehr auftreten und nur noch an Krücken gehen kann und irgendetwas passieren muss. Obwohl ich bei einer SPA oder PDA auch Geräusche und Stimmung im OP mitbekommen könnte, wäre das noch am ehesten denkbar. Nun habe ich gelesen, dass es bei diesen Narkosearten auch vorkommen kann, dass ich kurzfristig doch noch eine Vollnarkose bekommen muss. Ist es möglich, diese Variante vorher gesichert auszuschließen?

Auch Hypnose oder irgendwelche beruhigenden Medikamente kann ich nicht nutzen, weil ich auch damit keine Kontrolle mehr hätte. Egal wie laut es kracht, ich muss klar bleiben.

Hört sich vermutlich ziemlich abstrus an, aber ich bin ziemlich verzweifelt. Ich bin eigentlich sehr sportlich und nicht mehr laufen zu können, ist so ziemlich das Schlimmste, was mir jetzt noch passieren kann.

Über einen Rat würde ich mich sehr freuen.

Vielen Dank und freundliche Grüße,
Susi
Anästhesieschwester
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Anästhesieschwester »

Hallo,

nein, die kurzfristige / notfallmäßige Notwendigkeit einer Vollnarkose zwecks nötiger künstlicher Beatmungist nie sicher auszuschließen.

Gruß
Die Anästhesieschwester
Susi Sunkist
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Susi Sunkist »

Danke für die schnellen, klaren Worte. Dann bleibt nur Weiterhumpeln oder die Brücke.
Anästhesieschwester
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Anästhesieschwester »

Hallo,

was spricht dagegen, eine Vollnarkose unter psychotherapeutischer Begleitung zu versuchen?

Gruß
Die Anästhesieschwester
Susi Sunkist
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Susi Sunkist »

Was verstehen sie unter psychotherapeutischer BEGLEITUNG?
Muppet
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Muppet »

Therapeutin kommt zur Narkose ins Krankenhaus und begleitet das ganze Prozess. Dabei handelt sich um eine Expositionstherapie.

Die Narkose Einleitung geht innerhalb Sekunden - du wirst keine Zeit haben, um ins Panik zu geraten. Sowieso nicht wenn es mitten im OP schnell gemacht werden muss, weil der PDA versagt/es zu Komplikationen kommt.

Es wäre sinnvoll zu versuchen, da es sich nur um einen Fuß OP handelt.
Kann ja sein in der Zukunft, dass ein anderen OP am
Körperstamm notwendig wird (jede kann ja krank werden) wobei die psychischen Aspekt viel stärker ist und ein PDA kein Option darstellt.


Gruss
Muppet
Anästhesieschwester
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Anästhesieschwester »

Danke, Muppet. Genau das meinte ich.

Gruß
Die Anästhesieschwester
Lutz HHF
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Lutz HHF »

Hallo Susi,
Auch Hypnose [...] kann ich nicht nutzen, weil ich auch damit keine Kontrolle mehr hätte.
Wer hat dir das denn erzählt?
Auch bei der Nutzung von Hypnose würdest du die Kontrolle behalten.
Nun hast du schon zwei Optionen. :)

Lieben Gruß
Lutz
Parvati84
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Parvati84 »

Hallo Susi,
Die Vorstellung, mich derart auszuliefern, ist unvorstellbar.
Genau, es ist nur eine VORSTELLUNG! Viele Angstpatienten haben Katastrophengedanken, aber: Es sind NUR Gedanken! Mehr nicht! Zum Glück! :wink:
Dein Kopf spielt dir einen Streich, weil er der Meinung ist, dass Leib und Leben in Gefahr sind, wenn du dich einer Vollnarkose unterziehst. Das ist auch die Aufgabe von Angst, dich vor Gefahren zu schützen. Aber deine Angst ist, aus welchen Gründen auch immer, keine berechtigte Angst sondern irrational. Es ist daher deine Aufgabe deinem Kopf klarzumachen, dass er in dieser Situation keine Angst haben muss. Das geht nur, wenn du dich der Angst stellst, die angstauslösenden Symptome aushälst und dich immer wieder mit der angstauslösenden Situation konfrontierst. Letzteres ist in deinem Fall natürlich schwer umzusetzen. Daher gestaltet sich die Sache auch etwas schwieriger. Nichtsdestotrotz: Nicht vermeiden sondern sich der Situation stellen, egal wie schwer es für dich sein mag. Vermeidung verbessert deine Situation nicht, sondern verschlimmert sie nur.
Denk auch mal weiter... immerhin ist es sehr wahrscheinlich, dass du dich auch in Zukunft weiteren OPs unterziehen musst. Was dann? Was wäre, wenn es dann nicht nur deinen Fuß sondern ein lebenswichtiges Organ trifft? Würdest du dann lieber sterben oder erhebliche gesundheitliche Einschränkungen in Kauf nehmen? Kann ich mir kaum vorstellen.
Susi Sunkist
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Susi Sunkist »

Entschuldigung, dass ich ein paar Tage nicht reagiert habe. Ich hatte nicht gesehen, dass hier noch Vorschläge kamen.

Vielen Dank für die guten Ratschläge. Mir ist bewusst, dass es Vermeiden nur noch schlimmer macht und dass meine Ängste irrational sind. Auch wenn es für Außenstehende kaum zu glauben ist, würde in eine lebenswichtige OP zur Zeit verweigern. Ich habe auch keine Angst, nach einer Vollnarkose nicht mehr aufzuwachen. Das wäre mir egal, weil lieber tot sein leider auch immer wieder eine Option ist. Mir gut es um das Ausgeliefertsein und um massive Scham.

Die OP wäre in einer Klinik, die 400km von daheim liegt, d.h. meine Therapeutin wäre nicht in der Nähe. Und sie ist Analytikerin, also nicht unbedingt jemand, der so konkret an diesem "Problem" arbeitet. Sie ist wirklich gut und hat mir bisher unglaüblich viel geholfen. Vor einem Jahr wäre nur die Brücke vorstellbar gewesen. Jetzt wage ich zumindest einen Gedanken, oder auch hier zu fragen. Mehr Konfrontation geht nicht, dann würde in mich verg........

Das mit der Hypnose ist tatsächlich nur meine Vorstellung.

Ich hatte gehofft, dass hier jemand sagen würde, man kann eine Teilnarkose machen und wenn was schief läuft, macht man halt wieder zu. Wie oft kommt das denn vor, dass man dann doch noch eine Vollnarkose machen muss? Ist das eine Ausnahme? Oder eher die Regel?
Anästhesieschwester
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Anästhesieschwester »

Hallo,

das ist eine Ausnahme von der Regel.
Im Normalfall ist eine Regionalanästhesie (Spinalanästhesie oder auch nur ein Fußblock) für Ihre OP ausreichend. Aber wir Menschen sind nun mal keine Maschine bei der man Knopf X drückt und Z passiert. Und in seltenen Fällen reicht eben die Regionalanästhesie nicht aus, um die OP schmerzfrei durchführen zu können. Es gäbe noch die Möglichkeit, dann zusätzlich ein starkes Schmerzmittel über die Vene zu geben. Aber auf diese Medikamente wird man manchmal vorübergehend recht schläfrig. Ich weiß nicht, ob das für Sie machbar wäre.
Auch ausgeprägte Unverträglichkeiten auf das für die Regionalanästhesie verwendete Medikament können eine Narkose notwendig machen.
Beide Situationen habe ich in 4 Jahren Anästhesie zweimal erlebt. Also wirklich selten.

Gruß
Die Anästhesieschwester
Susi Sunkist
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Re: OP mit Ptbs

Beitrag von Susi Sunkist »

Das hört sich für mich schon etwas besser an. Vielen Dank!
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