Stirbt der selbstständig niedergelassene Arzt aus?

Moderator: DMF-Team

Christianes Herz
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Re: Stirbt der selbstständig niedergelassene Arzt aus?

Beitrag von Christianes Herz »

Humungus hat geschrieben:
Christianes Herz hat geschrieben:Und Politiker wird auch einmal Patient bzw. seine Familie. Wo holt er sich dann die unabhängige Medizin, die er im Laufe der Zeit zerstört hat?
Da gibts diverse Geschichten von Politikern, die für sich Privilegien verlangen und verlangten. Hat nicht Karl Lauterbach himself gesagt, er würde sich lieber nicht in Deutschland behandeln lassen? Und auch, wem der Begriff "Ärztepack" etwas sagt, weiß bescheid (andere googeln und sind bass erstaunt).
Das gilt langfristig aber doch in den Auswirkungen auch für "die" Politik.
Nö, war auch in der Täterä nicht so. Oder glauben Sie, die Bonzen saßen im Ambulatorium? Die kriegten West-Ware und West-Know-how, genauso wie in Wandlitz. Und genau damit rechnen diejenigen, die das Volk gnadenlos kommunisieren wollen: "Some are more equal"
Ich dachte an die Einflussnahme auf Studium und Fortbildung. Halten Sie die (Einflussnahme) für ausgeschlossen, wenn der Staat noch stärker durchgreifen darf?

Grüße
Christiane
Christianes Herz
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Re: Alles im Plan, Christiane. Nix ist da versemmelt worden.

Beitrag von Christianes Herz »

Barnie Geröllheimer hat geschrieben:... der gerne schon mal sein Wartezimmer mit Jammerplakaten tapeziert oder Flyer auslegt, die dem Patienten die ganze Not und Armut der Ärzte nahebringen soll, die sich wie Inhaber eines Supermarktes fühlen, in dem man sich als Kunde kostenlos bedienen dürfe (so der sinngemäße Inhalt einer "Information" bei einem hiesigen Augenarzt)
Ich habe hier noch nirgends solche "Jammerplakate gesehen, würde mir aber oft wünschen, dass den Patienten in den Wartezimmern statt Bild der Katze und Maus und Königskind etc. das deutsche Gesundheitssystem um die Ohren gehaun wird. Einfach, um mal zu verstehen, welcher Apparat dahintersteckt.
https://www.youtube.com/watch?v=BjJVm-_COy4

Frdl. Grüße
Christiane
Barnie Geröllheimer
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Re: Alles im Plan, Christiane. Nix ist da versemmelt worden.

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Christianes Herz hat geschrieben: Ich habe hier noch nirgends solche "Jammerplakate gesehen, ...
Sind auch weniger geworden. Man verwendet jetzt den Platz an der Wand für Preislisten für IGeLn.
Topscorer im Ranking der Plakatjammerer ist immer noch mein Ex-Urologe. Meine Schwiegermutter ging da bisher noch hin, aber nun hat der @rsch auch die vergrault.
Christianes Herz hat geschrieben:...würde mir aber oft wünschen, dass den Patienten in den Wartezimmern statt Bild der Katze und Maus und Königskind etc. das deutsche Gesundheitssystem um die Ohren gehaun wird. Einfach, um mal zu verstehen, welcher Apparat dahintersteckt.
Den Patienten interessiert das überhaupt nicht, solange alles "kostenlos" ist. Und mit einem provokativen kurzen Satz auf einem nicht ganz unparteiischen Plakat schafft man keine Aufklärung über die Probleme im Gesundheitwesen.

Das verlinkte Video ist eine Aneinanderreihung von Lügen und Wunschdenken. Fast nichts davon ist wahr. Weder hat der Patient die Arztwahl, noch gibt es rund um die Uhr einen funktionierenden Bereitschaftsdienst, noch muss der Arzt jeden Patienten behandeln. Allein Letzteres lässt schon wieder meinen Blutdruck gefährlich ansteigen, aber ich reg mich heut nicht mehr auf.
In diesem Zusammenhang: Es wird schon seinen Grund haben, warum sich Herr Dr. Rudolf Henke, MdB, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses der CDU, Vorstandsmitglied beim MB, noch immer nicht zu meiner Frage geäußert hat.
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Das verlinkte Video

Beitrag von PR »

Fangen Sie allmählich an, eine Ahnung zu kriegen, was das für eine Behörde ist ? So ganz marginal zumindest ? Unsere von erarbeitetem Hohnorar bezahlte Bundesoberbehörde ? Die "Selbstverwaltung heisst und dafür da ist, mit einer dto. über allerlei zu "verhandeln" ? Und dabei (trotz persönlicher Verantwortung für allerlei) noch immer existiert, weil sie nix als den B u c h s t a b e n des Gesetzes exekutiert ? Und in Nullkommanix weg wär vom Fenster, fiele ihr auch nur eine gedachte Sekunde lang ein, einen von Ihnen fälschlich und bloß gemutmaßten S i n n des Gesetzes zu exekutieren ?

Der Sicherstellungsauftrag ist mausetot, Barnie. Das System ist bankrott und hat versagt. Das sagt Ihnen so bloß keiner. Es müsst nämlich sonst endlich der Gesundheizmister den Staatskommissar schicken und die Verantwortung für den Schlamassel selber übernehmen.

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Re: Stirbt der selbstständig niedergelassene Arzt aus?

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Fangen Sie allmählich an, eine Ahnung zu kriegen,...
Eigentlich dachte ich, dass in der Zeit, in der ich mich hier äußere, durchgedrungen ist, dass ICH derjenige bin, der diese Leute am liebsten von heute auf morgen zum Teufel schicken würde.

Ob - wie Sie behaupten - die KV sich den Sicherstellungsauftrag wegnehmen lassen möchte oder nicht, ist doch in dem Moment überhaupt keine Frage mehr, wenn es eine Sicherstellung de facto nicht mehr gibt.
Damit ist die wichtigste Funktion und Existenzberechtigung der KVen abhanden gekommen.

Darüber hinaus lese ich, dass man die Selbstverwaltung der Ärzteschaft - und somit die Schaffung von KVen - mit dem Verzicht auf Streik erkauft hätte. Es WIRD aber bei den Ärzten gestreikt! Jeder einzelne abgewiesene Kassenpatient ist ein Streik! Die Praxisschließungen hier in Nordbaden waren Streiks.

Und nicht zuletzt nimmt die Politik immer mehr Einfluss auf die Gestaltung der ärztlichen Versorgung. Wozu also lassen Sie sich als behandelnder Arzt Ihr Geld abzwacken für Leute, die kein Aas mehr benötigt?
Wären diese "Behörden" endlich beseitigt, würde den Kassen auch der Schwarze Peter fehlen. Es würde sich vielleicht endlich was im Sinne des Patienten bewegen!
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Benötigen Sie ein Finanzamt ?

Beitrag von PR »

Ich auch nicht. Können's Sie abschaffen ? Ich auch nicht. Sehen Sie eine Chance, dass es mal abgeschafft wird ? Ich auch nicht.

So ist das bei den KVen auch. Die große große Politik braucht die sogenannte Selbstverwaltung als Deckmantel der eigenen Rat- und Verantwortungslosigkeit. Aus der angeblichen "Rahmensetzung" ist längstens die intime zentrale Detailregelung geworden, aus der "Selbstverwaltung" die nackte Exekutive. Die "Parlamente" der "Selbstverwaltung" (Vertreterversammlung) sind reine Schwatzbuden und haben keinerlei Entscheidungsbefugnis, so wenig wie die sozial- bzw. friedenswahlgewählten Kassenbezirksräte. Sie sind reine volkskammerartige Akklamationsorgane.

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Zuletzt geändert von PR am 04.07.17, 07:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Benötigen Sie ein Finanzamt ?

Beitrag von Humungus »

PR hat geschrieben:...die intime zentrale Detailregelung
So ist es. Ein Prellbock, Prügelknabe und Vollstrecker. Versehen mit Verschlagenheit, Geschick und gespaltener Zunge. Dazu noch bezahlt vom Verwalteten. Die Perversion ist dann noch, die KV als "Interessenvertretung" der Ärzte zu bezeichnen.

Jeder, der sich mit dem Verhalten der KV auch nur mehr als einige Minuten auseinandersetzt und ihren Eiertanz sieht, weiß, dass die KV die Interessen von Staat und Kassen vertritt, nicht die von Ärzten und Patienten.
Sie sind reine volskammerartige Akklamationsorgane.
...die besondere Privilegien genießen und fürstlich bezahlt werden. Auch dies ist ein Grund, warum die KV mit Zähnen und Klauen für den Selbsterhalt kämpft.
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Re: Stirbt der selbstständig niedergelassene Arzt aus?

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Humungus hat geschrieben:So ist es. Ein Prellbock, Prügelknabe und Vollstrecker.
Das würde ich mir allerdings auch gut bezahlen lassen.
Humungus hat geschrieben: Dazu noch bezahlt vom Verwalteten.
Eben. Sie ist wirtschaftlich nicht unabhängig und kann somit m.E. kein "öffentliches Recht" vertreten.
Humungus hat geschrieben: Die Perversion ist dann noch, die KV als "Interessenvertretung" der Ärzte zu bezeichnen.
...
Sie sind reine volskammerartige Akklamationsorgane.
Die Vertreterversammmlung ist das vielleicht sogar, aber sie verschafft sich offensichtlich nicht den Einfluss, den sie als "Interessenvertretung" besitzen müsste.

(Anm.: das ist/war bei uns mit den Innungen ähnlich; inzwischen laufen denen die Mitglieder davon und es beginnt ein Umdenken. Für einen zwangsbemitgliedeten Arzt kann das nur heißen: Wenn immer möglich den Kassenvertrag kündigen, ggf. den Betrieb restrukturieren! Man geht als Arzt nicht pleite!!)
Humungus hat geschrieben:...die besondere Privilegien genießen und fürstlich bezahlt werden. Auch dies ist ein Grund, warum die KV mit Zähnen und Klauen für den Selbsterhalt kämpft.
..und leider Unterstützer bei den Politikern finden, denn es ist bequem, einen Sündenbock präsentieren zu können, statt selbst für Versäumnisse geradestehen zu müssen.
Nur wird ein zu sehr gebeuteltes Volk da keine Unterschiede mehr machen, Herr Gröhe.
Humungus hat geschrieben: Jeder, der sich mit dem Verhalten der KV auch nur mehr als einige Minuten auseinandersetzt und ihren Eiertanz sieht, weiß, dass die KV die Interessen von Staat und Kassen vertritt, nicht die von Ärzten und Patienten.
Wenn sich die Ärzte nicht selbst wehren, könnte das mir als Patient wurscht sein, ob sich die KV für die Ärzte einsetzt. Aber sie stellt sich nach meiner eigenen Erfahrung gegenüber dem Patienten regelmäßig vor den Arzt, egal, wie schweinisch der sich aufführt (wenn er sich überhaupt aufführt).
Auch hier wird "öffentliches Recht" mit Füßen getreten, wenn verteidigt wird, dass weder wirkliche Arztwahl noch ärztliche Betreuung "zu jeder Zeit" stattfindet.

Allerdings muss ich eines auch sagen (um auch wieder mehr zum Thema des Stranges zu kommen):
wenn Ihnen das Einkommen, das man Ihnen für Ihre Selbstverwaltungsorgane abzwackt, zusätzlich bliebe, ist nicht automatisch auch eine bessere Versorgung der Patienten gewährleistet. Es gibt immer einen Grund, mehr zu wollen!
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hier wird "öffentliches Recht" mit Füßen getreten

Beitrag von PR »

Schatzele, das ist, was ich hier seit Ewigkeiten schreib:

es gilt im 'schländischen Kassenwesen ein Sonderrecht, das Sozialgesetzbuch Nummer Tinnef,
und wenn Sie da was zu klagen haben, tun Sie das vor Sondergerichten, den Sozialgerichten.

Sozialgesetzbuch und Sozialgerichte wenden bürgerliches Recht (das BGB) nicht an, im Geltungsbereich des SGB gilt dieses nicht, sondern stehen und stellen sich zum BGB vielfach in Gegensatz, und auch in Gegensatz zum Grundgesetz.

Warum das Bundesverfassungsgericht mit dieser Rechtsuneinheitlichkeit und Rechtsunsicherheit niemals befasst worden ist, ist mir vollkommen schleierhaft, denn die Zahl der davon Betroffenen entspricht der Zahl der 'schländischen Staatsbürger.

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Re: Stirbt der selbstständig niedergelassene Arzt aus?

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

Das BGB muss ich hier gar nicht bemühen, Schatzele.

Als Strick für den Galgen reichen die Diskrepanzen bzw. unsauberen und stets zum Nachteil der Patienten ausgelegten Regelungen zwischen realem Alltag, dem BMV Ärzte und dem SGB V.

Wenn es als Mitglied meiner Krankenkasse mein Recht ist, darauf zu vertrauen, dass die Selbstverwaltung, organisiert und kontrolliert durch die KVen, im Sinne der Bürger ihren Job "Sicherstellung" wie vorgeschrieben leistet, man aber die reinsten Horrorgeschichten selbst erlebt oder glaubhaft erfährt, dann hat dieser Saftladen seine Daseinsberechtigung verwirkt.
Ob er über den Sicherstellungsauftrag hinaus für seine Mitglieder noch (gute?) Dienste leistet, erlaube ich mir nicht zu bewerten.
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So, und wie wollen Sie jetzt den Saftladen

Beitrag von PR »

aus der Welt kriegen ?

Die Politiker brauchen ihn doch, um ihre eigenen Blößen zu bedecken !

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Re: Stirbt der selbstständig niedergelassene Arzt aus?

Beitrag von Humungus »

Und ergänzend: die KV kann sich nicht selbst auflösen. Versagt die KV den Dienst, ist in den §§78-79a SGB V festgelegt, was geschieht.

Auflösung geht nur über die Änderung des §77 SGB V, also durch den Gesetzgeber. So wurde auch verhindert, dass "von innen" heraus, also durch die Ärzte, etwas geändert werden kann.
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Re: Stirbt der selbstständig niedergelassene Arzt aus?

Beitrag von Barnie Geröllheimer »

PR hat geschrieben:So, und wie wollen Sie jetzt den Saftladen aus der Welt kriegen ?

Die Politiker brauchen ihn doch, um ihre eigenen Blößen zu bedecken !
Klar, das hab ich doch jetzt auch mehrfach konstatiert! Aber die Politik hat nur die RECHTSaufsicht, nicht die FACHaufsicht. Für Letzteres gibt es eben die Vertreterversammlung.
Wenn dort Akklamations-Klapperaffen hineingewählt werden..., ist es wessen Schuld?
Humungus hat geschrieben:Und ergänzend: die KV kann sich nicht selbst auflösen. Versagt die KV den Dienst, ist in den §§78-79a SGB V festgelegt, was geschieht.

Auflösung geht nur über die Änderung des §77 SGB V, also durch den Gesetzgeber. So wurde auch verhindert, dass "von innen" heraus, also durch die Ärzte, etwas geändert werden kann.
Vielen Dank für den Hinweis. Man lernt doch immer noch dazu. Eine Auflösung der KVen ist aber nicht undenkbar, eine Ersatzlösung für fehlende oder nicht funktionierende KVen sogar konkret formuliert und schon vorgesehen.

Wem würde auch ein Vorstand rechtlich vorstehen, wenn niemand mehr da ist, der fachliche Entscheidungen trifft? Und die Versorgung der Fläche mit Ärzten ist ja wohl eine fachliche Frage, liegt also in der Verantwortung der Vertreterversammlung.
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Re: Stirbt der selbstständig niedergelassene Arzt aus?

Beitrag von Humungus »

Einfach die Paragraphen lesen: versagt die KV, auf welcher Ebene auch immer, wird der Staatskommissar geschickt, der die Geschäfte regelt.

Ihr Traum, dass die Ärzte aus der KV austreten, ist völlig unrealistisch:
1. auf dem Land würde es dazu führen, dass die Versorgung völlig zusammenbräche (nicht jeder kann sich einen Privatarzt leisten)
2. die KV würde die vorhandenen Gelder großzügigst auf die verbleibenden Kassenärzte verteilen und damit einen fürstlichen Judaslohn zahlen, dem nicht jeder widerstehen könnte
3. die Politik würde massiv drohen (siehe Beispiel Kieferorthopäden) und einen Rückweg ausschließen. Das könnte sich nicht jeder Niedergelassene leisten bzw. es riskieren.
4. Medien würden so richtig auf die Ärzte einprügeln und die Patienten auffordern lieber ins Krankenhaus zu gehen. Selbst, wenn die Versorgung möglich wäre - in einer solchen Situation wäre ich nicht gerne Arzt. Weder im Krankenhaus noch niedergelassen.
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die Versorgung der Fläche mit Ärzten

Beitrag von PR »

wird erledigt vom sogenannten Zulassungsausschuss. Die Bezeichnung soll so klingen, als ob dieser eine Art Unterabteilung der Kassenärztlichen Vereinigung sei. Das ist er aber gerade nicht. Sondern der sogenannte Zulassungsausschuss ist eine völlig separate öffentlichrechtliche Körperschaft n e b e n der Kassenärztlichen Vereinigung, wenngleich meistens in denselben Räumen residierend und tagend.

Hab ja kürzlich vor der Bande gesessen, drei Handvoll Damen und Herren, von denen sich kein/e einzige/r vorstellt, hocken teils feixend teils gelangweilt in einer Runde, links Vertreter kranker Kassen und der KV, rechts Ärztevertreter und solche der KV, am Kopf der unparteiische Vorsitzende, den wohl immer und ewig eine besonders kranke Kasse stellt, ah, oh, kaka, und hinterm Armesünderbänklein knien zwei bittstellende Ärzte, der eine will dem anderen die kassenär$chliche Zulassung überlassen = das Privileg, den vermeintlichen Besitz der kranken Kassen zu verbraten und verprassen = deren "befreiende Gesamtvergütung".

Eben diese Bande hat kürzlich verhindert, dass meine ... Zulassung an zwei Fachkollegen übergeben werden konnte. Das Argument war, der Gesetzgeber wolle nicht, dass dieselbe um 5 km Luftlinie ostwärts verschoben werde, genau so war's. Zu ergänzen wäre, dass uns die Entscheidung vom Vertreter der Ärzteseite mündlich überbracht worden ist. Bis zum kostenpflichtigen und allein rechtswirksamen schriftlichen Bescheid (250.- oder so) vergehen gewöhnlich mehrere Monate, dann erst kann nach dem Sozialgesetzbuch Einspruch erhoben werden, nur war ja klar, dass ich bis dahin mein Privileg ... längst zurückgegeben haben musste, weil ich nach dem 30.09. nicht mehr arbeiten k a n n weil ich kein Personal mehr habe.

Es sind also die Körperschaften selbst, die die Flächendeckung mit Ärzten erledigen. Denn sowohl von Seiten der kranken Kassen (Freiherr von und zu Bockelstark und auf und davon, Vorstand des spitzen Bundesverbands der kranken Kassen ) war zu hören, man brauche doch heutzutage keine selbständig denkenden Ärzte mehr, angestellt denkende täten's doch viel besser; als auch geht die Tendenz der KV-Fürsten eindeutig in Richtung Eigenbetriebe, die Behörde KV möchte also künftig selber Arbeitgeber für Ärzte werden, und da bin ich mal echt gespannt zuzuschauen, wie voll das in die Hose geht.

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